Warum es nicht schlimm ist, wenn Jesus nicht auferstanden ist

24. Juni 2023

Nehmen wir einmal folgendes an: Du wachst morgens auf und nachdem Du Dich fertig gemacht hast, setzt Du Dich an den Frühstückstisch, greifst zum Kaffeebecher und dann zur Zeitung. Und die Schlagzeile heute lautet: Jesus ist nicht auferstanden. Wissenschaftler haben es endlich bewiesen.
Was würde Dir durch den Kopf gehen?
Sicherlich gäbe es Sendungen im Fernsehen dazu, es würde Dementis formuliert, die Kirchen würden sich äußern.
Aber eine Frage ließe sich dann nicht mehr umgehen: Was bleibt eigentlich von der Botschaft Jesu, wenn er nicht auferstanden ist, was hieße es, wenn Jesus tatsächlich statt zu sterben nach Indien gereist ist, wie manche annehmen. Oder er hat sich mit Maria Magdalena aus dem Staub gemacht und hat mit ihr in Südfrankreich gelebt.
Was, wenn Ostern und Karfreitag einfach nur eine Geschichte sind, einfach nur eine Story, schön, berührend, dramatisch, bedeutsam – aber dennoch nicht weniger wahr und nicht weniger falsch als ein Märchen oder ein Roman.
Was bleibt dann noch?
Würde alles zusammenfallen?
Würden die Kirchen schließen?
Würdest Du vom Glauben abfallen?


Erlösung ist mehr

Das Problem ist so fundamental, weil die meisten christlichen Gemeinschaften und Kirchen ihr ganzes Selbstverständnis von Tod und Auferstehung ableiten. Das ist das wichtigste Fest im Jahr, das Besondere, das, was uns von anderen Religionen abhebt und unterscheidet, was uns zu etwas Besonderem macht.
Und manche würden dann sagen: Wenn Jesus nicht auferstanden ist, dann gibt es auch keine Erlösung.
Und genau an diesem Punkt, widerspreche ich.
Denn die Erlösung, die ist nicht erst durch die Auferstehung erlangt worden, nicht erst durch den Tod.
Die Erlösung und die gute Botschaft, die gab es schon davor und die bleibt.
Der Theologe Thomas Pröpper hat mich zu der Einsicht gebracht, dass die Erlösung nicht erst durch die Auferstehung geschehen ist, sondern, dass Jesu ganzes Leben und seine ganze Lehre zusammen Teil der Erlösung sind.
Und wenn Du in die Evangelien schaust, dann stößt Du immer wieder auf Menschen, an denen sich Erlösung ereignet hat.


Erlösung in den Taten Jesu

Die Gelähmten, die wieder gehen können, die Blinden, die wieder sehen können, das tote Mädchen des Jairus, das wieder lebt – sie alle sind Zeugen dafür, dass Jesus schon vorher Erlösung gebracht hat. Sie würden nicht sagen, dass sie erst nach der Auferstehung Jesu erlöst wurden, sondern in dem Augenblick wo sie gehen, sehen oder wieder leben konnten, in dem Augenblick hat sich in ihrem Leben Erlösung ereignet.
Das heißt doch, dass selbst dann, wenn Jesus nicht auferstanden wäre, die Erlösung in die Welt gekommen ist. Wir brauchen die Auferstehung nicht zwingend dafür und wir können uns auch ohne Auferstehung mit den Lehren Jesu beschäftigen.
Und noch ein Hinweis ist mir wichtig. Wie Du vielleicht weißt, ist mir das Thomas-Evangelium wichtig. Ja, ich weiß, es ist nicht Teil der Bibel, manche beschimpfen es als gnostisch. Und ja, manche Sprüche entstammen tatsächlich der Gnosis, jener Lehre von damals, in deren Mittelpunkt Erkenntnis und die Einteilung von Gut und Böse in der Welt stehen. Aber das finden wir auch in den klassischen vier Evangelien der Bibel.
Dieses Thomas-Evangelium ist eine wirklich hilfreiche Ergänzung zur Bibel, kein Ersatz. Eine der Besonderheiten dieses Dokuments ist die Tatsache, dass es nichts von Tod und Auferstehung berichtet, auch nicht von Geburt. Es gab also schon damals eine Strömung von Christen, für die Tod und Auferstehung nicht so entscheidend wichtig waren. Sie konnten offensichtlich darauf verzichten und sich dennoch Christen nennen und diesem Jesus von Nazareth folgen.
Es ist also nicht zwingend notwendig, an die Auferstehung und den Tod Jesu zu glauben, wie er in den vier Evangelien berichtet wird. Die Botschaft Jesu bleibt uns und sie trägt die erlösende Botschaft in sich.


