Warum um alles in der Welt muss Liebe eigentlich immer so weh tun? Warum gehört der Schmerz dazu, warum all die Kämpfe, die Ohnmacht? Kann es nicht auch mal leicht sein, könnte Liebe nicht auch etwas sein, das einfach nur schön ist, einfach nur schön und erfüllend?
In meinem heutigen Video möchte ich Dir einige wichtige Gründe dafür aufzeigen, warum Liebe so oft weh tut. Ich werde Dir deutlich machen: Vieles, was wir Liebe nennen ist es gar nicht oder wir gestalten unsere Beziehungen falsch. Und schließlich werde ich zu einer abschließenden Weisheit kommen, die das alle zusammenfassen wird.
Liebe ist ein wesentlicher Teil unseres Lebens und viele streben danach, endlich jemanden zu finden, den sie lieben können. Dann werden große Feste gefeiert, Schlösser werden an Brücken angebracht, es wird sich geschworen niemals auseinander zu gehen, Ewigkeit wird versprochen. Und dann, wenige Jahre später, steht das Leid vor der Tür: Erst der Streit, dann vielleicht das Fremdgehen, Trennung und dann Scheidung.
Aber wir müssen gar nicht nur auf Partnerschaften schauen. Auch wenn man Tiere in seinem Haushalt wohnen lässt, wenn man Freunde hat: Die Beziehung, die von Liebe getragen ist, ist selten ohne Leid, selten ohne Schmerz, Angst und Sorge.
Ein anderes Beispiel sind Eltern-Kind-Beziehungen. Wieviel Leid dort erzeugt und ertragen wird!?
Da stellt sich zu Recht die Frage: Muss das so sein? Muss Liebe weh tun? Kann es nicht auch einfach schön, erfüllend und voller Freude sein?
Und ich sage: Ja, kann es! Liebe kann voller Freude und Schönheit sein, wenn,
ja, wenn es denn Liebe ist.
Nicht alles, was wir Liebe nennen ist auch Liebe
Sehr oft, gerade bei Paaren, aber bei weitem nicht nur dort erlebe ich es, wie etwas Liebe genannt wird, was keine Liebe ist. Es sind zwei Wesen, die im je anderen das sehen, was sie vermissen, die endlich die Geborgenheit suchen, die sie immer vermisst haben, die Liebe ohne Grenzen, der Mensch an meiner Seite, der alles versteht, mich immer begleitet, mit dem ich alles durchstehen kann.
Doch solche Wünsche sind Kinderwünsche, infantile Wünsche des inneren Kindes. Und Beziehungen aus solchen Motiven sind Beziehung zwischen zwei inneren Kindern und nicht zwischen zwei erwachsenen Menschen. Und wie Freundschaften bei Kindern schnell auch mal vorbei sein können, so ergeht es dem Paar dann auch.
Nicht alles was heiratet liebt auch, auch wenn sie es noch so heraufbeschwören.
Und manchmal habe ich den Eindruck, dass je üppiger und romantischer die Hochzeit, umso weniger geht es wirklich um Liebe.
Eine Beziehung ist nicht dafür da, das sie uns heilt.
Eine Liebe ist nicht dafür da, dass Defizite aus meiner Vergangenheit ausgeglichen wird.
Eine Liebe ist nicht dafür da, mich aus dem Bannkreis meiner Eltern zu führen.
Eine Liebe ist nicht dafür da, meine innere Leere zu füllen.
Das kann alles geschehen, doch ist das nicht die Aufgabe der Liebe.
Und wenn das die Grundlage einer Beziehung ist, dann ist der Schmerz vorprogrammiert. Ein solcher Schmerz lässt sich vermeiden und gehört nicht zur Liebe selber.
Und was ich gesagt habe, das gilt für jede Art von Beziehung. Prüfe Deine Motivation, prüfe Deine Beweggründe, Deine Gefühle. Worum geht es wirklich?
Aber es gibt noch einen anderen wichtigen Punkt.
Liebe braucht Deinen Reifungsweg
Für jede Liebe ist es wichtig, dass jede und jeder seinen eigenen Weg geht und seine eigene Entwicklung durchläuft und sich darum bemüht. Doch oft wird die Beziehung der Ersatz für weitere Schritte der Reifung. Du musst in der Liebe immer weiter an Dir arbeiten und darfst davon nicht lassen. Man ist einander anvertraut, aber jede und jeder ist auch für sich und geht den je eigenen Weg.
Wer nicht allein sein kann, ist für die Liebe nicht reif.
