Es gibt einen Menschen, der dich von Anfang bis Ende deines Lebens kennt.
Der weiß, wie sich dein Schmerz anfühlt, wie sehr dich manche Erfahrungen geprägt – oder verletzt – haben.
Der versteht, was dich Kraft gekostet hat, und was dir geholfen hat, wieder aufzustehen.
Dieser Mensch bist du.
Und genau deshalb kannst du dich in der Tiefe begleiten – auf deinem Weg der Heilung und auf deinem spirituellen Weg.
Die Freiheit der Selbstbegleitung
Wenn du lernst, dir selbst eine kluge und bedachte Begleiterin zu sein, bleibst du unabhängig.
Du machst dich weniger abhängig von Therapeuten, Heilern oder Coaches, die – so hilfreich sie auch sein können – manchmal unbewusst neue Abhängigkeiten schaffen. In vielen therapeutischen Beziehungen gibt es die Gefahr, dass der oder die Begleiter*in idealisiert wird, fast wie eine Autorität, ohne die man nicht weiterkommt.
Selbstbegleitung durchbricht dieses Muster.
Du wirst selbstwirksam.
Nicht mehr „jemand macht etwas mit dir“, sondern du stehst in deinem Leben, hilfst dir selbst, schenkst dir spirituelle Impulse – Tag für Tag.
Und das Schönste: Du bist immer für dich da. Wo immer du bist, sind auch deine Möglichkeiten zur Selbstbegleitung da – deine Haltung, deine Werkzeuge, deine Präsenz.
Sechs Wege, dich selbst zu begleiten
1. Schreibe deine Gedanken und Gefühle auf
Setze dich täglich oder wöchentlich hin und schreibe alles auf, was dir durch den Kopf geht – ohne Punkt und Komma, ohne Rücksicht auf Rechtschreibung. Das ist nur für dich.
Wenn du magst, lies es dir danach durch. Markiere, was dich anspringt: Probleme, Themen, etwas, das dich berührt oder aufgewühlt hat. Das sind deine Themen – deine Landkarte für die Selbstbegleitung.
Zusätzlich: Erzähle deine Lebensgeschichte einmal aus einer liebevollen, stärkenden Perspektive. Wir sind es gewohnt, aus alten, oft schmerzhaften Blickwinkeln zu erzählen. Aber wenn du deine Geschichte bewusst konstruktiver formulierst, verändert sich ihre Bedeutung. Und das ist heilsam.
2. Achte auf deine innere Sprache
Höre dir selbst zu: Wie sprichst du innerlich mit dir?
Welche Worte verwendest du – liebevolle oder abwertende?
Beginne mit einem einzigen Wort, das du austauschen möchtest. Statt dich „Dummkopf“ zu nennen, könntest du sagen: „Ich bin gerade erschöpft“ oder „Ich habe mich geirrt – und das ist okay.“
Schritt für Schritt veränderst du so deine Gedankenmuster. Stoppe destruktive Gedankengänge und führe sie zu einem konstruktiven Ende. Entscheide dich bewusst für Worte, die dich aufrichten statt klein machen.
3. Übe eine freundliche, offene Haltung dir selbst gegenüber
Begleite dich so, wie du dir eine gute Therapeutin oder einen guten Freund wünschen würdest: freundlich, offen, ohne vorschnell zu urteilen.
Das bedeutet auch: Nimm manchmal eine neutrale Perspektive ein, besonders in emotionalem Chaos.
Erinnerungshilfen können helfen – vielleicht ein kleines Symbol, ein Kuscheltier oder ein Gegenstand, der dich daran erinnert: „Es ist gut. Sei freundlich mit dir.“
4. Lade das Göttliche ein
Wenn Gott für dich Liebe und Mitgefühl bedeutet, dann nimm diese Kraft bewusst in deine Selbstbegleitung auf.
Finde dein eigenes Ritual: Gebet, Meditation, ein Bild, ein Symbol, das dich an Gottes Gegenwart erinnert.
Wenn dein Gottesbild jedoch von Strafe und Schuld geprägt ist, dann ist es vielleicht hilfreich, dieses Bild zuerst zu hinterfragen oder Abstand zu nehmen.
5. Plane Zeit für Reflexion
Selbstbegleitung geschieht nicht zufällig.
Nimm dir regelmäßig Zeit, um innezuhalten:
- Was ist in den letzten Tagen oder Wochen geschehen?
- Welche Themen tauchen immer wieder auf?
- Welche Fragen beschäftigen dich?
Fragen bringen dich weiter – oft mehr als schnelle Antworten. Sammle gute, offene Fragen, die dich in der Tiefe bewegen.
6. Erde dich
Verliere nicht den Boden unter den Füßen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.
Spüre deine Verbindung zur Erde. Richte deine Aufmerksamkeit auf deinen Körperschwerpunkt, eine Handbreit unter deinem Bauchnabel. Das gibt dir Stabilität, besonders in stürmischen Zeiten.
Zum Schluss
Selbstbegleitung ist kein Ersatz für jede Form von Unterstützung. Aber sie macht dich frei, handlungsfähig und innerlich stark.
Du wirst zu deiner eigenen besten Freundin, deinem besten Freund – liebevoll, achtsam, verlässlich.
Denn ganz gleich, wer dich begleitet: Die wichtigste Begleiterin deines Lebens bist du selbst.