Text aus meinem wöchentlichen YouLetter

14. September 2024

Irgendwann begegnet einem jeden und jeder die Frage nach dem Warum des Lebens. Warum lebe ich, warum lebe ich so, wozu bin ich auf Erden? Und es beginnt, wenn man sich der Frage ernsthaft stellt, oft ein langer Weg des Suchens. Bücher werden gelesen, Videos bei YouTube angeschaut, mit Freunden gesprochen. Vielleicht spricht der eine oder die andere auch mit Fachleuten, mit einem Berater oder einem Coach. So macht man sich auf den Weg, um zu erkennen, warum man da ist.

Doch vielleicht verhält es sich doch ganz anders. Denn die Frage selbst hat ja schon eine Auswirkung. Immer, wenn ich die Frage nach dem Warum stelle, ereignet sich etwas Interessantes in unserem Inneren. Wir beginnen, uns zu distanzieren von unserem "Untersuchungsobjekt" – in diesem Fall vom Leben selbst. Wir betrachten und wenden es, wir hinterfragen es, gehen näher ran, nehmen Abstand, reichen es weiter und sammeln so Eindrücke und Einsichten, die sich hoffentlich zu einer Antwort formulieren lassen.

Aber vielleicht ist ja gerade das die Crux dieser Frage, dass sie uns vom Leben trennt. Vielleicht ist ja gerade das das Teuflische an dieser Frage, dass sie uns von einer Antwort abhält und dennoch immer weiter die Lust und den Drang aufrecht erhält, endlich eine Antwort zu finden, die ich aber immer nur im Leben entdecken kann?

Nicht, dass es falsch ist, diese Frage zu stellen, aber kann es nicht dennoch sein, dass manchmal die Frage nach dem Warum eigentlich eine Form ist, dem Leben selbst auszuweichen? All die Fragen und all die Problematisierungen sind nicht selten die Möglichkeit, selber nicht "nass" zu werden, in der Pose des Betrachters zu bleiben und dadurch in aller Ruhe zu schauen, was für ein Programm das Leben für mich bereithält.

Doch das Leben selbst offenbart sich nur durch das Leben selbst. Wer immer nur auf das Leben schaut, ohne sich hinein zu begeben, wird es nie verstehen und nie begreifen und davon, eine Antwort auf die Existenzfrage zu erhalten, ganz zu schweigen. Du musst hineingehen, musst dich "dreckig" machen, musst die tiefen Poren des Lebens am eigenen Leibe erkunden, um zu verstehen: Das Leben will um seiner selbst willen gelebt werden. Das Leben ist das Leben und es will leben. Wir sind in dieser Hinsicht nicht Betrachter, die in Ruhe im Sessel sitzen und schauen, was passiert. Wir sind Dienerinnen und Diener dieses Lebens, das durch uns alle hindurchfließt. Von hierher kommt unsere Demut und unsere Freude, kommt unsere Lust und unsere Hingabe.
Das Leben ist!
Das Leben ist von Gott!
Das Leben ist Gott!

Vorherige Briefe für dich:

  • Ich finde es sehr schön und wichtig, darüber nachzudenken, warum lebe ich, warum so, warum bin ich auf Erden, oder auch wie sollte ich leben, wie möchte es Gott.
    Da ist der Gedanke, dass wir Dienerinnen und Diener des Lebens sind, ganz bedeutsam , nämlich andere zu lieben, uns um ihre Bedürfnisse zu kümmern, Gott möchte, dass wir freundlich, barmherzig und verzeihend miteinander umgehen.

  • Lieber David!
    Im ICE auf dem Weg durch Hannover kam mir dein letzter Youletter in den Sinn. „Ja wozu lebe ich“ diese Frage hat sich mir nie gestellt. Die Talente und Herausforderungen des Lebens kamen sowohl in guten wie auch schlechten Zeiten und ließen wenig bis gar keine Zeit zum nachdenken. Ja ,somit das Leben ist das Leben und will gelebt werden und es ist und war gut so, in großem Vertrauen in das göttliche Geschehen.

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