Gibt es einen Teufel?

26. April 2022

Vor ein paar Tagen erhielt ich die Frage, ob es einen Teufel gibt. In der Bibel und anderen Religionen kommt der Teufel vor und auch umgangssprachlich wird er häufig erwähnt. Gibt es also einen Teufel wirklich? Und wenn ja, woher kommt der Teufel dann? Kann Gott das Böse schaffen? Aber ist Gott nicht Liebe und wie soll aus dieser Liebe das Böse entstehen?

Du siehst, da gibt es eine Menge an Fragen, die es zu klären gilt. 

Es gab ja Zeiten, da war der Teufel eine feste Größe im Kosmos eines jeden Menschen. In der Barockzeit wurden dazu fesselnde Bilder gemalt, die den Teufel mit seinen Hörnern und Hufen, mit seinem Schwanz und dem Höllenfeuer zeigten. Ganz schön gruselig.

Doch sind das nur Erfindungen, vielleicht, weil man es sich nicht besser erklären konnte, warum es das Böse gibt, warum es Menschen gibt, die bewusst und mit Absicht Böses tun.

Denn das ist ja ein großes Problem, wenn man Gott als Quelle der Liebe betrachtet, wie es das Christentum tut. Gott ist die Liebe und woher kommt dann das Böse? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten und da lag die Idee eines Teufels, den es in vielen Kulturen gibt, ganz nahe.

Der Teufel ist es also das Böse in Person. Bleibt dann noch die Frage, woher der Teufel dann aber kommt.

Doch gehen wir die Sache grundständiger an. Denn bevor wir über den Teufel sprechen, müssen wir über Gott sprechen. Wir müssen klären, wer oder was Gott eigentlich ist. Denn das ist im Grunde die Gretchenfrage: Wer oder was ist Gott?

Ich greife bei dieser Frage gerne auf den griechischen Philosophen Plotin zurück und auf seinen Schüler und Kollegen Proklos. Das sind Vertreter einer philosophischen Schule, die sich Neuplatonismus nennt. Also eine aktualisierte Form der Lehre Platons.

Und diese Herren haben sich natürlich auch über Gott Gedanken gemacht, weil sie sich überhaupt über das Gedanken gemacht haben, was existiert.

Und für Plotin ist Gott die Einheit von allem, was existiert, die in sich keine Differenzierung mehr hat und worüber hinaus es keine weitere noch größere Einheit gibt. Was damit gemeint ist?

Fangen wir ganz unten an: Alles, was existiert gehört zu einer höheren Kategorie. Ein Buch ist vielleicht Teil einer Buchserie, also mehrerer Bücher. Diese Bücher wiederum sind Teil eines Verlagsprogramms, das ist Teil des Kulturgutes eines Landes und so geht das immer weiter. Und das kannst Du mit allen Dingen und Personen machen. Alles gehört zu einer übergeordneten Kategorie, die wiederum zu einer übergeordnete Kategorie gehört.

Aber es gibt am Ende eine alles überragende Kategorie und die nennt sich Gott. Darin ist alles enthalten.

Im Kern ist Gott also Einheit - das ist jetzt sehr philosophisch ausgedrückt, man könnte auch sagen, dass Gott Liebe ist.

Nun gibt es aber dennoch Differenzierungen. Wir Menschen sind eine solche Differenzierung, dass es diese Welt gibt ist eine Differenzierung. Jede Differenzierung verliert etwas von der Göttlichkeit, weil sie etwas an Einheit verliert. Je mehr etwas sich vereinzelt, umso mehr verliert es diese Göttlichkeit, gewiss ohne sie je ganz zu verlieren. 

Diese Vereinzelung, dieser Verlust an Einheit ist Teil der Schöpfung. Aber wir können auch selber bewusst diese Distanz oder Vereinzelung herstellen. Wir trennen uns bewusst von der Einheit oder der Liebe Gottes.

So entsteht das Böse in dieser Welt. Jemand entscheidet sich, nicht mehr dazugehören zu wollen, sich zu distanzieren und bewusst und mit Absicht aus der Einheit und der Liebe zu fallen. 

Der Teufel ist dann der Kreis von Menschen, die sich am weitesten von der Einheit entfernt haben.

Und daher kann man natürlich sagen, dass Gott den Teufel geschaffen hat, aber eben nicht als Teufel, sondern als Teil seiner selbst - wie bei jedem Menschen.

Die absichtliche Abkehr von der Einheit macht aus dem Einzelnen erst das Teuflische.

Die Trennung von der Einheit nennen wir in der Regel Hass oder Brutalität, Gewalt oder welche Begriffe für das Bösen wir auch immer wählen. Im Kern geht es immer darum, dass jemand nicht mehr dazugehören will und sich dagegen entscheidet, Teil Gottes zu sein.

Der Weg zurück ist dann die Umkehr. Und genau deshalb kannst Du in der Bibel auch immer wieder den Ruf zur Umkehr hören, weg aus der Vereinzelung, weg aus der Distanz und zurückkehren zur Einheit und Liebe.

Wir sind zwar in diese Welt hineingestellt und sind damit auch aus einem Teil der Einheit gefallen. Man kann nicht beides sein: in dieser Welt und völlig eins mit Gott. Auch wenn wir Gott sind und unsere Vergöttlichung anstreben, wird die Vollendung erst dann vollzogen, wenn wir nach unserem Tod in die Einheit wieder einkehren oder man könnte auch sagen: heimkehren.

Auch der Teufel oder die Menschen im Bann des Teuflischen haben die Möglichkeit in den Himmel zu kommen, wie wir sagen, also in die Einheit zurückzufinden.

Das ist gewiss ein weiter Weg und der ist nicht leicht zu gehen. Denn wenn man erst einmal eine ganze Strecke gegangen ist, wenn man dem Bösen verfallen ist, dann fällt es unendlich schwer, sich daraus wieder zu lösen. Das Böse ist tatsächlich verführerisch und macht es einem leicht, dabei zu bleiben.

Jede echte und intensive spirituelle Arbeit ist also eine Hilfe auf dem Weg, nicht dem Bösen zu verfallen, nicht den Hass und die Angst siegen zu lassen, sondern sich immer wieder neu auf Gott und das Göttliche hin auszurichten.

Im Kern könnte man fast sagen, dass sich im Teufel Gott selber hasst indem sich ein Teil der göttlichen Wirklichkeit von Gott lossagt. Das ist der Preis der Freiheit, die wir haben und die es möglich macht, sich gegen Gott zu stellen.

Die Vollendung unserer Welt gelingt daher erst, wenn eine jede und ein jeder in Freiheit heimgefunden hat zu Gott, wenn die Einheit ohne Ausnahme wieder hergestellt worden ist.

Natürlich geht es hier nicht darum, einer bestimmten Religion anzugehören oder sonst einen Glauben zu haben und bestimmte Glaubensinhalte zu glauben. Es geht immer nur um die Liebe und die Einheit.

Das ist der einzige und wichtigste Prüfstein für das Leben.

Über einen Kommentar zu diesem schwierigen Thema würde ich mich freuen. ich möchte gerne wissen, wie Du zum Teufel stehst.

Und nun wünsche ich Dir eine gute Zeit in Einheit und Liebe.


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