Muss man Gott lieben, kann man Gott lieben und was ist eigentlich los, wenn man Gott nicht liebt? In diesen Themenkreis gehört eine Frage, die ich vor kurzem von Lisa erhalten habe. Konkret hat sie mir folgendes geschrieben:
Lieber David, ich war neulich in meinen jährlichen 10 tägigen Tanzexerzitien. Bei
einem Tanz mit bestimmten Gebärden bekamen wir den Impuls zu lauschen und
zu hören, ob Gott uns eine Frage stellt. Bei mir stellte sich sofort die Frage ein:
„Liebst du mich?“ Ich war zutiefst erschüttert und war in der Folgezeit immer
mit dieser Frage beschäftigt. Irgendwie setzte sie mich unter Druck und es
kamen immer mehr Fragen. Was ist eigentlich Gottesliebe? Wie merke ich, dass
ich Gott liebe? Wie kann ich unterscheiden, ob ich die „Tröstungen Gottes"
oder den „Gott der Tröstungen“ liebe? Gibt es einen Unterschied zwischen der
Gottesliebe und der Liebe zwischen den Menschen? In den Exerzitien hat sich
die Situation für mich entspannt, als ich einen Text las, in dem Gott spricht: „Du
darfst mich lieben.“ Dennoch bleibt die Ausgangsfrage für mich weiter
unbeantwortet.
Liebe Lisa, ich bin Dir sehr dankbar für diese Frage und stelle sie gerne in den Mittelpunkt meines heutigen Videos.
Das ist aber auch so eine Sache mit der Liebe zu Gott, überhaupt mit der Liebe zu etwas nicht Physischem. Irgendein deutscher Politiker sagte einmal, er liebe seine Frau und nicht Deutschland und wollte damit deutlich machen, dass er die abstrakte Größe Deutschland nicht lieben kann oder will, und dass man Deutschland auch nicht lieben muss.
Wie sieht es aber mit Gott aus?
Sind wir zur Liebe verpflichtet, dadurch, dass wir sind, dass wir von Gott das Leben erhalten haben und überhaupt erst existieren?
Ich habe mich ehrlich gesagt selber lange Zeit damit schwer getan, Gott zu lieben. Ich wusste nicht, wie ich das hinbekommen sollte. Ich konnte Menschen lieben, mein Haustier und vieles andere auch, aber Gott? Gott achten und Gott ehren, das fiel mir nicht schwer, aber ihn zu lieben, das hat einfach nicht geklappt.
Kann man Gott überhaupt lieben? Und weiter gefragt, ist die Liebe, die ich einem Menschen gegenüber habe, die gleiche Liebe, die ich eventuell Gott gegenüber habe und empfinde? Sind das nicht zwei ganz unterschiedliche Paar Schuhe?
Die Liebe zu Gott, und das zeigt sich ja auch in der Frage von Lisa, kann viel Druck auf uns ausüben, kann wie eine ständige Forderung über unserem Leben stehen. Dann erzwingt man irgendein Gefühl von Liebe oder das, was man in einer solchen Situation dafür hält. Dass das kein Weg ist, erübrigt sich zu sagen.
Ich glaube, dass im Kern jede Liebe gleich ist oder eben einen Kern hat, der in allen Variationen unveränderlich ist. Und dennoch unterscheiden sich die Liebe zu Gott, zu einem Menschen oder zu einem Haustier erheblich.
Und die mögliche Liebe zu Gott, sie hat gewiss dabei, wenn sie denn gelingt, eine ganz besonders hohe Schwingung.
Was ist jetzt grundsätzlich dazu zu sagen?
Gott braucht sie nicht!
Das für mich Wichtigste ist folgendes: Gott braucht Deine Liebe nicht. Es ist schön, wo es gelingt, aber ist weder notwendig noch eine Voraussetzung für irgendetwas. Niemand kann Gott etwas nehmen oder geben, sodass er anschließend mehr hat oder weniger. Das heißt, Du kannst Gott gerne sehr, sehr lieben oder Dir kann Gott völlig gleichgültig sein. Das ändert an Gott und seiner Liebe gar nichts, null!
Und Dein Wohlverhalten ist auch keine Voraussetzung für seine Liebe. Du musst Dir Gottes Liebe nicht verdienen, musst dafür nicht selber Gott lieben, ihm wohlgefällig sein und nett.
Natürlich sollst und vor allem darfst Du ein guter Mensch sein, darfst Dich einsetzen, darfst großzügig sein und all das an den Tag legen, was wir für ein gutes Leben und ein gutes Verhalten halten. Aber tu es nicht, um Gott gnädig zu stimmen oder um zu versuchen, seine Liebe zu verdienen.
Sei ein guter Mensch, weil Du weißt, dass das Gute immer wieder zu Dir zurückfindet, dass das Gute nicht nur ein Tun ist, sondern eine Kraft, die durch Dein Tun, in Dein Leben hineinfließt und Dir zur Verfügung steht.
Es geht nicht darum, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst, weil es in der Bibel steht, sondern weil ein solches Verhalten Dich energetisch bereichert und Dich verändert.
Gottes Liebe ist bedingungslos und sie ist absichtslos.
Mir hat ein anderes Bild geholfen, mich der Liebe zu Gott und der Liebe Gottes zu nähern. Meistens sprechen wir von der Liebe, die ich jemanden gebe oder ich spreche von einer inneren Haltung oder von einem inneren Zustand.
Bei Gott finde ich das eher hinderlich und eröffnet mir keine gute Sicht.
Gottes Liebe ist ein Raum
Ein besseres Bild ist für mich, in der Liebe Gottes zu sein und zu bleiben. Ich möchte mich in Gottes Liebe bewegen und mich darin aufhalten. Immer wieder falle ich hinaus und bin vielleicht mit meiner Wut und meiner Angst verbunden. Doch immer wieder finde ich auch zurück und kann mich bewusst in die Liebe Gottes stellen. Die Liebe Gottes ist ein Raum und alles, was ich tun muss, ist mir dieses Raumes bewusst zu werden und mich ebenso bewusst hinein zu stellen.
Dieser Raum ist dann voll von Gottes Liebe und so kann diese Liebe in mich eindringen – sie kann, muss aber nicht. Es hängt von meiner Transparenz und meiner Offenheit ab. Ob ich mich öffne oder nicht, das wird an der Liebe Gottes nichts ändern.
Wenn ich mich aber öffne, dann kann diese Liebe in mich eindringen und mich ganz durchdringen. Dann lasse ich einfach diese Liebe in mir zu. Ich mache sie nicht, ich muss sie nicht herstellen oder aufbauen. Ich lasse diese Liebe in mich hinein und lasse sie einfach ihr Werk vollbringen. Alles, was ich dafür tun muss, ist, mich zu öffnen und offen zu sein.
Das kann geschehen durch Gebete, durch Musik, durch Tanz, durch Yoga oder was auch immer. Es gibt so viele Wege, und jede und jeder darf seinen oder ihren eigenen Weg finden. Mache Dich auf die Suche, wenn Du nicht schon längst Deinen Weg gefunden hast. Mache Dich auf die Suche, wie Du Dich für diese Liebe noch mehr öffnen kannst.
Und dann kann das Wunder geschehen, ganz aus sich selbst heraus und das Wunder geschieht immer.
Denn die göttliche Liebe ist eine verändernde Liebe, ist eine Liebe, die dich leitet und begleitet, damit Du Deinen Weg zur Quelle der Liebe findest.
Du siehst, es ist mal wieder das Lassen, das uns den Weg weist und die rechte Haltung im spirituellen Leben ist.
korrigiertes Transskript