Wie du Trigger auflöst

6. April 2024

Ich habe es als ungemein hilfreich empfunden, von der Wirkung von Triggern zu wissen und mit der Zeit zu erfahren, auf welche Trigger ich wie reagiere. Bevor ich verstand, wie mich Trigger beeinflussen und mich zu Reaktionen verleiten, die niemand versteht, dachte ich immer: So bin ich, so reagiere ich, und das ist richtig. So bin ich und das bin ich. Wenn mir jemand komisch kam, dann war ich wütend. So reagiert man eben auf solche Menschen. Und dann war ich völlig erstaunt, dass mein Umfeld das als nicht angemessen empfand und mich dafür kritisierte. Einige haben sich geradezu zurückgezogen, weil sie keine Lust hatten auf meine unangemessenen und völlig unwillkürlichen Reaktionen. Naja, und dann habe ich irgendwann begonnen, meine Reaktion genauer zu untersuchen. Ich musste leider feststellen, dass ich nicht auf die Menschen reagiert hatte, die vor mir standen, sondern auf zahlreiche andere, denen ich in meinem Leben begegnet bin. Ich war auf die Spur meiner Trigger gekommen.


Wenn du anders sein willst, als du dich zeigst

Und vielleicht kennst du das auch, wie ich es immer noch erlebe - aber heute weiß ich, wie ich damit umzugehen habe. Ich gehe so durch meinen Tag, mache die Dinge, die ich so jeden Tag mache. Und urplötzlich werde ich wütend oder ärgerlich oder traurig. Und bin versucht auch so zu reagieren. Heute weiß ich: Stopp David! Jetzt mache nichts, sage nichts, am besten ziehst du dich erstmal zurück, damit du keinen Schaden anrichtest. Denn in 90% der Fälle hat mich etwas angetriggert, und dieser Trigger ist mehr oder weniger unabhängig von der aktuellen Situation. Also gehe ich brav in mein Zimmer und warte einfach, bis alles in mir vorbei ist. Dann kann ich neu auf die Situation schauen, und meistens erkenne ich, dass es gar nicht so schlimm war. Und ich bin froh, kein Unheil angerichtet zu haben. Bei dir mag es kein Ärger sein, sondern vielleicht Wut, Traurigkeit, Müdigkeit, Arroganz, Abwertung - ein Trigger kann so ziemlich alles auslösen, was wir an Emotionen in uns tragen. Das Besondere an einem Trigger ist dabei, dass er eine Reaktion auslöst, die oft für die aktuelle Situation völlig unangemessen ist. Ich reagiere dann zu stark und zu heftig, und mein Umfeld kann das nicht einordnen. Es ist deshalb unglaublich wertvoll, von den eigenen Triggern zu wissen und zu merken, wann du angetriggert wirst. Dann kannst du, wie ich, dir Zeit lassen und erst einmal warten, bis du zu einer Reaktion imstande bist, die sich der aktuellen Situation anpasst.


Was ist ein Trigger?

Lass uns zunächst die Trigger genauer untersuchen, damit wir verstehen, was das eigentlich ist. Ein Trigger kann so ziemlich alles sein, was es gibt - das macht es dann auch so schwierig. Ich habe während meiner psychotherapeutischen Ausbildung von einem besonderen Fall erfahren. Eine junge Frau war ins Krankenhaus eingeliefert worden. Nichts Schlimmes, aber sie musste behandelt werden. Aber wenn ein bestimmter Pfleger den Raum betrat, bekam sie eine Panikattacke. Niemand verstand warum, zumal die Panikattacke nicht immer auftrat, wenn der Pfleger den Raum betrat. An manchen Tagen hatte sie eine solche Attacke, an anderen Tagen nicht. Niemand verstand das, auch die junge Frau nicht. Sie wusste nicht, was da mit ihr passierte. Das ist ja das Besondere an Triggern, wir wissen meistens nicht, was uns antriggert, sondern gehen erstmal davon aus, dass wir eine normale Reaktion erleben. Doch in diesem besonderen Fall hatte sich ein Psychologe der Sache angenommen. Und in akribischer Kleinarbeit bekam er dann heraus, dass die junge Frau getriggert wurde. Es war nämlich so, dass sie immer dann auf den Pfleger mit Panik reagierte, wenn dieser Turnschuhe trug. Der Mann, der sie als Kind misshandelt hatte, hatte ebenfalls Turnschuhe getragen, und es war das Erste, was sie von ihm sah, bevor er sie missbrauchte. In dem Augenblick, wo der Frau das klar wurde, konnte sie ihre eigene Reaktion besser verstehen und wusste, dass sie jetzt in diesem Augenblick nicht panisch reagieren musste. Es war halt ein Trigger, und der Trigger, das waren die Turnschuhe. Du siehst, es kann so ziemlich alles zu einem Trigger werden, was wir durch unsere Sinne wahrnehmen. Wörter, Gesten, Körperhaltungen, sehr oft auch Gerüche oder auch Musik. 


