So wird Widerstand zu Deinem Freund

25. Juni 2022

Heute geht es um einen Text aus den Evangelien, über den ich sprechen möchte. Es ist das Evangelium, das am kommenden Sonntag vorgelesen wird.
Und das ist der Text:

Und sie gingen in ein anderes Dorf.
Als sie auf dem Weg weiterzogen,
sagte ein Mann zu Jesus:
Ich will Dir nachfolgen, wohin Du auch gehst.
Jesus antwortete ihm:
Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester;
der Menschensohn aber hat keinen Ort,
wo er sein Haupt hinlegen kann.
Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach!
Der erwiderte:
Lass mich zuerst weggehen und meinen Vater begraben!
Jesus sagte zu ihm:
Lass die Toten ihre Toten begraben;
Du aber geh und verkünde das Reich Gottes!
Wieder ein anderer sagte:
Ich will Dir nachfolgen, Herr.
Zuvor aber lass mich Abschied nehmen von denen,
die in meinem Hause sind.
Jesus erwiderte ihm:
Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat
und nochmals zurückblickt,
taugt für das Reich Gottes.

aus dem Lukas-Evangelium

In dem eben gelesenen Abschnitt aus dem Evangelium geht es um Berufungen. Es geht um junge Menschen, die begeistert waren von dem, was sie von Jesus hörten. Vielleicht haben sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben so angesprochen gefühlt, vielleicht haben sie zum ersten Mal gespürt, dass es da eine andere Möglichkeit gibt, das Leben zu leben, Gott zu sehen und mit Gott zu leben. Vielleicht haben Sie zum ersten Mal sich selber gespürt, diese tiefe Sehnsucht, die in uns allen ruft und ruft und sehr oft schon erstickt worden ist, sehr oft schon verhallt ist, ohne, dass sich etwas änderte, ohne, dass wir auch nur angefangen hätten zu verstehen.
Ja, vielleicht war es diese Stimme, die in diesen jungen Menschen noch wach war.
Und dann haben sie sich ein Herz gefasst, haben allen Mut zusammengerafft und sind auf Jesus zugegangen. Sie wollten es jetzt wagen, nun sollte es sein, ja, sie waren bereit.
Und dann kann man doch nur verwundert sein, wie Jesu reagierte. Hätte er nicht sagen können: Komm, ich freue mich, sei mein Jünger? Hätte er nicht netter, freundlicher, zugewandter sein können? Diese schroffe Zurechtweisung, diese an Ablehnung grenzende Reaktion, sie konnte doch nur verschrecken, konnte doch nur dafür sorgen, dass diese jungen Menschen enttäuscht die Menschenmenge verlassen und wieder heimgingen, zurück ans Tagewerk, an den Pflug und die Hobelbank.


Die Lehre von den drei Kräften

Jesus nimmt nicht einfach Menschen auf. Hier geht es nicht darum, möglichst viele Menschen zu gewinnen, eine möglichst große Anzahl an Menschen der Schar der Jünger hinzuzufügen.
Jesus war schroff, aber er war es aus gutem Grund.
Was wir in dieser kleinen Szene sehen und erleben, das hat mit einem Grundprinzip alter Weisheitslehren zu tun, die diese und viele andere Geschichten im neuen Testament erst plausibel und verständlich machen.
Es geht um das Gesetz der drei Kräfte, die ich Dir heute vorstellen möchte.
Nach diesem Gesetz gibt es genau drei Kräfte, die aber alle aus einem Strom kommen. Es gibt die Kraft, die uns bewegt, wenn wir etwas wollen, wenn wir eine gute Absicht haben, ein Streben. Dann gibt es die Kraft, die sich dem entgegen setzt und die gute Absicht, das Streben stört und unterbricht. Und dann gibt es die dritte Kraft, die hinzukommt, wenn die beiden ersten Kräfte versuchen miteinander zu agieren, wenn eine Lösung und ein Weg gesucht werden, dann tritt die dritte Kraft hinzu, die etwas Versöhnendes und Vermittelndes hat.
Und Du kennst das auch aus Deinem Leben. Du hast etwas vor, hast eine wirklich gute Idee, bist voller Tatendrang, voll guten Eifers. Und dann merkst Du, dass doch alles nicht so leicht ist, dass nicht alle mitziehen, dass es teurer wird, anstrengender oder länger dauert. Vielleicht stellen sich Frust ein, Enttäuschung und Verärgerung. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten: Du gibst auf oder Du lernst, dennoch weiter zu machen und einen Weg für Dich zu finden. Dann kann eine dritte Kraft hinzukommen, die Dir eine Idee oder eine Kraft gibt oder Dir zuführt, damit Dein Streben doch noch sein Ziel erreicht.
Ein solcher Weg ist ein Entwicklungsweg.


