Das wirst Du auch kennen, Du blickst auf Dein Leben zurück, über all die Jahre, in denen Du hier auf dieser Erde gelebt hast und erkennst Höhen und Tiefen, Zeiten der Krise, Zeiten des Glücks. Doch was uns oft am meisten beschäftigt, das sind Augenblicke, in denen wir hinter dem zurückgeblieben sind, was wir von uns erwartet hätten. Wir bereuen Situationen unseres Lebens, Verhaltensweisen, die wir an den Tag gelegt haben.
Ich möchte Dir hier aufzeigen, wie Du Dich mit all diesen Augenblicken Deines Lebens versöhnen kannst, wie Du Frieden schließen kannst. Ich möchte Dir zeigen, wie Du zu einem versöhnten Leben finden kannst, wie Du zu einer Versöhnung mit Deiner Lebensgeschichte kommst.
Überall Bedauern
Wer auf sein eigenes Leben zurückblickt, der wird Augenblicke erkennen, in denen er am liebsten anders gehandelt hätte, als er gehandelt hat. Da war vielleicht eine Begegnung mit einem Menschen, der Dir wichtig war, der etwas in Dir bewirkt hat und Du hast diese Beziehung nicht weiter fortgesetzt, hast Dich nicht engagiert und hast nichts investiert, damit aus einer Begegnung eine Beziehung werden kann, welche Beziehung auch immer.
Oder Du hast jemandem Unrecht getan, hast diesen Menschen nicht richtig gesehen oder gewürdigt, seine Talente und Fähigkeiten nicht erkannt oder eine Situation völlig falsch eingeschätzt.
Aber es kann natürlich genauso gut sein, dass Du im Rückblick erkennst, dass Du auf andere Fähigkeiten und Kompetenzen, die Du besitzt, besser hättest eingehen können. Vielleicht hättest Du gerne ein Instrument gelernt oder eine Sprache oder was auch immer. Du spürst jetzt “Ach hätte ich doch nur. Hätte ich diese Sprache doch gelernt, hätte ich doch Klavier spielen gelernt.“ Und dann bedauerst Du, dass Du es nicht getan hast. Du hast Dich selber nicht richtig gesehen und eingeschätzt und bist auch Dir selbst gegenüber hinter dem zurückgeblieben, was eigentlich gut und richtig gewesen wäre.
Solche Situationen kennt jeder aus seinem Leben und jeder der zurückblickt in sein Leben hinein, wird solche Situationen erkennen und finden können. Denn wir können nicht leben, ohne uns gleichzeitig an irgendeiner Stelle auch zu verfehlen. Zum Leben gehört es dazu, dass wir in gewisser Weise auch schuldig werden. Am Ende unseres Lebens haben wir keine weiße Weste mehr und brauchen sie auch im Kern nicht.
So ist das Leben!
Und das ist schon eines der ersten Dinge, die wir begreifen dürfen, wenn wir auf unser Leben schauen: Dass das Leben eben so ist. Dass es ein Teil des Lebens ist, Fehler zu machen und auch in gewisser Weise schuldig zu werden. Und da bildet niemand eine Ausnahme. Der Anspruch, selber eine Ausnahme sein zu müssen, setzt uns stark unter Druck und führt immer in das Scheitern, eben, weil das Leben so nicht funktioniert.
Ich möchte Dir eine Metapher anbieten, um das deutlich zu machen, um auch deutlich zu machen, warum das dazugehört.
Wenn Du einen Film siehst oder ein Foto betrachtest, dann wirst Du dieses Foto immer nur betrachten können, wenn auf dem Bild Licht und Schatten zu sehen sind. Es gibt Bilder, wo alles ausgeleuchtet ist. Aber Bilder oder Videos, wo die Szenerie völlig ausgeleuchtet ist, wirken kalt und leblos. Charaktervolle Bilder und Filme haben Licht und Schatten. Der Schatten gibt dem Leben Tiefe, das ist keine Entschuldigung für Fehler, das ist auch keine Entschuldigung dafür, nicht an sich zu arbeiten, sich zu entschuldigen, Verhalten zu verändern. Nein, das ist keine Entschuldigung dafür. Das ist immer gefordert. Hier geht es darum zu erkennen, dass Fehler und auch Schuld einfach immer ein Teil des Lebens bleiben. Frieden schließen heißt also auch anzuerkennen, dass Schatten ein Teil des Lebens ist.
