5 meditative Übungen in der Natur

29. Oktober 2022

Ich denke, dass es keinen meditativen Weg, keine kontemplative Schulung und keinen Weg der Stille geben kann, ohne dass wir uns auf die Natur beziehen. Sie ist die erste Lehrmeisterin der Stille, des wachen Wahrnehmens, des stillen und bewussten Seins in dieser Welt.

Und deshalb werde ich Dir heute 5 einfache meditative Übungen zeigen, wie Du Dich stärker mit der Natur verbinden kannst. Denn die Begegnung mit der Natur nährt Deine Seele und hilft Dir, die geistige Dimension der Natur besser zu erkennen.


1.Übung

Diese Übung habe ich zu Beginn meines Studiums in Münster kennengelernt. Die Professorin hatte uns alle zu Beginn des ersten Semesters nach draußen geschickt und wir sollten gemeinsam einen Spaziergang machen. Natürlich fanden wir das erst komisch, aber immerhin war es mal etwas anderes. Und dann gab sie uns folgenden Hinweis: Wir sollten uns beim ersten Teil des Spazierganges nur auf einen Sinn konzentrieren und alles, was uns umgibt, versuchen, nur mit diesem einen Sinn wahrzunehmen. Dann sollten wir Abschnitt für Abschnitt unseres Spazierganges den Sinn wechseln und am Ende alle Sinne zusammen nutzen.

Das war eine wirkliche Offenbarung für mich, meine Umwelt und die Natur nur riechend oder hörend wahrzunehmen. Versuche es mal selbst. Du kannst auch versuchen, nur den Raumsinn zu nutzen. Also nur das, was sich Dir als Raum anbietet und zeigt oder nur zu spüren, was Du fühlst.

Diese Konzentration gibt Dir die Chance, intensiver wahrzunehmen und Dich auf die Natur ganz einzulassen. 

Ich hatte nach dieser Übung eine ganz tiefe Verbundenheit gespürt und fühlte mich sehr beschenkt.


2.Übung

Ich hatte zu Beginn schon gesagt, dass die Natur die erste Lehrmeisterin der Stille und der Kontemplation ist. Jeder Baum und jedes noch so kleine Pflänzchen zeigen uns, was stilles und bewusstes Sein bedeuten. Jeder Baum meditiert im Grunde, jeder Grashalm ist ein Meister der Kontemplation.

Ich möchte Dich bei der jetzigen Übung einladen, nach draußen zu gehen und Dich ganz auf das einzulassen, was sich Dir zeigt. Gehe von Baum, zu Blume, zu Strauch, zu Gras und dann gerne wieder zu einem Baum. Aber denke nicht über den Baum nach: “Oh, der ist aber klein und dürr” oder “Wie groß der ist und wie knorrig”. Du sollst nicht denken, sondern ganz wahrnehmen, den Grashalm in seiner ganzen Erscheinung aufnehmen, ohne ihn zu denken oder gar zu bewerten.

Es ist eine wunderbare Übung im vorurteilsfreien Wahrnehmen. Es ist eine Übung, sich ganz auf die Natur einzulassen. Du wirst reichlich beschenkt werden, wenn Du bereit bist, so auf Baum und Blume zuzugehen.

Es geht darum, sich ganz zu öffnen und alles Denken und Erwägen zu lassen. Es wird vermutlich so sein, dass Du zunächst wohlgemut beginnst, sich aber schnell erste Gedanken einschleichen. Vielleicht spielen Kinder irgendwo oder Du hörst ein lautes  Motorrad durch den Wald rasen. Das können Augenblicke sein, in denen Du zum Nachdenken und Bewerten zurückkehrst. Wenn Du das wahrnimmst, dann führe Dich behutsam, aber beharrlich zurück zur reinen Wahrnehmung. So kann dieser Gang durch die Natur zu einer wirklichen Meditation werden.

Diese Übung ist auch eine schöne Möglichkeit, die Schönheit der Natur auf Dich wirken zu lassen. Egal wohin Du schaust, die Natur ist voller Schönheit. Lass Dich davon berühren!


3.Übung

Ich habe vor einiger Zeit einen Film über Roger Kalbermatten gesehen. Er hat ein Buch über die Signaturen der Pflanzen und Heilkräuter geschrieben. Signaturen sind Ähnlichkeiten, Verwandtschaften und innere Zusammenhänge der Pflanzen. Herr Kalbermatten hat diese Signaturen versucht zu erforschen, um die Heilwirkung der Pflanzen zu erkennen.

Beeindruckt war ich davon, wie er diese Forschung betrieben hat. 

So hat er sich eine Zeit lang, oft waren es Stunden, vor eine Pflanze gesetzt und hat versucht herauszufinden, was für eine Signatur diese Pflanze hat, was kann und will diese Pflanze heilen. Er stand damit in einer Art Austausch mit der Pflanze, er meditierte sie, hat sie befragt und ihr Zeit gegeben zu antworten.