Es gibt positive und negative Trigger

Jetzt muss ich dir eine Sache unbedingt sagen. Die Trigger sind ja im Grunde alles, was eine Erinnerung in uns auslöst. Und damit können Trigger negativ und positiv sein. Wenn du dich an den Geruch von Hefekuchen erinnerst, den deine Mutter früher immer gebacken hat, und dir dann nicht nur das Wasser im Munde zusammenläuft, sondern du auch Gefühle von Geborgenheit in dir spürst, dann ist der Geruch von Hefeteig ebenfalls ein Trigger, aber ein positiver. Und auch solche Trigger gibt es zuhauf. Bei mir ist es zum Beispiel tatsächlich der Geruch von frischem Hefekuchen, von aufgebrochener Erde, von Sand - ich hatte als Kind einen großen Sandkasten - oder auch von modernden Pappeln im Herbst, die wir zahlreich auf unserem Hof hatten. All das verbindet mich mit den positiven Aspekten meiner Kindheit. Aber ich habe eben auch die anderen, nicht positiven, ich habe Trigger, die mich sofort wütend, ängstlich oder traurig machen. Und um die geht es mir natürlich heute - die anderen sind ja eher unterstützend, und über die kann man sich freuen und sogar gezielt einsetzen. So habe ich während der Corona-Zeit wirklich Hefekuchen gebacken, damit ich mir das Gefühl von Geborgenheit vermitteln kann. Hat geklappt und war auch noch lecker. Ich möchte dir natürlich helfen, mit solchen Triggern umzugehen. Du bist ihnen nämlich nicht hoffnungslos ausgeliefert, sondern kannst immer etwas tun, damit du nicht so reagierst, dass andere verletzt oder gekränkt werden, ohne es "verdient" zu haben. 


Was macht ein Trigger mit dir?

Was also passiert, wenn du getriggert wirst. Es sind nicht nur die inneren Gefühle, die du wahrnimmst und die dich stark beeinflussen. Es ist dein gesamtes Nervensystem, das auf einen Trigger reagiert. Und das Nervensystem wird schlagartig hochgefahren. Du kommst meistens in einen Erregungszustand. Du hast zu viel Energie in deinem System, und die will abgebaut werden. Seitdem ich das zum Beispiel weiß und gelernt habe, mich wieder abzuregen und mein Nervensystem wieder in den Ruhemodus zu versetzen, kann ich mit Situationen umgehen, von denen ich bisher meinte, nur mit viel Wut, mit Verletztheit oder mit Angst reagieren zu müssen. Jetzt weiß ich, dass ich Situationen sogar hinnehmen und akzeptieren kann, bei denen ich vor einigen Jahren noch ausgerastet wäre. Ich spüre teilweise immer noch die innere Erregung, aber ich weiß damit umzugehen, und diese Erregung nimmt mich nicht völlig ein. Vielleicht fragst du dich, wie ich das geschafft habe. Denn allein durch ein rationales Verstehen kannst du das vermutlich nicht erreichen. Ich habe mich zum Beispiel mit neurogenem Zittern - ja, du hast richtig gehört, neurogenes Zittern - und mit Havening beschäftigt. Beides sind Techniken, die dir helfen können, herunterzukommen, wie wir das umgangssprachlich nennen. Und gemeint ist damit, den Energielevel in uns herunterzuregulieren und den Panikmodus zu deaktivieren. Dafür brauchst du in der Regel eine körperliche Übung. Und wenn du die hast und regelmäßig anwendest, dann spürst du, wie viel mehr Ruhe in dein System fließt und wie du mit Situationen umgehen lernst, von denen du bisher meistens überfordert warst. In der Beschreibung werde ich dir zwei Videos verlinken, die dich mit dem neurogenen Zittern und dem Havening bekannt machen. Ich selbst habe vor allem mit dem Havening sehr gute Erfahrungen gemacht. Dabei streichelst du dich an den Armen, den Händen und im Gesicht. Und dabei zählst du alle Gegenstände im Raum auf, die gelb oder rot sind, oder machst eine andere Übung, die dich mit der Außenwelt verbindet - aber nicht mit Menschen. Dadurch verlässt du deine Triggertrance und kommst aus dem Teufelskreis heraus. Ganz ehrlich: Ich habe vor ein paar Wochen zum ersten Mal gespürt, wie es sich anfühlt zu leben, ohne im inneren Alarmzustand zu sein. Ich kannte das bis dahin nicht, ich war fast immer im Alarmzustand. Und jetzt weiß ich, wie entspannt es sein kann, entspannt zu sein. Irre, oder? Also solche Übungen sind Gold wert und du solltest sie unbedingt erlernen - geht auch ganz schnell. Sich zu streicheln ist nichts, was man großartig einüben muss. 


