Daran scheitern die meisten spirituellen Menschen

8. Februar 2025

Kann man im spirituellen Leben scheitern, oder ist alles, was geschieht, Teil des Weges? Diese Frage ist tiefgreifend und betrifft viele, die sich ernsthaft mit Spiritualität auseinandersetzen.

Ja, es ist möglich zu scheitern. Man scheitert, wenn man spürt, dass man nicht weiterkommt, wenn man den nächsten Schritt zwar erkennt, ihn aber nicht geht. Man scheitert, wenn die eigene Spiritualität saft- und kraftlos erscheint, wenn das innere Feuer erlischt und nichts mehr wirklich interessiert. Dann droht das Aufgeben.

Doch warum geschieht das? Ich möchte zwei große Irrtümer aufzeigen, die oft dazu führen, dass man in der spirituellen Entwicklung stagniert oder sogar den Weg verlässt. Beides sind Extreme, die aus einer einseitigen Perspektive auf Spiritualität entstehen.


1. Die Ablehnung von Rationalität

Der erste Irrtum besteht darin, die Spiritualität rein intuitiv anzugehen und Rationalität und Vernunft völlig abzulehnen. Viele glauben, dass das Denken ein Hindernis sei, dass der Kopf nur blockiert und der wahre Weg allein im Herzen liegt. Sätze wie "Wenn du es nicht verstehst, bist du einfach noch nicht weit genug" oder "Denk nicht so viel, das stoppt deine Energie" klingen vertraut.

Doch dies birgt eine Gefahr: Wenn wir Vernunft und Verstand ausklammern, laufen wir Gefahr, uns einer illusionären, substanzlosen Spiritualität hinzugeben. Es entsteht eine Welt, die aus Einbildungen und Fantasien besteht, aber nicht in der Realität verwurzelt ist. Eine Spiritualität ohne Reflexion kann dazu führen, dass man sich in immer neuen Ideen verliert, ohne wirklich tiefer zu gehen.

Gerade naive Glaubensformen, die auf unkritischer Übernahme beruhen, bleiben oft in einer kindlichen Vorstellung von Spiritualität stecken. Alles wird akzeptiert, solange es sich "gut anfühlt", ohne überprüft oder durchdacht zu werden. Doch wahre Spiritualität braucht Erdung. Wir sind Wesen mit Verstand, und dieser ist ein Werkzeug, das uns helfen kann, Erfahrungen einzuordnen und weiterzuentwickeln.

Ohne Rationalität kann es passieren, dass man irgendwann erwacht und merkt: "Das hat alles keinen Halt." Die Konsequenz ist oft der totale Bruch mit der Spiritualität, weil man fühlt, dass sie keine Substanz hat. Deshalb ist es wichtig, die Vernunft nicht als Feind zu sehen, sondern als wertvolle Stütze auf dem Weg.


2. Die Verhaftung an die Rationalität

Das zweite Extrem ist das genaue Gegenteil: eine Spiritualität, die nur auf Vernunft und Rationalität basiert. Besonders im christlichen Kontext findet man oft eine überbetonte Wissenschaftlichkeit.

Die Gefahr dabei ist, dass eine Spiritualität ohne Mystik entsteht. Man bleibt im Kopf, in Theorien, in gut begründeten Glaubenssätzen, doch es fehlt die Erfahrung. Es fehlt das Ergriffensein, das Transzendente, das sich nicht mehr rational erklären lässt. Diese Form der Spiritualität kann leblos wirken, intellektuell anspruchsvoll, aber ohne Tiefe. Sie wird zur reinen Konstruktion, die einem aber keine wirkliche Kraft gibt.

Oft steckt dahinter eine Angst: die Angst vor Kontrollverlust. Denn wahre spirituelle Erfahrungen sind nicht steuerbar. Sie geschehen, und sie verändern uns. Wer nur in der Vernunft bleibt, fürchtet vielleicht, sich einer Dimension zu öffnen, die nicht mehr im eigenen Einflussbereich liegt.


Der Mittelweg: Kopf und Herz vereinen

Die Lösung liegt in der Balance: Eine gesunde Spiritualität integriert sowohl Intuition als auch Rationalität. Der Verstand hilft, Erfahrungen zu reflektieren und einzuordnen, während das Herz sich öffnet für das, was größer ist als wir.

Spirituelles Wachstum bedeutet, beides miteinander zu verbinden. Manchmal muss ich mich bewusst für das Herz entscheiden, aber mit klarem Bewusstsein. Und manchmal muss ich hinterfragen und reflektieren, um nicht auf einen Irrweg zu geraten.

Wenn wir lernen, diese beiden Pole in Einklang zu bringen, dann scheitern wir nicht. Dann sind wir auf einem lebendigen, fruchtbaren Weg, der sowohl Tiefe als auch Klarheit hat.


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