Wie heilen wir unsere Welt?

20. August 2022

Ein Schritt vor die Tür genügt im Grunde schon, um zu merken: Hier stimmt etwas nicht. Ach, im Grunde kannst Du auch zu Hause bleiben und auch dort wirst Du merken, da ist etwas aus den Fugen geraten. Und noch schlimmer: Du musst nur in Dich hinein schauen und hören, um zu erkennen, dass diese Welt so wie sie ist nicht in Ordnung ist.

Aber um ehrlich zu bleiben, das war sie noch nie.

Die Propheten und Religionsgründer, die Heiligen und Revolutionären dieser Welt haben immer schon darauf hingewiesen, dass wir etwas ändern müssen, dass die Welt so nicht bleiben kann und darf.

Aber ich will es doch wagen zu sagen, dass es vermutlich selten Augenblicke wie diese gegeben hat – vielleicht sogar niemals zuvor.

Die Welt ist nicht in Ordnung, hat keine gute Ordnung gefunden und wir sind mittendrin.


Unsere Probleme und Krisen

Ich will nicht zu viel über den Krieg in der Ukraine sprechen, da sind andere fachkundiger als ich und vielleicht hast Du auch schon viel zu viel darüber gehört. Dennoch möchte ich dieses Geschehen aufgreifen. Denn damit ist wirklich eine Wende eingetreten. Falsche Gewissheiten und Lügen wurden aufgedeckt. Und jetzt wissen wir: Wir sind nicht wirklich sicher. Und wir werden vermutlich auch niemals sicher sein. Das Leben ist ständig in Gefahr. Die Freiheit ist immer gefährdet.

Und der Klimawandel, im Grunde der lebende Beweis für Karma, dafür, dass Sünden aus Generationen vor uns, uns heute noch belasten, der Klimawandel zeigt uns, dass wir in einer bedrohlichen Situation leben. Wir sehen es im Fernsehen, wir spüren es an der Hitze und dem Verdorren unserer Bäume und Sträucher. Und selbst, wenn es uns gelingen sollte, das Ausmaß zu kontrollieren, werden wir nicht einfach in den Modus davor zurückkommen. Es wird weiter schlimm bleiben.

Und soll ich weitermachen? Armut, Sucht, Pandemie, Gewalt …ich will Dir keine Angst machen. Aber wir müssen all das in gewisser Weise würdigen, wir müssen dem Achtung schenken, weil damit Leid und Schmerzen, Krankheit und Tod verbunden sind. Es ist das Leid, das durch uns alle hervorgerufen wird, von jedem und jeder von uns.


Alles hatte seinen Vorlauf

Aber wie konnte es so weit kommen? An Propheten und Mahnern hat es nicht gemangelt. Immer wieder wurde von verschiedenen Seiten darauf hingewiesen. Und seien wir ehrlich, die Katastrophen haben sich teilweise lange angekündigt. Es kam nicht alles plötzlich über uns.

Aber wir haben es nicht hören wollen, haben uns in die Behaglichkeit unseres Lebens eingenistet. Es war doch so schön und warm. Warum daran etwas ändern?

Nochmals gefragt, wie konnte es so weit kommen?

Ich mache drei Krankheiten aus, mit denen wir uns alle infiziert haben.

Die Welt als Mittelpunkt

Wir sind auf unsere Welt konzentriert. Wir sehen das Materielle als das an, worum es geht. Ja, wir wissen natürlich, dass sich Liebe und Freiheit nicht kaufen lassen. Dennoch sind wir im Wesentlichen auf diese Erde beschränkt. Eine wirkliche Tiefensicht, ein wirkliches Durchschauen dieser Welt – nicht im Sinne davon, die Tricks und Prozesse zu erkennen, sondern in dem Sinne, das zu sehen, was alles trägt und hält, was sich als letzter Hintergrund zeigt, das haben die meisten Menschen verlernt.

Wir meinen, die Erde wäre die letzte Wirklichkeit. Die meisten Wissenschaftler glauben das vermutlich und genau das, wird uns in den Medien und letztlich auch von der Politik vorgemacht – egal von welcher Seite.


Wenn alles nur noch Welt ist

Wenn aber die Welt so in den Mittelpunkt gerückt wird, wenn die Bedürfnisse in dieser Welt damit absolut gesetzt werden, wenn es also nichts gibt, was darüber steht, was noch wichtiger ist, was sich als unbedingt zeigt und wirkt, dann machen wir alles, damit es uns gut geht. Dann sind wir nicht mehr gebunden an etwas Höherem oder Tieferem oder Stärkerem oder Liebenderem. Alles ist immer nur Welt.

Und so haben wir dann den Menschen in den Mittelpunkt gestellt.

