Warum Du nicht zu Gott beten sollst

18. März 2023

Vor einigen Jahren habe ich bereits einmal ein Video über das Gebet und über das Beten gedreht. Nun wird es Zeit, dass ich mich diesem Thema wieder zuwende, zumal es auch der Wunsch eines Zuschauers war. Und ich muss auch sagen, dass sich bei mir einiges getan und verändert hat. Mein erstes Video dazu lautete in etwa: Warum ich nicht mehr bete und jetzt sage ich etwas zugespitzt und provokant: Warum Du nicht zu Gott beten solltest.

Du wirst am Ende verstehen, was ich damit meine.


Bevor ich loslege

Eines möchte ich nochmals betonen. Es mag für Dich klar sein, aber es schleichen sich immer wieder so viele alte und überkommene Vorstellungen ein, dass ich es immer und immer wieder sagen möchte. Gebet ist kein besserer Einkaufszettel. Gebet ist auch kein magischer Akt, bei dem ich unmittelbaren Einfluss auf das Weltgeschehen und den Lebensfluss Einzelner nehmen kann. Wenn das ginge, dann wäre das die absolute Versuchung und ein gefährlicher Weg. Es wäre der Versuch, Gott zu spielen.

Gut, nachdem ich das nochmals klargestellt habe. Kann ich jetzt zu dem kommen, wie ich das Gebet heute verstehe.

Für mich ist das Beten – nicht unbedingt das in den Kirchen und Gebetskreisen – ein geistiger Akt, man könnte auch sagen, eine geistige Übung.


Es geht um Hinwendung

Im Kern geht es für mich beim Gebet um eine innere Hinwendung, die ich vollziehe und daraus resultiert eine Vergegenwärtigung. Ich versuche mich direkt mit jemandem oder etwas zu verbinden. 

Alle Gebet, die Psalmen, der Rosenkranz, das Vater-Unser und all diese alten Formen sind nichts anderes als genau das, in eine Vergegenwärtigung zu gelangen. Das Göttliche soll sich in mir vergegenwärtigen und ich mich damit verbinden.

Die gesprochenen Gebete haben den Sinn, dass ich den Kontakt sozusagen herstelle, dass es mir gelingt, den Weg zu öffnen und die Portale zu den inneren Räumen weit aufzustoßen.


Den Bewusstseinszustand halten

Die besonderen Herausforderungen mit solchen inneren Prozessen und Begegnungen ist stets, wie ich diese Erfahrung und diesen Zustand halten kann. Das Geistige und das Bewusstsein sind sehr flüchtig

Du kennst das vielleicht vom Träumen. Der nächtliche Traum mag sehr konkret und plastisch sein, dennoch kann es passieren, dass Du ihn nach dem Aufwachen vergisst. Oder Du versuchst dem Göttlichen nahezukommen und zu bleiben und musst feststellen, dass das gar nicht so einfach ist. Oder der Wunsch in der Meditation gegenwärtig zu sein misslingt immer wieder.

Diese inneren Zustände zu halten, das ist das Problem.

Die Gebete in Gottesdiensten dienen dazu, dass uns das gelingen möge, dass wir eine Verstetigung erreichen in der inneren Bezogenheit zu Gott.

Nach der Vergegenwärtigung kann es aber auch noch weitergehen. Denn ich kann auch noch etwas hinzufügen. Ich nenne es einmal eine Evokation, oder ein Wunsch, eine Richtung, die mir wichtig zu sein scheint oder ein Thema, das mich beschäftigt.

Aber das ist keine Bestellung, es ist in gewisser Weise die Färbung des inneren Raums. Ich habe ein Thema, das mich vielleicht belastet oder an dem ich arbeite und ich möchte, dass das Göttliche damit in Verbindung kommt, damit sich etwas ereignet und löst.

Jetzt aber komme ich zu einem entscheidenden Punkt. 


Ich bete zu Archetypen?

Manche mögen das als etwas Frevlerisches oder gar als Blasphemie bezeichnen. Aber ich bete in diesem Sinne nicht nur zu Gott, sondern auch zu Archetypen. Ich beschäftige mich beispielsweise seit einigen Wochen mit dem Archetypen des Magiers, und ich bete zu diesem Magier, indem ich mich zu ihm hinwende, ihn vergegenwärtige – tatsächlich hilft mir ein Bild dabei und dann kann ich diese Kraft, mit der ich in Verbindung gerate, bitten stark in mir zu werden und mich zu unterstützen.

Für mich waren bei diesem Verstehen von Gebet und Beten die Erkenntnisse von Erich Neumann, einem der spannendsten Schüler von C.G. Jung sehr, sehr wichtig.

Er hat Jungs Theorie weitergeführt und Jung selber fand diese Weiterführung sehr gut und hilfreich.

Es war Neumanns Ansicht, dass wir nicht nur eingebunden sind in das kollektive Unbewusste und dass wir ein Selbst haben. Das ist eine klassische Vorstellung auch von Jung selber. Neumann geht darüber hinaus. Er sagt, dass das kollektive Unbewusste ein Feld ist, so wie das Selbst ein Feld ist. Damit geht es deutlich über das individuelle Bewusstsein hinaus. Beides sind Felder, die in diese Welt und in die Felder anderer Menschen hineinreichen und sich austauschen und wirken.

