Text aus meinem wöchentlichen YouLetter

29. Juni 2024

Seit Wochen gibt es eine Baustelle vor unserem Haus - wir erhalten Fernwärme und das dauert wirklich lange. Ich konnte beobachten, wie meine Brüder immer wieder zum Fenster laufen und den Männern dort unten bei der Arbeit zusehen. Sie tun dies durchaus mit viel Respekt und Achtung - schließlich haben alle einen handwerklichen Hintergrund, der mir völlig fremd ist.

Und doch fragte ich mich, was die Baustelle so attraktiv macht.

Unabhängig von meinen Brüdern habe ich dem nachgespürt und erkannt, dass eine Baustelle ein festes Gefüge ist. Dort weiß in der Regel jeder, wer das Sagen hat. Es ist auch klar, wer dazu gehört und wer nicht. Und vor allem: Es ist klar, wie es am Ende aussehen soll. Jeder und in seltenen Fällen auch jede trägt ihren Teil dazu bei.

Eine Baustelle kann daher ein Symbol für Sicherheit und einen klaren Stand im Leben sein. Das ist sicherlich um ein Vielfaches stärker zu spüren, wenn man auch noch auf der Baustelle wohnt, wie es bei ganz großen Baustellen nicht unüblich ist.

Was wäre doch gewonnen, wenn wir uns unabhängig von Baustellen, Kirchen und Familien zugehörig fühlen könnten.
Zugehörig zum Leben.
Zugehörig zum Himmel.
Zugehörig zu sich selbst.

Meistens haben wir eine solche Zugehörigkeit nicht wirklich entwickelt und so suchen wir wohlmeinend in Strukturen und Formen unser Glück.

Doch erst, wenn du erkennst, dass du dir zugehörst, erst dann beginnt das Neue.

Im klösterlichen Kontext gibt es den Begriff des "Habitare Secum" - in sich wohnen heißt es übersetzt. Und das kann man auch so verstehen, dass ich der Baumeister und die Baumeisterin in meinem Leben bin. Mein Leben ist die Baustelle und im Grunde wissen wir auch alle, was am Ende dabei herauskommen soll.

Diese Zugehörigkeit zum Leben, zum eigenen Leben bringt dir einen tiefen Frieden und Freude.


David

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