Text aus meinem wöchentlichen YouLetter

5. Oktober 2024

Seit vielen Jahren begleitet mich ein Satz, oder besser gesagt, ein Titel, denn es handelt sich um den Titel eines Buches von Jörg Zink. Es ist nicht immer so, dass ich an diesen Satz jeden Tag oder auch nur einmal im Monat denke. Oft geht er unter den vielen anderen Sätzen unter. Doch irgendwann, darauf kann ich mich verlassen, kommt er wieder zu mir.

Dieser Satz lautet: Was bleibt, stiften die Liebenden.

Das dazugehörige Buch handelt von der Ehe und der Liebe zwischen Menschen. Aber für mich hat dieser Satz eine weitreichendere Bedeutung. Ich erkenne darin eine fundamentale Aussage. Alles, was bleibt, ist aus der Liebe geboren, und alles, was bleiben soll, muss mit Liebe getan werden.

Selbst wenn etwas äußerlich nicht mehr vorhanden ist, weil alles auf dieser Welt der Vergänglichkeit unterworfen ist, bleibt doch die Liebe, die ich in mein Werk investiert habe. Es geht nicht nur um ein materielles Fortbestehen, um ein Sein, wie wir es auf Erden kennen, das sich in die Ewigkeit erstreckt. Unser Tun hinterlässt tiefere Spuren, die sich nicht in Kilo und Gramm messen lassen. Wenn ich etwas wirklich in Liebe tue, dann verzaubere ich mein Werk; es strahlt einen besonderen Glanz aus und hat die Kraft, andere Menschen nachhaltig zu berühren. Die Liebe haftet dem Werk auf ewig an.

Was du auch tust, tue es mit Liebe. Und noch radikaler: All dein Tun sei Liebe, sei aus der Liebe geboren. Das ist ein erheblicher Anspruch! Jeder von uns kennt die eigene Launenhaftigkeit und das Gefühl, offen oder verschlossen für die Liebe in uns zu sein.

Vielleicht sollten wir uns besser von der Menge und Mathematik in diesem Sinne lösen. Es geht nicht darum, eine bestimmte Menge an Liebe in diese Welt gebracht zu haben. Es zählt, jedes Quentchen an Liebe, das ich gelebt und gegeben haben. Leider sind wir auch in der Liebe oft zu materialistisch und wollen alles rechnen und messen. Doch das funktioniert in der Liebe letztlich nicht.

Spiritualität ist die Einübung in die Liebe in dieser Welt; sie ist die Suche nach der Quelle, die uns jeden Tag, jede Sekunde lieben lässt, sobald sie in uns zu fließen beginnt und sich ihren Weg bahnt.

So sind wir auf dem Weg, bleibende Werte in dieser Welt zu schaffen, die sich immer wieder als vergänglich zeigt.

Spiritualität ohne Liebe, ohne echte Liebe, die man spürt und die nicht nur eine abstrakte Ableitung von Geboten und schönen Sätzen ist, stiftet auf Dauer nichts.

Was du auch tust, gehe entschlossen deiner Liebe nach; tauche tief in dein Inneres ein, um diese Liebe zu finden. Und was oder wen auch immer du liebst – erkenne: Auch diese Liebe kennt nur eine Quelle und strebt danach, Bleibendes zu schaffen – ganz gleich wie.

Vielleicht liebt auch der Baum das Blatt, das gestern noch am Ast hing und jetzt schon am Boden liegt und welkt. 
Das Bleibende ist die Liebe selbst.

Vorherige Briefe für dich:

  • Der Prophet
    Schiller

    Winkt Dir die Liebe, so folge ihr
    Sind auch ihre Wege hart und steil
    Und umfahren Dich ihre Flügel
    So ergib Dich ihr
    Mag auch das unterm Gefieder
    Verborgene Schwert Dich verwunden

    Und redet sie mit Dir
    So trau‘ ihrem Wort
    Mag auch ihre Stimme Deine Träume erschüttern
    Wie der Nordwind den Garten verwüstet

    Liebe gibt nichts als sich selber
    Und nimmt nichts als aus sich selbst heraus
    Liebe besitzet nichts und lässt sich nicht besitzen
    Denn Liebe genügt der Liebe

  • Die spirituelle Liebe spiegelt sich wieder , allen Menschen , Tieren und der Natur in Liebe verbunden zu sein.
    Auch das Hohelied der Liebe , 1 Kor. 13.Kap., gibt eine solche Beschreibung der spirituellen Liebe :
    hier nur der 1. und letzte Vers :
    Wenn ich in Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke –
    Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung und Liebe , diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

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