Wir wollen doch alle, dass es besser wird - nicht nur in dieser Welt, sondern auch für uns persönlich. Wir wollen uns weiterentwickeln, wollen reifen, wollen an unseren Schwächen arbeiten, sorgen uns um die Zukunft, legen Geld an, leisten uns Versicherungen und vieles mehr. Und wir haben Erwartungen an das Leben und an uns, an das, was morgen passieren soll. Immer wollen wir etwas verändern, immer soll die Gegenwart anders sein und die Zukunft besser. Ich zeige Dir was passiert, wenn Du damit endlich aufhörst. Und am Ende gibt es eine Einladung an Dich!
Um gleich auf meine Worte zu Beginn zu antworten: Nein, Du musst jetzt nicht alle Versicherungen kündigen und Du darfst weiter in die Rentenkasse zahlen - natürlich und das ist in der ein oder anderen Art auch klug und richtig.
Nie sind wir zufrieden
Mir geht es um etwas anderes. Denn ist Dir schon mal aufgefallen, dass wir nie mit unserer Gegenwart zufrieden sind? Wir wollen immer, dass es besser wird, wir planen unser Leben und unsere Zukunft. Wir müssen dies und das noch erreichen, wir arbeiten an uns, manche versuchen sogar sich zu optimieren. Wir machen Diäten und auch den Gang zum Yoga-Kurs, machen wir ihn nicht, wegen der Rückenschmerzen oder weil wir endlich spirituell erwachen wollen? Immer geht es darum, das Leben zu verändern, immer haben wir Erwartungen, die hoffentlich - und wir tun viel dafür - in der Zukunft erfüllt werden. Und wenn sie erfüllt werden, dann haben wir rasch neue Erwartungen zur Hand.
Wir haben Angst
Und weißt Du, was der Hintergrund dieser Erwartungen und dieses Verhaltens ist? Es ist Angst.
Wir spüren, dass die Zeit vergeht - unsere Zeit, unsere Lebenszeit. Wir haben nämlich keine Zeit mehr, wir müssen uns sputen, damit wir das alles noch erreichen. Denn irgendwann ist Schluss, wir sterben und haben immer noch nicht abgenommen oder sind immer noch nicht erleuchtet. Und wir wissen, dass kein Augenblick je zurückkommt - er ist weg, für immer und wir haben nur eine abzählbare Menge an Augenblicken. Und das macht uns Angst. Und diese Angst übt einen so subtilen Druck auf uns aus, dass wir jetzt loslegen müssen, dass wir uns endlich ändern müssen, dass wir es endlich schaffen.
Und so schielen wir mit einem Auge immer auf ein Morgen, auf den nächsten Augenblick. Und das Ergebnis ist, dass wir uns nicht mehr auf das Leben einlassen, wir verpassen diesen Augenblick und wir verpassen diesen Strom von Leben. Und nicht nur das, wir erkennen nicht, dass Erfüllung immer jetzt geschieht, nicht morgen, jetzt ist die Zeit der Fülle.
Und so laufen wir Gefahr in zwei Extreme zu verfallen - die sich natürlich auch gerne in abgeschwächter Form in unserem Leben und unserem Verhalten zeigen.
Unsere Habgier
Denn einmal kann es sein, dass wir der Habgier verfallen. Denn weil die Zeit verrinnt, weil wir es immer noch nicht geschafft haben, weil wir immer noch darauf warten, dass es endlich geschieht, können wir nicht loslassen. Wir wollen alles behalten und können es nicht gehen lassen, wenn es gehen will. Wir können nicht wirklich alt werden, wir sind nicht bereit, dass das Leben sich an uns vollzieht und dazu gehört das alt werden und sein. Im Grunde halten wir es fest, damit es uns nicht entgleitet. Doch nur, wer sein Leben verliert, wird es finden.
Und wir wollen den Kontakt nicht lassen. Jeder Kontakt strebt nach einem Abschluss, wann immer der sein mag und ich meine jetzt Kontakt im ganz grundlegenden Sinne. Wenn ich aber der Habgier verfalle, dann stoppe ich diesen Prozess, weil nach dem Kontakt die Trennung kommt, das Ende.
Unsere Unzuverlässigkeit
Das andere Extrem, dem ich verfallen kann, ist die Unzuverlässigkeit. Anstatt alles festzuhalten, bringe ich hier nichts zu Ende. Ich fange vieles an, aber ich scheue mich, es wirklich bis zum Ende durchzuziehen. Immer höre ich früher auf, so wie manche Fernsehserien nicht bis zur letzten Folge gucken, um kein Ende zu haben, um immer noch etwas vor sich zu haben. In diesem Extrem kann ich den Kontakt nicht abschließen, nicht weil ich ihn festhalte, sondern weil ich mittendrin aufhöre. Man geht, bevor es am schönsten ist.
Verpasse das Leben nicht
Aber worum es geht und was passiert, wenn ich damit aufhöre ist: Du erfährst, dass Du das Leben selber spürst, dass Du Dich auf das Leben einlässt, so wie es ist, wie es eben jetzt ist. Und dafür brauche ich eine Losgelöstheit, eine Freiheit oder Gelassenheit. Ich lasse mich ganz auf das Leben ein ohne gleich den Korrekturstift zu zücken. So wie es ist, darf es jetzt sein. Ich schmeiße mich ins Leben, ich schwimme im Strom des Lebens. Das ist Erfüllung, dort findest du den Reichtum. Und das Ergebnis ist eine wunderbare, große und manchmal sogar alberne Freude, die Dich durchfluten will.
Nochmal: Es geht nicht darum, gar keine Erwartungen und Ziele mehr zu haben, sondern darum, Dich nicht daran festzumachen.
Und dann spüre das Leben, das durch dich fließt, nimm es bewusst wahr. Geh ganz dicht dran. Dann erfährst Du im Beobachten einer Ameise und im Betrachten eines wachsenden Grashalms Unendlichkeit, Leben und tiefste Erfüllung.
Und dann beginnt das Fest, oder noch besser gesagt, dann entdeckst Du das Fest des Lebens, das schon immer gefeiert wird und zu dem Du immer schon eingeladen warst. Und dieses Fest, ja, es findet auch jetzt in diesem Augenblick statt, trotz und bei allem. Und Du kannst dann daran teilnehmen und mitfeiern, ausgelassen sein, Du kannst über die Kleinigkeiten lachen, über Deinen Wahn, alles zu sichern und immer besser sein zu wollen. Dieses Fest wartet auf Dich - jetzt.
Und nun noch meine Frage an Dich: In welchem Augenblick Deines Lebens hast Du dieses Fest schon mal erlebt?
Mögen wir alle immer Teil dieses Festes sein!