Den eigenen Wert entdecken

9. Juli 2022

Die Mutigen, die Überzeugten und Überzeugenden, die Tatkräftigen, die mit großer Klarheit auftreten, die sich ihrer Rede sicher sind, die wissen, was sie meinen und was getan werden muss, die alles kennen, sich in allem auskennen und die alles haben. Vertue Dich nicht, lasse Dich nicht beirren, lasse Dich nicht hinters Licht führen.
Die meisten von ihnen sind voller Selbstzweifel, sind im Zweifel darüber, ob sie wertvoll sind, ob sie gut genug sind, ob ihre Fähigkeiten ausreichen, ihr Wissen und Können - und je mehr sie nach außen Sicherheit ausstrahlen, umso mehr haben viele innerlich Zweifel.


Du darfst wissen, dass Du richtig bist

Wir alle haben solche Zweifel in uns, haben Fragen, Anfragen an uns selbst und sind uns unserer Würde und unseres Wertes nicht bewusst. Wer bin ich auch? Was kann ich schon? Manche machen daraus sogar eine erwünschte Haltung, und meinen, das wäre Demut, das wäre spirituell wichtig.
Es ist nicht wichtig, sich durch Selbstzweifel selber zu sabotieren. Und es ist genauso nicht richtig, sich durch allzu große Sicherheit nicht selber immer wieder zu hinterfragen.
Der Boden für alles aber muss der sein, dass ich weiß, dass ich richtig bin, dass es gut ist, dass ich geboren wurde und dass ich einen Wert in mir trage, den mir niemand mehr nehmen kann.
Vor ein paar Jahren las ich in einem Buch folgende kleine Übung, die ein erfahrener Therapeut mit seinem Klienten gemacht hat, um ihm zu verdeutlichen, dass ihm nichts und niemand seinen Wert nehmen könne.
Der Therapeut nahm aus seinem Portemonnaie einen 50 Euro Schein und fragte den Klienten: Wieviel ist dieser Geldschein wert? Der Klient etwas verwirrt über diese Frage, weil die Antwort so selbstverständlich war antwortete: 50 Euro. Richtig, sagte der Therapeut.
Dann nahm er den Schein, knüllte ihn zusammen, warf ihn auf den Boden, trat immer wieder mit große und wütender Kraft auf dem zusammen geknüllten Schein herum.
Dann nahm er ihn auf, entfaltete ihn und fragte den Klienten. “Und jetzt, was ist er jetzt wert?”. Der Klient antwortete “50 Euro!”. “Genau, egal wie oft ich auf diesem Schein herumtrete, ich kann ihm seinen Wert von 50 Euro nicht nehmen und so ist es auch bei Ihnen. Egal was Ihnen angetan wird, sie behalten Ihren Wert!”


Wie das Unheil beginnt

Unser Selbstwertgefühl wird in der Regel sehr früh in unserem Leben angezweifelt oder besser gesagt, wir lernen es anzuzweifeln. Wir erfahren Abwertung, indem uns unsere Eltern deutlich machen, dass wir nicht ordentlich genug sind, dass wir unsere Liebe verdienen müssen.
Wir erleben Misserfolge und werten sie als ein Ausdruck unseres geringen Wertes.
Wir erfahren mangelnde Unterstützung in der Schule, erleben dort vielleicht Mobbing, finden keine richtigen Freunde, meinen uns verstellen zu müssen, damit andere uns gut und attraktiv finden.
Und so kommen wir zu der Meinung, dass der Wert, unser Wert, von außen kommen muss. Jemand anderes muss uns gut finden damit wir beginnen, uns selber Wert zu schätzen, jemand anderes muss uns lieben, damit wir uns lieben, jemand anderes muss gut mit uns umgehen, damit wir uns selbst gegenüber charmant und freundlich sind.
Doch nichts kann von außen in uns hineinkommen, kein Wert, keine Würde, keine Liebe, wenn sie nicht schon in uns ist.
Und so bleibt die Lehre aus dem Experiment mit der Banknote weiter gültig.