Die dritte Kraft

Die dritte Kraft, die Kraft, die die beiden vorhergehenden Kräfte miteinander versöhnt, ist dann Ausgangspunkt für einen weiteren Prozess dieser Art. So wird die dritte Kraft aus dem letzten Prozess zur ersten Kraft, als Teil eines neues Vorhabens oder Strebens, die dann eine Art Widerstand erfährt und durch eine dritte Kraft sich erneut weiter entwickelt. Ein ewiger Vorgang.
Wenn wir den Widerstand, den wir im Leben erfahren oder den Misserfolg als eine notwendige Kraft erkennen, als etwas, das nicht anders ist, als unsere gute Absicht, unser Streben, dann haben wir gute Chancen, schneller zur dritten Kraft zu kommen, dann erkennen wir in allem einen großen Geist und eine tiefe Weisheit.
Der Widerstand, den Du vielleicht gerade in Deinem Leben oder Deinen Vorhaben erfährst, ist ein notwendiger und guter Widerstand, nicht um Dich aufzuhalten, sondern um Dich weiterzuführen.
Die Erfolglosigkeit und die Vergeblichkeit sind eine Chance, in die dritte Kraft zu kommen, zu wachsen und weiter zu kommen. Es ist ein Teil eines großen Wegs, den wir alle gehen.
Allerdings ist diese dritte Kraft im jeweiligen Geschehen oft schwer zu erkennen, es braucht etwas Mühe und Übung.
Und noch ein Hinweis: das Prinzip dieser drei Kräfte betrifft alles, was erschaffen wurde und wird zugleich als Ausdruck der Dreifaltigkeit verstanden.


Jesus weckt die dritte Kraft

Und die Jünger in spe, die jungen Menschen, die sich Jesus anschließen wollten?
Jesus hat ihnen einen Stein in den Weg gelegt. Eer hat sich als der Widerstand gezeigt, den sie brauchten, damit sie in eine neue Reife finden, damit sie weiterkommen. Wir wissen nicht, ob sie die Chance ergriffen haben, aber sie hatten die Möglichkeit, zu der dritten Kraft zu finden. Sie hatten die Chance, den Widerstand, den Jesus ihnen gab, zu überwinden, darüber hinauszuwachsen und so zu Jüngern Jesu zu werden.
Es geht um die Reifung, es geht darum, dass Menschen weiter kommen, dass sie sich entwickeln und zu höheren Kräften kommen.
Ich finde es sehr hilfreich, Widerstand im Leben nicht als etwas zu verstehen, das mich stört und mich von meinem Ziel abbringen will.


Versöhnung mit dem Widerstand

Seitdem ich von den drei Kräften weiß, sind Vorhaben, die nicht erfolgreich sind, Ideen, die irgendwie schwierig umzusetzen sind, nichts, worüber ich mich ärgern muss, sondern sind eine Chance tiefer zu wachsen und darüber hinaus zu wachsen, um die dritte Kraft zu wecken. Und so kannst Du die Dinge in Deinem Leben auch sehen, Du kannst auf die Suche nach der dritten Kraft gehen, und so weiter kommen, Dich mit dem Widerstand versöhnen. Es lebt sich entspannter so, es lebt sich leichter und es zeigen sich im Leben eine tiefe Weisheit und ein großer Geist.
Die Versöhnung mit dem Widerständigen im Leben ist eines der wesentlichen Anliegen Jesu. Jesus will uns zur Kraft führen, zu der dritten Kraft, die aber im Wesen sich von den anderen Kräften nicht unterscheidet. Und sein ganzes Leben selber war ein Streben nach dieser dritten Kraft, war ein Streben danach, den Widerstand anzunehmen und darüber hinauszuwachsen, damit dann die dritte Kraft in ihn einströmen kann und dann in die Welt hinein.

Vielleicht hast Du in Deinem Leben bereits einmal diese drei Kräfte erlebt, hast erlebt, wie Du mit dem Widerstand weitergehen konntest und sich daraus eine Kraft ergab. Dann schreibe mir gerne dazu einen Kommentar. Natürlich auch, wenn Du noch Fragen hast.



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