Über 30 Jahre im Kloster: Diese 7 Dinge habe ich gelernt

21. Dezember 2024

Vor mehr als drei Jahrzehnten habe ich mich entschlossen, Mönch zu werden und in ein Kloster einzutreten. Seitdem habe ich nicht nur spirituelle Rituale und Gemeinschaft erlebt, sondern auch tiefe Einsichten über das Leben, mich selbst und den Glauben gewonnen. In diesem Artikel möchte ich sieben wichtige Lektionen teilen, die ich in dieser Zeit gelernt habe.


1. Der spirituelle Weg ist ein Weg der Heilung

Als ich mein Leben im Kloster begann, dachte ich, Spiritualität bestehe aus Beten, Meditieren und dem Lesen frommer Bücher. Doch bald wurde mir klar, dass das nicht reicht. Spiritualität ist immer auch ein Weg der Heilung. Unsere inneren Wunden – Traumata, unbewältigte Erlebnisse, alte Verletzungen – hindern uns daran, tiefer in die Spiritualität einzutauchen. Wer nicht bereit ist, sich diesen Wunden zu stellen, wird im Gebet, in der Meditation oder im Glauben stagnieren. Heilung ist kein einfacher Prozess, doch wenn wir unsere Verletzungen anschauen und verarbeiten, können sie zu Quellen der Kraft werden.


2. Regeln sind nur Mittel zum Zweck

Klosterregeln scheinen für viele von außen betrachtet ein starrer Rahmen zu sein, doch ich habe gelernt, dass Regeln niemals Selbstzweck sein dürfen. Sie sollen den spirituellen und gemeinschaftlichen Raum schützen, nicht das Leben einengen. Regeln, die nicht mehr lebbar oder sinnvoll sind, müssen hinterfragt und gegebenenfalls überarbeitet werden. Es geht immer um einen pragmatischen Umgang: Nicht die absolute Regelkonformität ist entscheidend, sondern ein Weg, der das Leben und die Spiritualität fördert.


3. Spiritualität beginnt in dir selbst

Gott und das Glück findest du nicht außerhalb von dir – nicht in Gebeten, Ritualen oder äußeren Formen. Alles beginnt in dir. Die Suche nach Gott und Erfüllung führt unweigerlich nach innen, wo du mit deinen eigenen Problemen und Schwächen konfrontiert wirst. Nur durch diese Auseinandersetzung kannst du wahres Glück und eine tiefe Verbindung zu Gott finden. Die Heilung deiner inneren Welt ist daher essenziell für deinen spirituellen Weg.


4. Ich bleibe immer ein Mönch

Egal, ob ich eines Tages das Kloster verlassen sollte – was aktuell nicht geplant ist –, werde ich immer ein Mönch bleiben. Der Weg des Mönchseins hat meine Sicht auf die Welt, meinen Glauben und mein Leben grundlegend geformt. Es ist ein Teil von mir geworden, den ich überall hin mitnehme. Mönchsein bedeutet für mich, in einer ständigen Annäherung an das Ideal eines spirituellen Lebens zu sein, auch wenn ich weiß, dass ich es nie vollkommen erreichen werde.


5. Du bist verantwortlich für deinen eigenen Weg

Auch im Kloster bleibt jeder Mönch für seinen Glauben und seinen spirituellen Weg selbst verantwortlich. Es ist eine Illusion zu glauben, man könne diese Verantwortung an den Abt oder die Gemeinschaft abgeben. Jeder von uns muss selbst entscheiden, was er glaubt, wie er lebt und welchen Weg er geht. Diese Verantwortung ist nicht nur eine Pflicht, sondern auch ein großes Privileg, das uns die Freiheit gibt, unseren Glauben authentisch zu gestalten.


6. Alleinsein ist eine Kunst

Ein zentraler Aspekt des Klosterlebens ist die Fähigkeit, allein sein zu können. Das bedeutet nicht nur, physisch allein zu sein, sondern eine Kultur des Alleinseins zu entwickeln: eine Form, das Alleinsein sinnvoll und erfüllend zu gestalten. Ob durch ein Hobby, Musik, Lesen oder andere Aktivitäten – jeder braucht etwas, das er nur für sich tut. Diese Kompetenz ist nicht nur im Klosterleben, sondern auch in Beziehungen und Familien unverzichtbar. Wer alleine sein kann, überfrachtet Gemeinschaft und Beziehungen nicht mit überzogenen Erwartungen.


7. Das Kloster ist ein Übungsraum

Das Kloster ist kein Himmel auf Erden, sondern ein Übungsraum – ein Ort, an dem ich Spiritualität, Liebe und Gemeinschaft einübe. Es ist ein Raum voller Herausforderungen, Ecken und Kanten. Manche Mitbrüder liegen mir, andere weniger, und umgekehrt geht es ihnen mit mir genauso. Diese Unterschiedlichkeit ist mein Lernfeld: Wie kann ich lieben, auch wenn es schwierig wird? Diese Erkenntnis hilft mir, das Kloster und meine Umgebung mit anderen Augen zu sehen. Auch dein Umfeld – ob Familie, Freunde oder Kollegen – ist ein solcher Übungsraum. Nimm die Herausforderungen an und betrachte sie als Chance, zu wachsen.


Fazit

Das Klosterleben hat mich gelehrt, dass Spiritualität ein Weg der Heilung, der Verantwortung und der inneren Transformation ist. Es geht darum, mit sich selbst ins Reine zu kommen, die eigenen Wunden zu heilen und inmitten von Herausforderungen in der Liebe zu bleiben. Diese Lektionen gelten nicht nur für das Kloster, sondern für jeden, der sich auf einen spirituellen Weg begibt. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest oder Fragen hast, lass es mich in den Kommentaren wissen. Ich freue mich, meine Erfahrungen mit dir zu teilen.


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