Text aus meinem wöchentlichen YouLetter

24. August 2024

Beim Suchen gibt es genau vier Phasen, die man unterscheiden kann – und das trifft auch auf die Suche nach Gott zu.

In der ersten Stufe weiß ich nicht, dass ich etwas vermisse, und daher suche ich auch nicht aktiv. Das Leben läuft rund, alles okay soweit. Wer beispielsweise nie erlebt hat, wie tief Meditation gehen kann und wie sie dich verändert, der wird so schnell kein Bedürfnis danach haben, damit zu beginnen. Es gibt Dinge, die anders als Essen, Trinken und Schlafen nicht zu den unmittelbaren körperlichen Grundbedürfnissen gehören. Unser Körper ist darauf aus, diese Bedürfnisse auf alle Fälle zuerst zu versorgen – aus gutem Grund.

Und so laufen auch viele in dieser Welt durch ihr Leben, ohne zu spüren, was man wirklich braucht, nicht einmal eine Leerstelle wahrzunehmen. Es scheint gut so, wie es ist.

Dann kommt die nächste Phase: Man spürt eine Leerstelle, ein diffuses Gefühl, weiß aber nicht, was man braucht. So geht es mir schon mal abends; ich habe keinen Hunger, aber irgendetwas meine ich noch zu brauchen (der Augenblick, wo ich dann etwas Ungesundes zu mir nehme). Das Leben genügt irgendwie nicht mehr, aber was es sein kann, was Abhilfe schaffen könnte, ist völlig unklar. Man versucht das eine oder andere, fragt vielleicht Freunde und wenn es gut geht, dann hat man das passende „Mittel“ gefunden oder steigt in Phase drei ein.

Hier weiß man, dass man etwas vermisst und weiß, wonach man suchen soll. Es ist die Phase mit der meisten Aktivität. Das ist es, dieses Buch, dieses Seminar, diese Wohnung, diese Übung, auf die ich eigentlich schon immer gewartet habe; ich wusste es nur vorher nicht. Jetzt aber kann man etwas tun, damit die Frage eine Antwort findet.

Und dann kommt natürlich noch die vierte Phase der Suche: Das Finden. Der Augenblick, wo die Frage die Antwort findet und man das Bedürfnis gestillt hat. Wusste man beispielsweise vor einem Jahr noch nicht, dass Meditation oder eine andere spirituelle Übung einem gut tun würde, beginnt man jetzt, sich regelmäßig zurückzuziehen.

Aber eigentlich kommt dann noch eine fünfte Phase. Es ist die Zeit, in der die Antwort da ist, das Bedürfnis findet Stillung und dann entsteht eine Art Latenzphase, bis das nächste Unbehagen uns befällt und wir weiter suchen – tiefer und intensiver.

So entwickeln wir uns auch im Glauben. Eine Frage ergibt die nächste; wir wollen mehr erfahren und mehr wissen.

Und es zeigt sich, dass Entwicklung und Suche immer mit einem Gefühl der Unzufriedenheit beginnen.

Natürlich dürfen wir mit uns zufrieden sein, und dennoch sollte es in uns diese kleine offene Stelle immer geben, die nach dem Mehr, dem Tieferen und dem intensiveren Leben fragt.

Vorherige Briefe für dich:

  • Lieber David, vielen Dank für die Vorstellung der Entwicklungsstufen / 4-5 Phasen / einer Suche, die sich auch auf die Suche nach Gott beziehen.
    Viele Menschen sind Suchende und Fragende im Glauben, nach Gott oder möchten sich weiter entwickeln, weil sie unzufrieden sind mit Texten, Ritualen. Sie äußern diesen Wunsch oft nur zögerlich.
    Dabei ist es so wichtig, dass man sie nicht allein lässt.
    Liebe Grüße Gabriele

  • Diese 4 oder 5 Phasen gibt es vor allem auch bei der Suche nach dem Sinn des Lebens bzw.bei der Suche nach innerem Frieden, Gelassenheit und Verbundenheit..
    So wie Du die einzelnen Phasen beschrieben hast, befinde ich mich wohl in
    Phase 3, auf der Suche nach einer Antwort auf meine Frage, aber im großen Verteauen, sie eines Tages zu finden…

  • Ich unterhalte mich gern mit Menschen über den Glauben allgemein. Als Missionar kann ich mir eine neue Identität gut vorstellen, sie annehmen und mich entfalten.
    Da erinnere ich mich an die Geschichte aus der Bibel, als Jesus Simon und Andreas zu Menschenfischern macht.

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