Kenne deine Trigger!

Der nächste Schritt ist dann, deine Trigger zu erkennen. Spüre nach, was in dir passiert, wenn ein Trigger naht oder da ist. Ich musste selbst lange nachspüren, um zu merken, welche Anzeichen es in meinem Körper gibt, bevor ich mit Wut oder Ärger reagiere. Da gibt es nämlich bei mir zum Beispiel ein ganz bestimmtes Gefühl und eine Kette von Gedanken, die oft sehr ähnlich sind. Und wenn ich die wahrnehme, weiß ich: Vorsicht, jetzt wirst du gleich wütend und machst vielleicht Sachen, die nicht gut sind. Und schon kann ich mit dem Havening, also dem Streicheln, beginnen, um mein Nervensystem zu beruhigen. Ich weiß auch, dass es bestimmte Situationen gibt, die immer wieder in meinem Leben auftauchen und mich antriggern. Es gibt auch Personen, die es ganz besonders gut schaffen, mich anzutriggern. Von denen halte ich mich dann fern, damit es mir besser geht - ich muss ja nicht mit jedem Menschen gut auskommen. Oft ist auch Müdigkeit etwas, das mich für Trigger besonders empfänglich macht und mir zeigt, dass ich jetzt besonders vorsichtig sein muss. Wenn wir müde sind, dann können wir uns schlechter abgrenzen und schützen. 


Du bist nicht falsch!

Wenn du das also nun den Trigger gefunden hast, dann geht es im nächsten Schritt darum, dich dir selbst zuzuwenden. Erkenne, dass du nicht falsch bist und dass deine Reaktion aus deiner Lebensgeschichte heraus verständlich ist. Du fühlst nicht falsch - auch, wenn die anderen das nicht verstehen. Ich habe selber jahrelang gedacht, zu blöd zu sein und viel zu emotional, bis ich dann merkte, dass ich immer noch zu Hause am Esstisch sitze und mit meinem Vater kämpfe. Das sehen die anderen natürlich nicht. Daher gehe liebevoll mit dir um, habe Verständnis für deine Emotionen und sogar für eine unangemessene Reaktion deinerseits. Vielleicht ist es auch besser, wenn du deine Reaktionen zunächst für dich behältst. Die anderen sehen ja nicht, dass du deinen Vater meinst oder wen auch immer. Verlasse daher besser die Situation, geh spazieren, geh in die Natur… das sind gute Möglichkeiten, um sich selber zu regulieren und aus der Übererregung herauszukommen. So kannst du vielleicht mit der Zeit erkennen, dass der Trigger auch nur ein Trigger ist - nicht mehr und nicht weniger. Er ist ein Auslöser, du hast gelernt, diesen speziellen Geruch als etwas Bedrohliches zu erkennen - obwohl die meisten Gerüche nicht bedrohlich sind. Und wie du das gelernt hast, so kannst du das auch wieder verlernen und erkennen: Es ist nur ein Geruch. Das war es dann auch. Du kannst lernen, den Trigger zu neutralisieren und dafür zu sorgen, dass er seine Bedeutung verliert. Und du kommst zurück in die Gegenwart, denn Trigger verbinden dich immer mit Gefühlen von einst, von Gestern, aus deiner Vergangenheit. Und wenn du spürst, wieder ganz in der Gegenwart zu leben und sein zu können, dann spürst du auch die Kostbarkeit des Lebens wieder. Und glaube mir, das ist eine unglaublich schöne Erfahrung.


korrigiertes Transkript


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