Erlösung in der Lehre Jesu

Welche Botschaft bleibt uns noch, wenn Tod und Auferstehung nicht wichtig sind oder in der Form nicht stattgefunden haben sollten?
Genau darauf möchte ich jetzt eingehen und Dir ein paar Spuren aufzeigen, die zu der erlösenden Botschaft führen.
Zunächst wird uns Jesus als jemand anderes erscheinen. Jesus, der Auferstandene, das geht ja zunächst nicht, wenn wir die Botschaft ohne Auferstehung denken wollen.
Was aber geht, das ist Jesus, der Weisheitslehrer.
Er zeigt uns die Zusammenhänge dieser Welt auf, zeigt uns, wie Leben geht und wie man ein gutes Leben führt.
Wir können Jesus als den spirituellen Meister treffen, der uns zeigt, wie man spirituell lebt, wie man zu Gott findet und diese Verbindung hält.
Wir treffen Jesus als den Heiler, der uns in die Heilung unserer körperlichen, psychischen und spirituellen Gebrechen führt.

Und wie ich so darüber nachgedacht habe in der Vorbereitung auf dieses Video, da wurde mir immer klarer, wie lohnenswert es wäre, sich auf diese Rollen Jesu zu beschränken. Es zeigt uns einen anderen Jesus, den wir so selten wahrnehmen und der uns so selten aufgezeigt wird.
Schauen wir jetzt einmal in die Botschaften Jesu, welche die Erlösung in sich tragen.
Welche Botschaft ist denn so erlösend?
Zunächst ist es das grundsätzlich wichtige und bedeutsame Bild, das uns Jesus von Gott aufzeigt. Gott ist die Liebe. Kein Wesen, das uns hinters Licht führt, uns mit Freuden bestrafen will, das uns überprüft und kontrolliert. Gott ist die Liebe, das ist Jesu Bild von Gott und das bringt er uns nahe. Und noch heute ist es oft schwer, das wirklich zu glauben und anzunehmen. Aber wenn wir das wirklich in uns wirken lassen, dann erkennen wir, dass dieses Bild erlösend sein kann und will.

Jesus zeigt uns auf, dass wir uns spirituell weiterentwickeln sollen und müssen. Denk einmal an die Geschichte des reichen Jünglings, der Jesus nachfolgen will und Jesus ihm sagt, er solle alles verkaufen. Das ist nicht in erster Linie ein Appell für die Armut der Jünger Jesu. Es ist gesagt, damit der reiche Jüngling sich weiterentwickelt. Und Jesus hat ins Schwarze getroffen. Wohlhabend zu sein ist nicht grundfalsch, aber wer etwas besitzt, wird selber besessen. Es ist Jesu Botschaft von der Kenosis, der Entblößung. Das ist keine Botschaft, die man sich beim Kaffeetrinken erzählt. Es ist harter Tobak. Aber eine Botschaft, die wir auch in anderen Religionen und von anderen Lehrern kennen.

