Warum du nicht offen sein solltest

24. August 2024

In der spirituellen Szene hört man oft den Ratschlag: "Du musst dich öffnen." Es scheint ein stilles Dogma zu sein, das überall präsent ist, egal in welcher spirituellen Richtung man sich bewegt. Doch was bedeutet es eigentlich, sich zu öffnen, und ist dieser Ratschlag wirklich so hilfreich, wie er erscheint?

Die Bedeutung von Öffnung und Abgrenzung

Öffnung und Abgrenzung sind zwei zentrale Pole in unserem Leben. Manchmal öffnen wir uns für eine Sache oder einen Menschen, manchmal grenzen wir uns ab. Beides gut zu beherrschen, ist entscheidend. Doch was passiert, wenn wir uns öffnen, ohne zu wissen, wie wir uns abgrenzen können? Hier liegt das Problem vieler spiritueller Ratschläge: Die Aufforderung zur Öffnung ignoriert oft die Notwendigkeit, sich schützen zu können.

Warum Abgrenzung notwendig ist

Du kannst dich nur öffnen, wenn du auch weißt, wie du dich abgrenzen kannst. Viele Menschen, besonders jene, die sich für Spiritualität interessieren, haben nie gelernt, sich zu schützen. Sie sind oft zu offen und nutzen Spiritualität möglicherweise sogar als Flucht in einen Zustand, in dem sie sich sicher fühlen können, ohne wirklich in Gefahr zu sein. Doch wahre Sicherheit kommt nicht von einer dauerhaften Offenheit, sondern von der Fähigkeit, sich in der realen Welt abzugrenzen und zu schützen.

Diese Abgrenzung ist essenziell, um nicht in Gefahr zu geraten, emotional oder psychisch verletzt zu werden. Ohne diese Fähigkeit führt die Aufforderung zur Öffnung oft zu Überforderung und Unsicherheit. Es fehlt der innere Schutz, der es ermöglicht, sich gefahrlos zu öffnen.

Persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Prägungen

Viele von uns haben in ihrem Leben Übergriffigkeiten erlebt, sei es durch die Missachtung persönlicher Grenzen oder durch äußere Umstände. Diese Erlebnisse prägen uns und machen es schwierig, uns unbefangen zu öffnen. Ich selbst habe zum Beispiel als Kind nie einen eigenen Raum gehabt, den ich dringend gebraucht hätte. Diese Erfahrung hat in mir den Wunsch nach Schutz und Abgrenzung verstärkt.

Gesellschaftlich wird oft das Extrovertierte, das Offene honoriert, während das Zurückgezogene und Schutzbedürftige wenig Anerkennung findet. Doch gerade dieses Zurückziehen, das Sich-Abgrenzen, ist für viele von uns notwendig, um überhaupt die Möglichkeit zu haben, sich irgendwann wieder öffnen zu können.

Abgrenzung als Voraussetzung für echte Offenheit

Offenheit ist wichtig, aber sie kann nur dann wirklich gelebt werden, wenn wir in der Lage sind, uns abzugrenzen. Viele Menschen leben mit einer unterschwelligen Unsicherheit, einem ständigen Gefühl der Bedrohung. Diese Menschen können sich nicht wirklich öffnen, weil sie ständig damit beschäftigt sind, sich irgendwie zu schützen, ohne genau zu wissen, wie.

Die wahre Offenheit entsteht erst, wenn wir in uns selbst ein Gefühl von Sicherheit geschaffen haben. Diese Sicherheit gibt uns den inneren Frieden, den wir brauchen, um uns zu öffnen – für andere Menschen, für neue Ideen und für spirituelle Erfahrungen. Frieden bedeutet, ein geschütztes Gebiet in uns zu haben, in dem wir uns sicher fühlen und aus dem heraus wir uns dann öffnen können.

Fazit: Schutz und Sicherheit als Basis für Offenheit

Die Fähigkeit zur Abgrenzung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern die Grundlage dafür, uns wirklich öffnen zu können. Wenn wir lernen, unsere Grenzen zu setzen und uns zu schützen, entsteht eine Sicherheit, die es uns ermöglicht, uns offen und frei auf das Leben einzulassen. Wahre Offenheit beginnt also mit der Abgrenzung und dem Schutz des eigenen inneren Friedens.



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