Zum ersten Mal habe ich den Begriff “innere Arbeit” während meiner Ausbildung in hypnosystemischer Beratung gehört. Wir besprachen gerade das Thema “Hypnose” und da fiel bei der Dozentin der Begriff “innere Arbeit”. Mein Interesse war geweckt und ich überlegte später, was es damit auf sich hat.
Nun, inzwischen bin ich deutlich weiter und ich stelle Dir heute innere Arbeit so vor, wie ich sie verstehe und anbiete. Denn ohne innere Arbeit wirst Du nicht weiterkommen auf Deinem Weg. Am Ende zeige ich Dir auch ein paar Übungen, die Du für Dich als Teil Deiner inneren Arbeit machen kannst.
Wie Du vermutlich weißt, begleite ich Menschen durch innere Arbeit auf ihrem spirituellen Weg.
Ja und da ist auch schon dieser Begriff, um den sich hier dreht: innere Arbeit.
Innere Arbeit als Praxis der Spiritualität
Es ist sicherlich klar, dass zur Spiritualität immer auch eine Praxis gehört, ja, im Grunde ist Spiritualität ja nichts anderes als reine Praxis. Und wir spüren ja auch alle jeden Tag, wie weit wir noch davon entfernt sind, unsere Göttlichkeit zu leben und aus unseren inneren Quellen zu trinken.
Wir bleiben ganz einfach immer wieder hinter dem zurück, was uns eigentlich möglich ist und was uns und dieser Welt auch gut tun würde. Wir lehnen uns selber ab oder Teile von uns, wir kommen in innere Konflikte mit unseren Gefühlen, reagieren nicht angemessen, wir sind immer noch mit alten Wunden verbunden und spüren, dass wir sie endlich heilen sollten, wissen aber nicht wie. Oder alte Geschichten sollten doch endlich Vergangenheit sein dürfen, stattdessen erzählen wir sie uns jeden Tag neu.
So kommt Unruhe in uns auf, wir spüren das Unbehagen und uns geht es nicht gut damit.
Und weil dem so ist, weil dem bei allen Menschen so ist, deshalb brauchen wir innere Arbeit.
Innere Arbeit ist keine Psychotherapie. Hier geht es nicht darum, etwas zu heilen und wieder herzurichten und dann ist alles wieder gut und in Ordnung. Innere Arbeit versteht sich anders.
Die 5 Begriffe der inneren Arbeit
Ziel der inneren Arbeit ist zunächst Selbsterkenntnis. Wir begeben uns auf den Weg uns selber kennenzulernen, zu wissen und zu erfahren, wie wir reagieren und warum. Wir erforschen uns, schauen nach innen, nehmen wahr, spüren und versuchen dadurch zu unserer eigenen Wahrheit zu finden.
Weiter geht es darum, dass wir uns selbst entwickeln. Für Selbstentwicklung braucht es kein Problem und kein Leiden, es ist ein natürlicher Prozess des Voranschreitens. Doch manchmal kommen wir nicht weiter, bleiben hängen oder wiederholen bestimmte Schritte, dann braucht es Unterstützung, damit wir weiter kommen.
Viele Menschen leiden darunter, dass sie sich nicht annehmen können. Selbstakzeptanz ist daher ein ganz wichtiger Aspekt der inneren Arbeit. Wir sind Geschöpfe Gottes, wir sind göttlichen Ursprungs. Selbstzweifel und Selbsthass stören unsere Beziehung zum Göttlichen. Es braucht also eine Versöhnung mit sich selbst.
Und weil wir mit unseren Gefühlen und Gedanken immer wieder zu kämpfen haben, müssen wir lernen, uns selbst zu regulieren. Wie können wir mit unserer Angst umgehen? Wie mit unserer Wut? Wie gelingt es mir, mich besser zu versorgen und zu unterstützen? Dazu braucht es Selbstregulation. Diese Art der Regulation darf man nicht verwechseln mit Selbstkontrolle, denn wir wollen uns nicht kontrollieren und damit bestimmte Seiten unterdrücken. Es geht stattdessen darum, zu regulieren.
Und schließlich und das ist dann das wichtigste Ziel, das über allen anderen Zielen steht: die Selbsttranszendenz. Das Ziel aller inneren Arbeit ist letztlich immer die Selbsttranszendenz, also das Durchsichtig zu Werden für das Göttliche in uns.
