Wie Du mit Menschen umgehen kannst, die Spiritualität ablehnen

25. Februar 2023

Unverstanden zu werden oder gar abgelehnt gerade mit dem, was einem ganz besonders am Herzen liegt und mich ganz persönlich trifft, das ist schwer auszuhalten. Und doch erleben das viele Menschen, die einen spirituellen Weg gehen. Nicht selten begegnet man Unverständnis, Stirnrunzeln, Kopfschütteln und einem mitleidigen Blick.
“Du bist doch ein vernünftiger Mensch, ich hätte nicht gedacht, dass Du Dich mit sowas abgibst." "Das ist doch alles Humbug.”
“Das ist was für Kinder, aber Erwachsene sollten sich doch damit nicht abgeben”.
"Bleib mir bloß weg damit, ich will davon nichts hören.”


Und wenn es gerade auch noch Menschen sind, die uns am Herzen liegen, dann wirken solche Worte ganz besonders hart und verletzend.
Aber es ist nun mal so, dass man sich heute für die Spiritualität erklären muss - manche wünschten sich gar eine Entschuldigung.
Wir werden immer wieder auf Menschen stoßen, die mit all dem, mit Gebeten, Meditation, mit der Vorstellung einer Transzendenz, von Kräften, die nicht physikalisch gemessen werden können, nichts anfangen können und wir müssen aushalten lernen, dass dem so ist.
Damit es Dir zukünftig leichter fällt, möchte ich diesen Beitrag nutzen, um Dir dazu einige Hinweise und Hilfen an die Hand zu geben.

Hör auf zu missionieren

Für alle sehr eifrigen und sehr überzeugten Menschen möchte ich zunächst ganz klar sagen: Höre auf zu missionieren, zumindest in der herkömmlichen Vorstellung von Missionierung. Es wird zu Recht als übergriffig angesehen, wenn man mit Freunden zusammen ist, die mich von etwas unbedingt überzeugen wollen. Lass es! Das ist kein guter Weg - ganz unabhängig von der Reaktion Deiner Freunde.
Ich selbst kann es zum Beispiel schwer ertragen, wenn in der Fußgängerzone christliche Gruppierungen Tische aufbauen und versuchen, mit den Menschen über Jesus in Kontakt zu kommen. Das ist für mich kein Weg, um Menschen für das Geheimnis Gottes zu öffnen.
Stattdessen: Warte, bis Du gefragt wirst. Das kann lange dauern und es kann sein, dass es nie passiert.
Vielleicht wird die Frage auch nicht direkt gestellt, sondern das Leben stellt sie. So kannst Du fragen, ob Du für jemanden beten darfst oder ob Du jemanden erzählen darfst, wie Du die Zusammenhänge verstehst.
Das ist viel angenehmer, weil sich niemand überrumpelt oder manipuliert fühlt, selbst, wenn das nie Deine Absicht war.

Nutze Widerstand als Übung

Ich vermute aber, dass es meistens so sein wird, dass niemand fragt und dann gilt Folgendes: Siehe es als eine Übung in Gleichmut und Liebe an. Das gilt auch für feindselige Äußerungen und Reaktionen. Sieh es als Übung an. Du übst Dich darin, ruhig zu bleiben und auch Widrigkeiten mit Gleichmut und Liebe auszuhalten. Das ist ein ganz jesuanischer Weg, nicht in den Kampf zu gehen, sondern bereit zu sein, solche Situationen zu ertragen.
Dabei ist es meine feste Überzeugung, dass die meisten Menschen nicht Gott selber ablehnen, sondern das Bild, das sie von ihm haben. Wenn man nämlich tatsächlich ins Gespräch kommt und nachfragen kann, dann kommt oft heraus, dass sie eine bestimmte Vorstellung vorgefunden oder erlebt haben und diese Vorstellung lehnen sie ab. Diese Vorstellung aber wiederum hat oft wenig damit zu tun, wie ich zum Beispiel Gott sehe.
Wenn ich Gott als einen strafenden Gott erkannt habe, dann ist es gut, diesen abzulehnen.
Wenn ich Gott als netten Onkel im Himmel erlebt habe, dann ist es gut, den abzulehnen.
Wenn ich Gott als Wunscherfüller kennengelernt habe, dann ist es gut und natürlich, dass ich diesen irgendwann ablehnen werde.
Das Problem ist, dass es keinen Anschluss gegeben hat, wie Gott anders zu verstehen ist, wie man die Präsenz Gottes erfährt.
So ist jeder auf einem Weg, auch der Mensch, der Gott und Deinen Glauben und Deine Spiritualität ablehnt. Auch dieser Mensch ist auf dem Weg und die Ablehnung kann ein wichtiger Schritt sein auf dem Weg zu Gott. Die Leere ist oft die Voraussetzung für eine tiefe Erfahrung - wann auch immer.
Und so kann die momentane Phase der Ablehnung eine wichtige Voraussetzung sein, und Gott erst die Möglichkeit geben, in das Leben des Menschen einzutreten.

Du bist machtlos!

Denn das möchte ich auch noch sagen, wir können es ohnehin nicht tun. Niemand ist zum Glauben zu überreden oder gar zu zwingen. Das haben wir in der Kirchengeschichte alles 100-mal probiert und es hat immer ins Verderben geführt. Es liegt nicht an uns, und es ist nicht unsere Aufgabe, das zu tun, was nur Gott vorbehalten ist. Wir können nur dienen, in aller Vorsicht und Demut. Das eigentliche Werk wird nicht von uns vollzogen.

Nimm den Kamof nicht an!