Jesu lehrt uns, uns von überholten Regelungen zu befreien. Gerade im Glauben und in den Kirchen gibt es Traditionen, die einfach überholt sind und das Wesentliche inzwischen mehr verstellen, als es hervorzuheben. Denk an die Geschichte der Jünger, die in den Feldern Ähren abreißen, um die Körner zu essen – und das an einem Sabbat. Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht umgekehrt heißt es da. Und das gilt für alle Regelungen, auch für Deine ganz persönlichen Formen. Befreie Dich und das Leben von solchen Bestimmungen, die unhinterfragt weiterleben und die Du mehr tragen musst, als sie Dich tragen.

Jesus lehrte uns, wie wir spirituelle Energie ins Leben bringen können. Er sagte einmal, wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Das ist eines der Grundprinzipien im geistigen Leben – und es ist meine feste Überzeugung, dass es Jesus um unsere geistige Existenz in dieser Welt ging. Und zu diesen Prinzipien gehört es, dass Demut unsere Energie steigert. Wer demütig lebt, der wird eine Steigerung der eigenen spirituellen Energie spüren. Nicht, wer sich selber fertig macht, wer sich selber beschimpft und klein macht. Demut ist etwas ganz anderes. Wirkliche Demut macht nämlich stark, ohne Kraftmeierei.
Und das ist es, was Jesus uns nicht nur in diesem kleinen Satz: Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden, sondern in vielen anderen Sätzen und Geschichten sagt.

Und so gibt uns Jesus zahlreiche Hinweise über das geistige Leben in dieser Welt.

 

Austauschprozesse

In dem bekannten Satz: Bittet und es wird Euch geben, wird das nochmals deutlich. Es gibt viele solcher Sätze. Wenn Du das tust, dann passiert das. Das sind meistens Austauschprozesse, die er da beschreibt. Wir finden sie auch in der berühmten Bergpredigt. Zum Beispiel. Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Auch hier ein Austausch zwischen Himmel und Erde.
Wenn wir die geistige Welt um etwas bitten, dann wird etwas geschehen. Jesus sagt nicht, dass wir genau das bekommen, was wir erbitten, er sagt nur, dass etwas geschehen wird, dass die Bitte gehört wird.
Wir sind in einem ständigen Austauschprozess mit der geistigen Welt – wir merken es nur nicht. Wir können diesen Prozess aber bewusst gestalten. Das können wir tun, aber natürlich nicht, damit es uns in erster Linie nutzt, sondern als Dienst für diese Welt. Wir sind hier, um dieser Welt zu dienen. Und Gebet und Bitten sind Formen, mit der geistigen Welt zu kommunizieren und in den Austausch zu kommen.
Wer mit dieser geistigen Welt verbunden ist, der spürt die Erlösung, der spürt die Weite, der wir angeschlossen sind. und zudem spürt ein solcher Mensch die tiefe Bedeutsamkeit unseres Lebens.
Das nenne ich erlösend!


Zum Schluss

Ich möchte eines noch sagen: Ich behaupte nicht, dass die Auferstehung nicht stattgefunden hat. Wer weiß das schon? Aber ich merke, dass es lohnend ist, die Botschaften Jesu wirklich mal von dem Großereignis Ostern zu lösen und so neu zu lesen. Die Erlösung liegt in den Worten und Taten Jesu. Und zu diesem Geist der Worte müssen wir zurückfinden.
Die Auferstehung selber bezeugt diese Botschaft und macht sie gewiss glaubwürdiger und stärker. Aber es ist auch ein solch großes Ereignis, dass die Botschaft selber oft dahinter verschwindet.
Dieses Licht in Jesu Worten und Taten zu erkennen, darin liegt Leben, darin liegt Hoffnung und darin liegt verwandelnde Erkenntnis, die wir in unserer Zeit dringend benötigen. Und diese lichtreiche Erkenntnis, die ist immer lebendig, frisch und neu. Auch heute noch.


Ich glaube, dass es Jesus um die geistige Welt und um ein Leben auf Erden als geistiges Wesen geht. 


korrigiertes Transskript


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