Wie Gott in deinen Alltag kommt

11. Oktober 2025

Die Sehnsucht nach dem Echten war der Motor meiner spirituellen Suche. Ich wollte Gewissheit. Ich wollte, dass meine Begegnung mit dem Göttlichen wirklich ist, nicht nur eine aufgebauschte Fantasie, eine Einbildung, die ich mir selbst vorspiele. Zu oft hatte ich in Vorträgen oder Berichten von anderen den leisen Zweifel verspürt: "Bildest du dir das alles nicht nur ein? Woher weißt du, dass das echt ist?"

Ich wollte mich von allem lossagen, was auch nur im Entferntesten nach Selbstbetrug roch. Mein Ziel war die spürbare Gegenwart Gottes im ganz alltäglichen Vollzug – Tag für Tag, mal stärker, mal sanfter. Mir war klar, dass es kein konstantes "Level" geben würde, aber ich wollte mich immer in der Präsenz des Göttlichen verankert fühlen.

Der Trugschluss der "Völligen Enthaltsamkeit"

Um diese radikale Echtheit zu erreichen, entschloss ich mich für einen extremen Weg: Ich wollte auf alles verzichten, was von mir ausging. Beten und Meditieren ja, aber kein "Stück von mir" sollte aktiv auf Gott zugehen. Mein Gedanke war: Gott kommt auf mich zu, und nur dann weiß ich, dass es echt ist, dass es nicht meine Einbildung ist.

Ich zog mich innerlich völlig zurück, enthielt mich des Tuns. Ich öffnete nur den Raum und wartete. Jahre habe ich das so gemacht.

Rückblickend war es eine wertvolle Lehre, dieser Abstand zu den Dingen. Doch in der Praxis führte es zu etwas Unerwartetem: Mein spirituelles Leben wurde leblos, kraftlos, fast kalt. Es schenkte mir nicht die tiefe, erfüllende Begegnung, die ich erhofft hatte. Es gab mir keine Präsenz.

Die Erkenntnis: Es braucht einen aktiven Akt

Irgendwann dämmerte mir: Mein Konzept, nur passiv zu warten, konnte nicht stimmen. Die Grundlage – der Wunsch, mir nichts vorzumachen – ist nach wie vor richtig. Gerade im Spirituellen kann man sich schnell eine Scheinwelt aufbauen. Wie oft fragen wir uns: „Wie unterscheide ich die Stimme Gottes von einer der vielen inneren Stimmen?“ Die Gefahr, etwas Menschliches für göttlich zu halten, ist real.

Doch mir wurde etwas Entscheidendes klar:

Gott wahrnehmen geschieht immer im Raum meines Bewusstseins.

Wenn ich Gott wahrnehmen will, muss ich den Raum dafür öffnen. Und das ist kein passives Warten, sondern ein aktiver Akt.

Unser Bewusstsein ist geprägt von Erziehung, Bildung, dem, was wir täglich hören und lesen. Vieles davon führt uns eher in die Oberflächlichkeit und Dumpfheit. Es verringert unser Vermögen zur tiefen Wahrnehmung. Mit einem durch Hektik und Belanglosigkeit verengten Bewusstsein kann man das Göttliche kaum erfahren, weil es dafür nicht ausgelegt ist.

Der Weg zur Empfänglichkeit: Entbildung und Einbildung

Ich erkannte: Es braucht eine Übung, mich auf die „Frequenz des Göttlichen“ einzulassen. Ich brauche Empfänglichkeit, und diese Empfänglichkeit ist ein bewusster Akt.

Der mittelalterliche Mystiker Meister Eckhart sprach in diesem Zusammenhang von zwei Stufen, die ich missachtet hatte:

  1. Entbildung (Ablassen aller Bilder): Das hatte ich versucht – mich von allem zu lösen, was ich mir selbst über Gott dachte.

  2. Einbildung (Sich-Öffnen für das Spirituelle): Diesen zweiten, aktiven Schritt habe ich ausgelassen.

Die Gefahr meiner Enthaltsamkeit: Durch mein völliges „Von-mir-aus-nichts-Tun“ habe ich auch das Göttliche ausgeschlossen.

Ich musste den Raum nicht nur leeren, sondern ihn auch aktiv für die Präsenz Gottes öffnen. Das ist Spiritualität: Mein Bewusstsein so zu verändern, dass ein Raum entsteht, in dem Gott eintreten, wahrnehmbar werden kann. Es ist ein Tun, eine Entscheidung:

"Ich will und ich öffne den Raum."

Wenn wir uns in einer Gesellschaft befänden, in der spirituelle Empfindsamkeit selbstverständlich wäre, wäre es leicht. Aber in unserer Welt müssen wir diesen Schritt bewusst für uns selbst tun. Wir müssen uns innerlich „fortbilden“, unser Bewusstsein weiten, damit es überhaupt in die Lage versetzt wird, Gott wahrzunehmen.

Der praktische Weg: Bewusste Präsenz

Der Weg zu einer tiefen Spiritualität und einer Verankerung in Gott braucht deinen bewussten Schritt.

Deine Übung ist:

  1. Setz dich hin.

  2. Öffne deinen Bewusstseinsraum bewusst. Werde dir der Tatsache bewusst: Gott ist präsent, jetzt, auch wenn du es noch nicht wahrnimmst.

  3. Öffne den Raum für deine Wahrnehmung, dass du bereit bist, die Gegenwart wahrzunehmen.

  4. Bleib still, sei nur präsent.

  5. Warte nicht auf etwas Bestimmtes. Du bist nur präsent, und Gott ist präsent.

Dann, in diesem geöffneten Raum, kann es geschehen: Die wirkliche Gotteserfahrung, die tiefe Begegnung, die Gewissheit, dass das Göttliche fürsorglich und liebevoll für dich da ist.

Es braucht dein Ja. Es braucht dein Tun. Es braucht deine bewusste Öffnung.


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