In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es ein bekanntes pädagogisches Buch mit dem Titel: Führen oder wachsen lassen. Mit diesem Titel ist bereits viel ausgedrückt, worum es immer wieder geht. Wann ist ein Eingreifen wichtig, wann geht es darum, zu führen, zu verändern oder zu verhindern, und wann ist es wichtig, sich im Nichteingreifen zu üben?
Dabei ist die größte Herausforderung meistens das Nichteingreifen, weil wir es gewohnt sind und einen tiefen inneren Impuls in uns spüren zu handeln, zu verändern, weil wir oft meinen, zu wissen, was ein gutes Ende ist.
Doch was ist ein gutes Ende, und wann können wir überhaupt sagen, dass es jetzt endet? Wenn wir meinen, auf ein Ergebnis zu blicken, dann ist das immer nur eine Momentaufnahme. Wann ist denn im Leben ein Endergebnis gegeben, also ein Ergebnis, nach dem es keine weitere Entwicklung mehr gibt und sich dadurch das bisherige vermeintliche Ergebnis verändert?
Ein Zen-Schüler beobachtete einen jungen Schmetterling und wie er sich aus der Larve befreien wollte. Trotz verzweifelten Bemühens blieb der zweite Flügel im Kokon stecken. Von Mitleid ergriffen griff der Schüler ein und zog ihn heraus. Doch dieser Flügel blieb für immer kurz und kraftlos. Der Schmetterling lernte nie zu fliegen...
Diese Geschichte hat mich berührt und erschrocken zugleich, als ich sie das erste Mal hörte. Soll man denn alles so lassen und überhaupt nicht eingreifen?
Nein, das sagt auch diese Geschichte nicht aus, aber sie rät dazu, gut abzuwägen, ob es bei meinem Eingreifen eigentlich darum geht, nicht aushalten zu können, wie sich ein Schmetterling müht, oder ob es mir um den Schmetterling geht.
Wir dürfen behutsam sein mit unseren Handlungen und unserer Meinung darüber, was ein gutes Ende ist. Wie viel Arroganz steckt doch manchmal in uns und wie viel Besserwisserei!
Trauen wir anderen zu, sich selbst zu helfen und Unterstützung zu finden?
Aber natürlich muss auch diese Gefahr bedacht werden. Man kann es sich auch sehr einfach machen, und eine Deformierung der bisherigen Gedanken könnte sein: Jeder ist seines Glückes Schmied und sich damit bequem aus der Affäre ziehen.
Nein, es ist eine eigene Kunst zu wissen: Jetzt greife ich ein und jetzt lasse ich es gewähren und bin bereit, dem Kampf und der Herausforderung zuzuschauen.
Vielleicht ist ein wenig von dieser Kunst auch heute wichtig und kann uns helfen, mit der momentanen Situation umzugehen. Vielleicht tut uns ein wenig mehr Vertrauen in die geistigen Prozesse gut und hilft, dass sich wirklich etwas verändert.
Text aus meinem wöchentlichen YouLetter
So ist es wirklich, vor lauter Ungeduld, das traue ich dir nicht zu, das schaffst du nie allein, greift man in Prozesse ein und macht vieles voreilig kaputt.
Danke, für die Geschichte vom Schmetterling,
Es tut wirklich not, das Nichteingreifen zu üben.
Im Glauben mit der Quelle eins zu sein, denn Gott ist in mir, das ist ein wundervoller Gedanke und wird ein wundervolles Ritual , mehr im Glauben zu sein .
Vielen Dank.