Wir, die Krone der Schöpfung, der Herrscher über diesen Planeten, der sich selber optimiert, der sich alles nehmen darf, dem alles gehört. Er ist das Maß aller Dinge und auf seine Bedürfnisse kommt es an. Anthropozän wird dieses aktuelle Zeitalter genannt. Das Zeitalter des Menschen also. Daran erkennen wir, um wen es hier geht. Und diese Bezeichnung enthält soweit ich das erkennen kann keinen Augenblick des Nachdenkens, der Andacht und des Erwägens. 

Wir stehen über allem und wir können uns alles zu eigen machen. Wir sagen, dass wir etwas unser Eigentum nennen. Aber mit welchem Recht? Mit welchem Recht sagen wir, dass diese Pflanze mir gehört? Gehört die Pflanze nicht sich selbst? Ist sie mir nicht einfach nur geliehen, dient sie mir, aber sie hat ein Recht auf sich selbst. Und habe ich nicht eine Verpflichtung, die Pflanze zu hegen und zu pflegen? Und weiterzugeben, wenn ich sie nicht mehr brauche oder wirklich zurück in den Kreislauf der Natur zu geben, damit etwas Neues daraus entsteht. Habe nicht auch ich als Mensch, einer Pflanze zu dienen? 

Und dann haben wir noch etwas in den Mittelpunkt gestellt, nämlich uns selbst. Ich stehe in der Mitte meines Lebens, dieser meiner Welt. Und ich habe ein Recht darauf, dass es mir gut geht, dass ich alles bekomme. Meine Bedürfnisse sind die Wichtigsten, meine Wünsche die Bedeutsamsten und mein Wollen das Vorrangigste. Und so marschieren wir durch diese Welt, nehmen uns, was wir wollen. Wir werden dabei Sklaven von uns selbst, eingesperrt im goldenen Käfig unserer Wünsche und Bedürfnisse.

Um diese drei Diagnosen zusammenzufassen: Wir haben letztlich die Mitte verloren und haben etwas anderes in die Mitte gestellt. Und daher ist die Therapie dieser Welt auch genau das: Dass wir wieder die Mitte unseres Lebens füllen, dass wir die Mitte erkennen und keine falschen Götzen und nichts Vergängliches dort hineinsetzen.


Das Heilige in dieser Welt entdecken

Das heißt, dass wir das Göttliche wieder erkennen müssen, das Heilige in dieser Welt, dass wir auf eine Entdeckungsreise des Heiligen gehen, weil das Heilige ein Tor sein kann für das Göttliche, ein Tor zu Gott.

Aber das Heilige, es macht Dich nicht stolz, nein, wenn Du ein stolzer Mensch bist, dann wirst Du das Heilige erst gar nicht finden. Nicht, dass man auf seine Leistungen nicht stolz sein darf, aber wenn ich ganz grundlegend stolz bin, dann stimmt etwas nicht.

Der Weg zum Heiligen, zur neuen Mitte, geht über die Demut.

Es wird Zeit, dass wir wieder Demut lernen, miteinander, alle zusammen. Niemand ist davon ausgeschlossen. Demut heißt ja erdverbunden, heißt, sich zu verneigen, ohne sich dabei einen Zacken aus der Krone zu brechen. Ich erkenne Dich an, ich sehe das, was geschieht. Ich erkenne meine eigene Beteiligung an diesem Leid an – wie gering oder groß sie auch sein mag. Ich erkenne an, dass ich nur ein Teil bin, ein Fragment und nicht die Vollendung des Lebens. Ich erkenne an, dass mein Leben nicht alles leisten kann und muss, was diese Welt braucht, was ich für richtig halte. Ich erkenne an, dass meine Freiheit eine Grenze hat.

Und schließlich ist ein weiterer Teil der Therapie, dass ich lerne zu verzichten, dass nicht alles, was ich mir wünsche, nicht alles, was ich gerne habe, nicht alles, wofür ich kämpfe in meinem Leben die Vollendung findet. Erkenne, dass Du nur Fragment bist.


Wir müssen Verzicht lernen

Meine Bedürfnisse sind nicht absolut, sondern relativ, relativ zum Absoluten.

Unser Verzicht kann heilen und kann diese Welt nach vorne bringen. 

Wenn aber Haben und Besitz so wichtig sind, dass sie Teil meiner Persönlichkeit werden, dann wird es schwer. Wenn ich meine, ein Recht zu haben auf all diesen Mist, den man kaufen kann. Wenn ich meine, dass ich ein Recht habe darauf, dass passiert, was ich will, dann wird es schwer, ganz schwer.

Wir müssen Verzicht lernen und wir hatten und haben gute Möglichkeiten dazu. 

Rücken wir wieder das Heilige in die Mitte, das Göttliche. Gehen wir mit viel Demut durch die Welt und unsere Bedürfnisse, halten wir sie nicht für absolut.

Dann könnte etwas passieren.


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