Und daher hüte dich davor, wie der letzte alttestamentarische Prophet aufzutreten. Hüte dich vor dem Kampf.
Wenn jemand massiv Spiritualität in Deiner Gegenwart ablehnt, dann ist das keine Einladung an Dich, in den Kampf einzutreten. Hüte Dich dafür, das kann nicht gut gehen.
Wer beginnt so zu kämpfen, der verschlimmert das Problem, da er die Dualität und nicht die Einheit betont. Kampf ist immer die Vernichtung der Einheit.
Finde also schnell wieder aus dieser Polarisierung heraus, selbst, wenn andere es geradezu genießen. Manche mögen es ja und erfreuen sich daran, spirituelle Menschen zu “überführen”, klein zu machen und der Lächerlichkeit preiszugeben.
Dennoch - lass den Kampf.

Meine Übung

Ich kann Dir stattdessen eine Übung mitgeben, die ich von meinem Lehrer in der Aufstellungsarbeit kennengelernt habe. Es gab einmal etwas Ärger mit dem Inhaber des Hotels, in dem die Ausbildung stattfand. Der Inhaber kam wütend in den Raum und beschwerte sich. Unser Leiter hat darauf nichts gesagt. Als der Inhaber den Raum verlassen hatte, sagte er nur: Er hat recht und ich habe recht. Und sofort war wieder Frieden im Raum.
Natürlich spricht nichts dagegen, zu diskutieren und Meinungen und Erfahrungen auszutauschen.

Sprich über Deine Erfahrung

Und jetzt noch ein anderer ebenfalls wichtiger Aspekt. Wenn Du mit jemandem über Spiritualität sprichst, dann sprich über das, was Du erfährst, ganz konkret und nicht über Konzepte und Vorstellungen. Denn das, was Du erfährst, ist indiskutabel, was Du erfährst kannst nur Du wissen und nur Du erfahren. Auch, wenn andere in einer gleichen Situation etwas völlig anderes erlebt haben. Wenn Du von Deinen Erfahrungen berichtest - nicht von Deinen Interpretationen, dann wirkt das selten übergriffig oder man erkennt selten den Wunsch dahinter, jemanden überzeugen zu wollen.

Erfreue Dich an deiner Spiritualität

Aber auch das gilt: Welche Form von Spiritualität Du auch immer pflegst, erfreue Dich daran und sei froh, ein spiritueller Mensch sein zu können und zu dürfen.
Was auf keinen Fall geschehen soll ist, dass Du Dich für Deine Spiritualität schämen musst. Als ich noch eine Praxis für Beratung hatte, kam eine Frau zu mir, die zutiefst erschüttert davon war, dass ihr Therapeut sie wegen ihrer Spiritualität mehr oder weniger ausgelacht hat. Sie hatte eine sehr kindliche Vorstellung von Gott und den Engeln, die auch nicht meine war, aber sie hat eine würdige Behandlung verdient und ein Ernstgenommensein.
Auf der anderen Seite ist Arroganz eine Versuchung von spirituellen Menschen. Dann bin ich derjenige, der es schon begriffen hat, der Auserwählte, der, mit der besonderen Beziehung zu Gott oder einem Engel, dem die Geheimnisse des Seins anvertraut wurden. Mit einem solchen Selbstverständnis öffnet man keine Herzen, sondern nur Widerspruch und Ärger.

Schütze Dich!

Wenn Du natürlich sehr verletzt wirst und im Bereich von Spiritualität sind wir sehr verletzlich, weil es so sehr mit uns zu tun. Wenn das also passiert oder Du bei Freunden auch, wenn Du nichts sagst, dennoch massive Gegenwehr erfährst, dann kann der Augenblick gekommen sein, sich von Freundschaften zu trennen. Denn das musst Du Dir auch nicht antun. Du darfst Dich schützen und solltest es auch tun.
Was mich jetzt noch dazu führt, Dir zu empfehlen, Gleichgesinnte im spirituellen Leben zu finden. Das ist gewiss nicht leicht. Ich bin ja selber gerade dabei eine Sangha aufzubauen, in der Menschen auf dem inneren spirituellen Weg eine Heimat finden und einen Raum haben, wo sie sich mit Menschen austauschen, die verstehen, worum es geht und die eine Atmosphäre schaffen, in der man mit seiner Spiritualität aufgehoben ist.
Falls Du Interesse daran hast, unten findest Du den Link zu mehr Infos.
Ich möchte Dir noch eine Sache mit auf den Weg geben.
Lerne zu schweigen und weise zu sein.


Übelege genau, wo Du Dich zeigst

Du musst nicht überall erzählen, dass Du betest, dass Du meditierst, dass Du mit Engeln sprichst oder was auch immer Deine Form des spirituellen Lebens ist. Das muss nicht jeder wissen. Sei weise und überlege, wo der richtige Ort ist und kultiviere das Schweigen, kultiviere es, Erfahrungen auch bei und für Dich zu behalten. Nicht als Form des Geizes, sondern des Schutzes. In früheren Jahren war es üblich, bestimmte Glaubensinhalte und spirituelle Formen nicht der Öffentlichkeit preiszugeben, sondern zu schützen. Das war die sogenannte Arkan-Disziplin. Es ging nicht darum, etwas zu verbergen oder geheim zu halten, sondern durch Schweigen zu schützen.
Und genau das solltest Du in Erwägung ziehen. Werde weise und mache die Arkan-Disziplin zu Deiner ganz persönlichen Übung
Damit wirst Du viel besser fahren, als wenn Du allen alles sagst.



korrigiertes Transskript


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