Innere Arbeit um Transparent zu werden
Karlfried Graf Dürckheim, der Begründer der initiatischen Therapie sagte einmal in einem Interview: “Es geht darum, wie der Dürckheim durch den Karlfried durchscheinen kann”. Wie kann also das Größere durch das Persönliche hindurchscheinen. Das nennt man auch das Transpersonale, das Personale wird durchsichtig für das Göttliche. Die innere Arbeit ist also eine transpersonale Arbeit, eine Arbeit, die unser Personsein durchlässig macht für das Göttliche.
Und das geschieht im Kern durch einfache Tätigkeiten.
Es geht nicht um komplizierte Techniken und Methoden mit exotischen Namen. Im Kern geht es immer wieder darum, wahrzunehmen und zu erspüren.
Zum Beispiel kannst Du jetzt einmal für Dich erspüren, was in Dir gerade passiert und los ist. Welche Seite meldet sich gerade in Dir?
Oder Du schaust Dir ein Bild an und spürst nach, was das Bild in Dir auslöst.
Wir arbeiten also mit dem, was in unser Bewusstsein tritt und daher ist innere Arbeit auch Bewusstseinsarbeit.
Innere Arbeit und Archetypen in der inneren Arbeit
Und im Bewusstsein zeigen sich immer wieder innere Anteile und auch Archetypen. Wir können diese gezielt durch unser Üben ansprechen und aktivieren und so mit ihnen arbeiten und uns mit der spezifischen Energie verbinden. Aber wir können auch auf die Suche gehen, wo sich Archetypen und innere Anteile zeigen, zum Beispiel im Traum.
Da innere Arbeit immer mit Wahrnehmung und Spüren zu tun hat, ist ein wichtiges Element immer auch die Stille, die mir Raum schenkt, wahrzunehmen.
Innere Arbeit ist anders als Psychotherapie nicht auf ein Ende hin angelegt, sondern geschieht lebenslang. Innere Arbeit ist unser Weg.
Getragen wird die Arbeit von dem tiefen Vertrauen in uns selbst, dass wir nicht viel brauchen, damit wir die nächsten Schritte gehen können. Unser Inneres weiß vielmehr, was als nächstes kommen soll, kennt schon den nächsten Schritt. Es gilt lediglich darum, die Hindernisse wegzuräumen. Das heißt auch, dass es keine gesetzten Ziele braucht, sondern eine Freude an der eigenen Entwicklung zusammen mit Geduld und Vertrauen in die Prozesse.
Die tägliche Übung der inneren Arbeit
Dabei spielt das Üben eine ganz wichtige Rolle. Üben im Sinne der inneren Arbeit ist kein Üben, um sich eine Fertigkeit anzueignen. Ein solches Üben erübrigt sich, sobald ich zu einer gewissen Meisterschaft gelangt bin. Das Üben in der inneren Arbeit ist ein Üben zur Entwicklung, zum Transparentwerden und beginnt im Grunde erst, wenn die Meisterschaft erlangt wurde. Dann aber verlässt uns das Üben nie mehr, wie auch ein Pianist immer auch ein Übender ist und ewig bleiben wird.
Ich erwähnte ja schon Karlfried Graf Dürckheim, er hat in einem kleinen Buch eine schöne Übung vorgeschlagen, die ich Dir auch mitgeben möchte. Nimm ein Din A4 Papier im Querformat und einen Bleistift. Dann beginne in Stille, in großer Langsamkeit und intensiver Achtsamkeit eine Linie von links nach rechts zu ziehen. Dann setzt Du einen Zentimeter unterhalb der Linie neu an und zeichnest eine weitere Linie. Das machst Du, bis Du am Ende des Papiers angekommen bist. Du wirst mit der Zeit spüren, wie diese kleine und im Grunde unbedeutend wirkende Übung Dich verändern wird. Dürckheim sagte: “Nach einem Jahr sind sie ein anderer Mensch.” Zumindest wirst Du eine Veränderung erkennen können, da bin ich mir sicher. Im Zeichnen drückst Du Dich aus, selbst, wenn es nur eine immer gleich scheinende Linie ist. Diese Line, sie führt Dich zu Dir selber und Du wirst beginnen, Dich intensiver zu spüren. Das ist dann das Tor für Veränderung und Entwicklung und für Deinen ganz eigenen spirituellen Weg.
Ich wünsche Dir kraftvolle Tage.