Und damit hast Du im Grunde auch schon die Übung, die ich Dir mitgeben möchte.

Geh zu einer Pflanze und höre ihr zu. Ja, ganz genau, Du hast richtig gehört. Höre der Pflanze zu. Geh davon aus, dass eine jede Pflanze etwas zu sagen hat, dass jede Pflanze eine Botschaft für Dich hat. Wir können diese Botschaft nur hören und erfassen, wenn wir uns unvoreingenommen der Pflanze widmen und ihr Zeit geben. 

Es kann sein, dass ein Busch Dir etwas über das Leben sagt, über sein Leben und ein kleiner Baum Dir etwas über Mut und Freude erzählt.

Vielleicht wirst Du jetzt sagen: Ach, das rede ich mir doch nur ein, das sage ich mir selbst und hat mit der Pflanze nichts zu tun.

Der Schüler von C.G. Jung, Erich Neumann hat in einem Vortrag einmal von externem Wissen gesprochen, das nicht an Nervenzellen gebunden ist, sondern sich in einem Feld befindet. Ein solches Wissen offenbart sich manchmal – gewiss nicht immer -, wenn wir in Begegnung gehen, wenn wir in ein solches Feld eintauchen. Und wenn Du Dich auf eine Pflanze in der Art einlässt, dann tauchst Du in das Feld ein, das Du und die Pflanze bilden. Es kann dann sein, dass sich ein Wissen zeigt, das nicht in Dir gelegen hat, sondern das neu auf Dich zugekommen ist. Eben ein Wissen, das in dem Feld ist, das Du und die Pflanze bilden.

Erich Neumann hat nicht die Naturwissenschaft abgelehnt und war kein Schwärmer, sondern stand im engen und regen Austausch mit vielen Biologen und Naturwissenschaftlern seiner Zeit.

Geh also in das Feld und schau, welches Wissen Dich erreichen möchte. 


4.Übung

Diese Übung mag ich besonders. Ich habe Sie von einem meiner Lehrer in der Familienaufstellung. Die Übung ist leicht erzählt. Geh auf eine Pflanze zu und sage zu ihr  “Danke”. Aber Du musst natürlich ehrlich darauf zugehen und mit ganzem Herzen Danke sagen. Man kann Danke sagen, wie man Guten Tag sagt, aber so meine ich das nicht. Du brauchst Zeit und es braucht Seelenenergie dafür, damit diese Übung gelingt. Sage also der Pflanze Danke und meine es auch so. 

Vielleicht fragst Du Dich, wofür Du Dich bedanken sollst? Vielleicht dafür, dass diese Pflanze existiert, dass sie da ist, dass sie sich hingibt, dass sie schon so viel durchgemacht hat und dennoch lebt.

Lass Dir etwas Zeit, gehe in Beziehung zur Pflanze und warte den richtigen Augenblick ab, an dem Du Danke sagen kannst. Es braucht ein wenig Geduld, Du musst Dich innerlich öffnen und bereit sein. Und dann sage das Wort, sage Danke. Und wenn Du das noch verstärken möchtest, dann verneige Dich vor ihr. Schenke der Pflanze Deinen Respekt und Deine Achtung.

Das Spannende an dieser Übung ist, dass sie Dich verändert. Danke zu sagen, in dieser Form kann etwas ganz Tiefes in Dir freisetzen und so kann diese Übung zu einer ganz großartigen Erfahrung für Dich werden.

Aber zentral dafür ist, dass Du es ernst meinst und es nicht als Spiel ansiehst. Wenn Du Danke spielst, kommt es nicht an – bei Dir nicht und bei der Pflanze auch nicht.


5. Übung

Und nun zur letzten Übung. Ich möchte Dich einladen, selber zu einem Baum zu werden. Bäume sind uns ja sehr ähnlich. Auch wir haben einen Kopf, einen Rumpf und Füße, die wir bei Bäumen Wurzeln nennen. Nicht umsonst haben viele Menschen eine ganz große Affinität zu Bäumen.

Diese Übung stärkt Dein Einfühlungsvermögen, sie hilft Dir, Dich mit der Natur zu identifizieren und aus dieser sehr dichten Begegnung heraus sogar Kraft zu schöpfen.

Spüre also Deine Krone, spüre Deinen Stamm und spüre, wie sich Deine Wurzeln in den Boden graben. 

So kannst Du eine Festigkeit und Verwurzeltheit spüren, die Dir auch in schwierigen Situationen Deines Lebens gut tun können.

Gerade diese Übung ist eine wirkliche Hilfe in diesen Krisenzeiten, denn wer seine Wurzeln spürt, der kann auch Stürme überstehen.

korrigiertes Transskript


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