Jeder beginnt als Sieger

Wusstest Du, dass jeder Mensch als Sieger geboren wurde? Denn bevor das Spermium in die Eizelle drang und Dich hervorbrachte, gab es ein Wettlauf der Spermien. Und Dein Spermium hat gewonnen. Es hat als erstes die Membran der Eizelle durchstoßen und so dafür gesorgt, dass kein anderes Spermium mehr eindringen kann. Dein Spermium war Sieger und hat so dafür gesorgt, dass Du geboren werden konntest. Deshalb bist Du schon als Siegerin oder Sieger auf die Erde gekommen.
Du hast Laufen gelernt, schreiben, lesen, rechnen, Du kannst Auto fahren, Fahrrad fahren, Du kannst einkaufen und es gibt noch viel mehr Fertigkeiten, die Du gelernt hast. All das hast Du erfolgreich gemeistert. Weil Du es kannst.
Wir sind zudem Kindern Gottes, wir besitzen diese besondere Würde, die nicht von uns abhängt, sondern die weit größer ist als wir. Und diese Würde und Größe sagt uns auch, dass wir gewollt sind - egal was unsere Eltern sagten oder dachten, wir sind gewollte Geschöpfe.


Leben aus innerer Fülle

Und wir dürfen übrigens auch davon ausgehen, dass wir Gerufene und Berufene sind. Das heißt nicht, dass wir berühmt und bekannt sein oder werden müssen, es heißt, dass wir hier eine Aufgabe haben, dass wir etwas beitragen können, was niemand in der Art und Weise beitragen kann wie Du oder ich.
Und dann und vor allem: Du bist kein Mangelwesen, Du bist ohne Mangel.
Es mag sein, dass man Dir etwas anderes beigebracht hat, es kann sein, dass Du fest von etwas anderem überzeugt bist, dass Du vor allem siehst, was Du nicht kannst, was Du nicht richtig gemacht hast, was Du alles falsch gemacht hast.
Es stimmt: Du bist nicht perfekt, weil niemand zu einem perfekten Menschen gemacht worden ist und niemand als perfekter Mensch gedacht ist.
Aber Du bist bei und trotz allem kein Mangelwesen, Du bist ohne Mangel. Es sind nicht die offensichtlichen Stärken, die, die alle toll und wunderbar finden, die so hoch geschätzt sind, die alle rühmen und wo andere neidisch darauf sind, es sind oft unsere Schwächen oder das, was wir dafür halten, die dem Dienst, den wir zu geben haben mehr entsprechen als alles andere.
Das heißt nicht, dass wir nicht an uns arbeiten und dass es da nicht Potential gibt, wo wir noch unser Verhalten verbessern können - wir sind nicht zur Perfektion berufen, vergiss das nicht.
Aber das ist kein Mangel, das ist Potential.


Spüre den Wert in Dir

Und wenn Du Deinen Selbstwert wieder spüren möchtest, dann beginne wieder Dich zu spüren. Beginne Deine Kraft zu spüren, Deine Weisheit, Dein geistiges und körperliches Vermögen.
Und um wirklich wieder an Dich selber zu glauben gehört es unbedingt dazu, wieder an Deine Gefühle und Bedürfnisse zu glauben. Glaube dem, was Du fühlst und spürst. Nimm es nicht absolut, lass Raum für eine andere Sichtweise und für eine verirrte Interpretation Deinerseits. Aber traue erst einmal Deinem Gefühl. wenn Du spürst, dass eine Entscheidung nicht richtig ist, dann glaube dem zunächst. Wenn Du wahrnimmst, dass Du Dich aus etwas raushalten solltest, dann nimm das Ernst. Was Du dann tust, das steht auf einem ganz anderen Blatt.
Aber natürlich ist der Zweifel erfinderisch, ist clever und vor allem in unseren Gedanken finden wir ihn immer wieder. Daher ist es auch so wichtig, wenn Du lernst damit zu beginnen, Deine destruktiven Gedanken zu stoppen. Wenn Du anfängst Dich abzuwerten, dann sage Dir innerlich Stopp oder Hör auf damit. Und dann lenke Deine Gedanken, verändere den Gedanken so, dass er etwas Wertschätzendes sagt. Dann heißt es nicht mehr: Wir konnte ich sowas nur denken, sondern: ich darf alles denken, auch das, und ich erlaube mir für den Augenblick auch meine Wut.
Dann lache ich vielleicht viel mehr über meine Gedanken, als dass ich mich dafür beschimpfe und hasse.
Und so lernst Du vielleicht, Dich wieder mehr zu zeigen - nicht als das nette Mädchen, die freundliche Frau, die Sanftmütige, die immer nette, die, die alles gibt, die nie böse ist, die immer lächelt, sondern als die, die Du bist.
Und dann kann es sein, dass Du vielleicht in der ersten Phase unfreundlicher wirkst, weniger zugänglich. Aber so lernst Du, wer Du wirklich bist. Denn in Deinem Wesen bist Du freundlich und bist Du zugewandt. Aber das musst Du erst entdecken.


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