Der andere ist dabei Sparringspartner, ist Ort und Anlass für so manche Reifung. Einander auf dem Weg zu unterstützen, dafür ist Liebe da. Wenn Du das bedenkst, dann werden auch manche Krise, mache Vergeblichkeit und Enttäuschung zwar nicht ohne jeglichen Schmerz bleiben, aber sie bekommen einen anderen Sinn und können Dir helfen, weiter zu reifen.
Und was Du noch bedenken solltest: Die Liebe endet immer mit Trennung, immer. Manchmal etwas früher, manchmal sogar zu früh, aber irgendwann kommt der Augenblick immer. Bei der kirchlichen Trauung heißt es daher auch: Bis das der Tod Euch scheidet. Das ist ernst gemeint.
Jede Liebe mündet in der Trennung und das im Bewusstsein zu behalten ist wichtig. Und egal wie die Trennung auftaucht, sie kommt immer zu früh und sie ist nie geplant.
Manchmal ist es hilfreich das Drama herauszunehmen und zu sehen, dass eine Trennung etwas Normales ist - nur vielleicht etwas zu früh.
Liebe ist göttlichen Ursprungs
Liebe ist nicht nur ein menschliches Phänomen, sie ist göttlichen Ursprungs. Wenn Du verbunden bist mit der göttlichen Liebe, wenn Du spürst, wie die göttliche Liebe durch Dich hindurchfließt, dann spürst Du auch, dass die Liebe etwas ist, was sich Deiner bedient. Du wirst von der Liebe Gottes in Dienst genommen, Du bist Werkzeug dieser Liebe, die sich dann in die Liebe zu einem konkreten Menschen manifestiert. Es gibt nicht Deine Liebe, sie gehört DIr nicht.
Wenn Du die Liebe als “Deine” Liebe oder “unsere” Liebe ansiehst, dann ist das sehr klein gedacht. Und wenn es zur Krise kommt, dann ist plötzlich keine Liebe mehr da, weil sie auf das menschliche Maß reduziert wurde. Erkennst Du aber die Liebe als einen Durchfluss der göttlichen Liebe durch Dich, dann kann die Liebe auch dann fließen, wenn es unmöglich erscheint. Erkenne also die Liebe in Dir als göttliche Liebe, die sich Dir immer wieder zur Verfügung stellt und Dich in den Dienst nimmt. Es gilt diesem Gedanken nachzugehen und treu zu bleiben. Dann bekommt Deine konkrete Liebe etwas zutiefst spirituelles.
Schmerzen sidn teil des Lebens
Und schließlich möchte ich Dir noch dies mitgeben. Liebe ist immer nah am Leiden, das kannst Du schon an Jesus erkennen. Und Schmerz ist ein fester Bestandteil des Lebens. Wir können kein Leben leben, ohne Schmerzen zu erfahren. Es ist angebracht den Wunsch nach einem schmerzfreien Leben aufzugeben. Auch dieser Wunsch ist ein Kinderwunsch, ein Wunsch nach dem Paradies. Die Erde aber ist das Paradies nicht und unser Leben auch nicht.
Wenn Du diesen Wunsch aufgibst und akzeptierst, dass Schmerz dazu gehört, dann lebt es sich leichter und intensiver, weil du Dich nicht mehr so stark schützen musst.
korrigiertes Transskript
Lieber David,
was für ein schöner und tiefsinniger Beitrag zum Thema „Liebe“.
Einen Gedanke dazu möchte ich noch teilen. Von einem Bekannten, der Theologe ist, habe ich im letzten Jahr folgende Aussage gehört: „Das Eheversprechen, bis das der Tod uns scheidet, ist nicht wirklich wörtlich zu nehmen. Es geht dabei wohl nicht um den physischen Tod, sondern es kann sich hier um den Tod der Liebe handeln.“
Mir hat diese Auslegung sehr gut gefallen. Habe ich doch in meiner Arbeit häufig Menschen erlebt, die die wörtliche Auslegung lebten, auch wenn sie schon lange nicht mehr passt. Solange dies einfach so ist, also ohne Leidempfindung, ist es ja in Ordnung. Schwierig wird es, wenn damit Handlungen und Emotionen verbunden sind, die nicht hilfreich oder gar zerstörend sich auswirken.
Danke, lieber David, Dein Video über die Liebe hat mir sehr gefallen und die Veränderung des Formats ist mir bei den letzten Male schon aufgefallen.
Liebeleiden, leidenlieben, lei lei lei – da könnte ich ein Lied von singen… 🙂
Sehr liebe Grüße, Lydie