Du kennst das Phänomen der Synchronizität. Jung entdeckte dieses Phänomen, während der mit einem Patienten über seinen Traum sprach. Darin spielte ein Skarabäus eine wichtige Rolle. Und als sie darüber sprachen, stieß plötzlich ein Insekt an das Fenster des Raumes, in dem sie sich befanden. Ein Skarabäus ist ja auch ein Insekt. Und es war für Jung sofort klar, hier zeigt sich eine tiefere Ebene, hier wird etwas deutlich, was nicht mehr nur Zufall ist. Das Feld des Kollektiven Unbewussten wirkt in diese Welt hinein und hat, so können wir es jetzt sagen, für dieses Ereignis gesorgt.


Zu Gott beten?

Nun können wir noch tiefer gehen oder noch höher. Denn dann kommen wir auch zu Gott und können Gott auch als Feld verstehen. Wenn solche Begriffe hier überhaupt noch möglich sind. Die Begegnung mit dem göttlichen Bewusstsein geschieht über eine Felderfahrung. Wir stoßen in unserem Alltag sozusagen auf göttliche Frequenzen, das Feld wirkt in unseren Alltag hinein. Das tut es ohnehin, aber manchmal können wir es spüren.

Das Gebet ist nun die aktive Arbeit mit diesen Feldern. Es ist aber auch hier nicht eine Art Programmierung, das geht nicht. Wir sind in der inneren Arbeit demütige Wesen, die nur bitten können und nur hinweisen können. Was wirklich geschieht und was wirklich gut ist, das können wir nicht wissen.

Aber wir können uns nun gezielt und aktiv mit diesen Kräften und Energien, mit diesen Feldern verbinden.

Im Grunde ist es nichts anderes als das, was meine Mutter machte, wenn sie etwas verloren hatte. Sie betete zum Heiligen Antonius. Oder mit anderen Worten, sie wandte sich innerlich dieser Kraft zu, vergegenwärtigte ihn sich, vielleicht stellte sie sich eine Figur vor oder etwas Ähnliches und brachte ihre momentane Suche mit dieser Kraft in Verbindung. Mehr ist nicht möglich, mehr geht nicht. 

Und so geschah es auch, wenn wir in unserer Familie unterwegs waren, es wurde zum Heiligen Christophorus gebetet. Auch hier der gleiche Weg.

Und daher kann ich auch sagen, dass ich zum Magier bete, dass ich mich zu ihm hinwende, dass ich ihn vergegenwärtige und ihn mit meinem Leben in Verbindung bringe in der Hoffnung und mit der Bitte, er möge in meinem Leben oder diese Kraft möge in meinem Leben wirksam sein und mir Inspiration geben.


Das bedeutet Beten wirklich

Um es auf den Punkt zu bringen: Gebet ist eine geistige Tätigkeit, ist eine wirksame Übung nach innen hin.

Und natürlich und wirklich nicht zuletzt kann und darf und soll ich mich auch mit dem Göttlichen so verbinden.

Es wird ein stiller Weg sein, auf dem viele gesprochene Worte keine Rolle spielen werden. Es ist zudem ein offenes Warten, ein Für-möglich-Halten und ein stilles und entspanntes Beobachten. Und dann kann es geschehen, dass sich mir in der Stille die feine Kraft göttlicher Gegenwart spürbar zeigt.Wir kommen in Berührung mit einem Feld, das über das Persönliche noch hinausgeht, über die persönliche Liebe hinausgeht. In dieses überpersönliche Feld können wir dann geraten. Und können dann diese unendlich große Kraft spüren, diese feine und so subtile Energie.

Ja, wir sollen beten, es ist eine ganz praktische Übung, ein ganz konkreter Weg. 

Überlege, was Du jetzt brauchst, welche Kraft Du brauchst und welche jetzt in Deiner Entwicklung wichtig wäre. Ist es die Anima, also die weibliche Seite? Ist es vielleicht der Krieger? Willst Du Dich mit einem spirituellen Meister verbinden oder mit einer Heiligen, mit Gott? Am wirksamsten sind meistens Archetypen und Heilige, die schon von vielen angesprochen wurden, dann ist der Weg schon geebnet und leichter zu finden.

Beten ist daher nicht so sehr Lob und Dank und Bitte. Es ist ein aktives inneres Tun, eine innere Disziplin, mit der ich an mir und an meinem Weg arbeite.


Gebet ist Bewusstseinsarbeit

Ich möchte noch auf einen Punkt zu sprechen kommen. Man könnte nämlich jetzt sagen, dass ich Gebet psychologisiere. Aber dem ist nicht so. Denn ich wirke mit meinem Gebet ja weit über das Persönliche hinaus, ich wirke in diese Welt hinein. Nicht im Sinne einer Kausalität. Dieses Gebet, so wie ich es verstehe, ist ohne Demut nicht möglich. Wer etwas will, wer letztlich doch wieder etwas bestellen möchte, und sei es noch so legitim und verständlich, der wird daran scheitern.

Gebet ist eine Bewusstseinsarbeit. Wir arbeiten mit den verschiedenen Ebenen des Bewusstseins. Allerdings können wir vom göttlichen Feld  in der Form nicht sprechen. Hier ist jede Arbeit zu Ende, hier sind wir nur Dienende, die sich dem göttlichen Feld in Hingabe anheimgeben. Und daher könnte man auch sagen, dass hier sogar alle Gebete enden und alles Beten verstummt.

Und als Gewandelte kehren wir heim und um.

Nicht nur berührt und beschenkt, sondern mit geöffneten inneren Räumen für das Göttliche in mir. Dann sind wir Gezeichnete, Gezeichnete von Gottes überwältigender Gegenwartserfahrung.


korrgiertes Transskript


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