Frieden schließen heißt: Ich bin bereit zu spüren
Wie kannst Du nun weiter fortfahren, wenn Du auf Dein Leben blickst und Situationen identifizierst, wo du sagst: “Ach, hätte ich doch, hätte ich hier doch anders gehandelt.”, wo Du Situationen in Deinem Leben identifizierst, wo noch Versöhnungsarbeit zu leisten ist.
Und da möchte ich Dir empfehlen, hinter das Gefühl der Schuld und des Unversöhntseins zu blicken. Schuldgefühle können Ersatzgefühle sein für einen Schmerz, der in Dir ist. Und auch Unversöhntheit kann ein solches “Ersatzgefühl” sein, das ein viel tieferes Gefühl überlagert. Und es kann unglaublich versöhnlich sein, wenn auch nicht immer ganz leicht, zu diesem Ursprungsgefühl zurückzukehren.
Es ist der Augenblick, indem Du erkannt hast, dass Du hinter etwas zurückgeblieben bist. Es ist der Augenblick wo Du erkannt hast, dass etwas passiert, was Du nicht willst, was Dir nicht guttut, was Du auch vielleicht nicht ändern kannst. In diesem Augenblick, wo das passiert, wo Du das erkannt hast, da ist in Dir ein Gefühl entstanden, eine Emotion, eine innere Wunde und die gilt es wiederzufinden.
Und die Bereitschaft, dieses Gefühl, diese Emotionen wieder zu spüren, ohne Selbstmitleid, ohne Jammern, ist der Weg der Versöhnung mit Dir selber, der Weg Frieden zu schließen, mit Deinem Leben, ist der Weg der Erlösung schlechthin.
Die offenen Enden unseres Lebens
Und ich möchte Dir noch etwas anderes vorschlagen, was Du tun kannst. Oft liegen so viele offene Enden in unserem Leben herum, die völlig unverbunden sind. Es kann ein Akt der Versöhnung sein, diese Enden wieder miteinander in Verbindung zu bringen. Es geht darum, einer Lebensgeschichte Sinn, Ordnung und Struktur zu geben. Und diese losen Enden wieder miteinander in Verbindung zu bringen, das kannst Du machen, indem Du etwas daraus machst.
Du kannst aus dem, was Du erlebt hast, eine Erkenntnis machen. Es wäre eine Möglichkeit dem, was Du erlebt hast, eine Sinnhaftigkeit zu verleihen. Überlege Dir, was hat Dir diese spezielle Situation an Erkenntnis gebracht, was hast Du daraus gelernt? Und diese Erkenntnis kannst Du in diese Welt tragen, kannst Du weitergeben, Du kannst daraus Leben machen.
Und solche losen Enden im Leben kannst Du auch miteinander verbinden, indem Du sie kreativ umsetzt. Durch Geschichten, durch Bilder, die Du malst oder Fotografien, die Du machst oder durch Gedichte, die Du schreibst, kannst Du Verbindungen und Anknüpfungspunkte schaffen.
Auch das ist eine Möglichkeit, lose Enden des Lebens miteinander in Verbindung zu bringen und Frieden zu schließen.
Wie Weisheit entsteht
Weißt Du, Weisheit entsteht ja nicht aus einem tadellosen Leben, Weisheit entsteht aus allen Dimension des Lebens und nur wenn viele Dimensionen, auch die Dimension des Scheiterns, zusammenkommen, kann daraus Weisheit entstehen. Und Pflanzen gedeihen auf Mist am besten. Und der berühmte Lotus im Buddhismus, ein Symbol für so viele Dinge, gedeiht im Tümpel, im dreckigen Gewässer. Aus dreckigem Gewässer entsteht der Lotus. Und vielleicht ist es manchmal der Wunsch, dass im eigenen Leben nicht der Mist es ist oder der Tümpel oder was auch immer, sondern bei mir soll es das klare Wasser sein, das reine, das saubere. Und dann verweigere ich mich der Realität, der Wirklichkeit, dem, wie es wirklich ist. Du musst nicht besser sein als andere.
Erzähle mir gern in einem Kommentar, was Dir geholfen hat, Dich mit Deinem Leben zu versöhnen.
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