Welche Bedeutung haben Heilige heute noch?

23. Juli 2022

Brauchen wir überhaupt Vorbilder, wie wir sie vielleicht in unserer Jugend hatten? Mancher meiner damaligen Freunde hängten sich Plakate von Rennfahrern und Schauspielerinnen auf. Das habe ich nie gemacht. Und auch heute wird es in den gängigen Zimmern der Jugendlichen ähnliche Bilder geben.
Und auch in Kirchen passiert ja im Grunde nichts anderes. Dort hängen ebenfalls Bilder, dort stehen Figuren von Heiligen, den Vorbildern im Glauben.


Heilige, ein Konzept von früher?

Das Konzept der Heiligen klingt verstaubt, oder? Da wird ein Verfahren gemacht, wie eine Gerichtsverhandlung um zu schauen, ob jemand wirklich heilig ist. Dann ein großer Gottesdienst und wenn der Heilige Glück hat, dann wird ihm erlaubt, keine Wunder wirken zu müssen, was eigentlich eine Voraussetzung dafür ist, heiliggesprochen zu werden. Dann geht der ganze Prozess nämlich schneller.
Vergessen wir jetzt einmal all das, vergessen wir die kirchliche Ausprägung der Heiligen, vergessen wir all das, was wir in unserer Kindheit vielleicht gelernt und erfahren haben. Vergessen wir vielleicht auch einmal, ob wir aus einer katholischen oder protestantischen Tradition kommen. Wir dürfen sogar vergessen, ob wir Christen oder Hindus oder Buddhisten oder was auch immer sind.


Manifestationen des Geistigen

Denn Heilige werden nicht durch die Kirche gemacht – nein, nun wirklich nicht. Und Heilige sind auch ganz unabhängig von jeder Religion.Aber was sind Heilige überhaupt und haben sie eine Bedeutung für uns, sollten wir mit Heiligen leben? Sind es vielleicht Wesen, die kleine Aufgaben für uns übernehmen, denen wir sagen können, tu dies oder tu das, an die wir denken, wenn wir etwas verloren haben oder die uns lenken, wenn wir uns verirrt haben?
Heilige sind Manifestationen des Geistigen. Sie sind Inkarnationen des Göttlichen auf Erden. Und das sind wir alle auch, unabhängig, ob uns jemand heilig nennt, sind wir alle aus Gott geboren. Wir sind eine Ausgeburt Gottes. Und ohne dem würden wir nicht existieren können.
Jede und jeder von uns ist zutiefst mit dem verbunden, was die christliche Tradition Himmel nennt. Ich nenne es einmal göttliches Bewusstsein – beides sind nur Bilder von dem einen Phänomen.
Platon hat diesen Gedanken als erster formuliert. Er sagte, dass alles, was existiert (und er meinte wirklich alles) eine ideale Entsprechung im Himmel hat, also in diesem göttlichen Bewusstsein. Und dass wir nur aus dieser Verbindung heraus leben. Und all diese Ideen, wie Platon diese Entsprechung im Himmel nannte, diese Ideen sind Ausdruck des Göttlichen.


Das Bild von uns

Wir alle verdanken uns diesem göttlichen Bewusstsein und das ist der Ort unserer Heimkehr nach unserem Tod. Das ist auch der Ort von dem Jesus sagte, dass im Hause seines Vaters viele Wohnungen sind. Im Bewusstsein gibt es selbstverständlich viele Wohnungen, dort ist Platz für alles, weil alles schon da ist.
Um es noch konkreter zu machen. In diesem göttlichen Bewusstsein gibt es z.B. ein Bild vom Apfel. Und jeder Apfel auf dieser Welt hat Zugang zu diesem Urbild und versucht, wenn man das so sagen kann, diesem Urbild so nah wie möglich zu kommen.
Und wir sehen schnell, ob es einem Apfel gelungen ist. Wenn er wurmstichig ist oder eine faule Stelle hat, dann fällt es leicht zu sagen, dass sich das Urbild des Apfels in diesem konkreten Apfel nicht völlig zeigen konnte.
Dann wiederum gibt es Äpfel, die überzeugen sofort. Wir sehen sie und denken, was für ein schöner Apfel. Was für ein wunderbarer Apfel. Was wird dieser Apfel schmecken, wenn ich gleich hineinbeiße!
Uns läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn wir einen solchen Apfel sehen. Denn in diesem konkreten Apfel hat sich das Ideal des Apfelseins zu einem sehr großen Maße verwirklicht.
Aber man muss sagen, dass es auf Erden kein Ding gibt, dass völlig identisch mit dem Idealbild im göttlichen Bewusstsein ist. Wwir können uns immer nur annähern, mehr geht nicht. Der Rest geschieht dann nach unserem Tod.
Und so wie mit dem Apfel ist es auch mit dem Menschen. Es gibt Menschen, da können wir leicht und schnell sagen, dass sich hier das Menschsein nicht in Gänze verwirklicht hat, vielleicht, weil es ein zutiefst unfreundlicher Menschen ist, ein Mensch, der anderen schadet, der auf Kosten anderer lebt, der rücksichtslos ist.


Wenn ein Mensch wirklich Mensch ist

Und dann kennen wir Menschen oder haben von ihnen gehört, da spüren wir gleich: Hier ist ein Mensch wirklich Mensch. Ja, so zu sein, das wäre gut, wenn doch alle Menschen nur so wären. Und wir müssen nicht erst diskutieren und überlegen, wir sehen das im Grunde sofort. Und das geht, weil wir Zugang zu diesem göttlichen Bewusstsein haben.
Dieser Mensch, der so gut ist, in diesem Menschen hat sich das Ideal des Menschseins zu einem hohen Grad verwirklicht. Hier zeigen sich eine Größe und eine Tiefe, die man nicht machen kann, die sich nur schenken kann.
Falls Du Fragen zu diesem Thema hast oder etwas dazu sagen möchtest, dann nutze gerne die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag. Ich freue mich von Dir zu hören.


Idee des Menschseins

Und so kommen wir jetzt wieder zurück zu den Heiligen. Denn Heilige sind genau das: Menschen, die die Idee des Menschseins im göttlichen Bewusstsein zu einem sehr hohen Grad verwirklicht haben. Es strahlt einfach aus, es überzeugt einfach.
Und solche Menschen haben eine besondere Kraft, weil die Verbindung zu diesem geistigen Bild im göttlichen Bewusstsein jedem Menschen Kraft gibt, weil die Verwirklichung nicht nur etwas ist, das man feststellen kann, sondern auch etwas ist, das etwas bewirkt, das etwas verändert. Kommst Du dem Bild von Dir, wie es Gott von Dir hat besonders nahe, dann wirst Du einen Kraftgewinn spüren, Du wirst spüren, dass eine andere Kraft auf Dich zukommt oder in Dich eintritt.
Und so entstehen Heilige, die Heiligen, die wir kennen und vielleicht verehren, aber auch solche, die nicht erst durch einen kirchlichen Prozess gegangen sind. Gandhi gehört ganz gewiss dazu oder Martin Luther King oder viele andere, die man vielleicht persönlich kennt, die aber nicht so berühmt geworden sind.

In Kontakt gehen mit den Heiligen

Es spielt natürlich für das Heiligsein keine Rolle, ob viele Menschen davon wissen, wirklich keine.
Und kann man zu den Heiligen beten, ergibt das Sinn oder ist das Quatsch?
Beten heißt in Kontakt gehen, beten heißt aus diesem Kontakt zu einer neuen Erkenntnis zu kommen, an diese spezielle Kraft anzudocken, die ein Heiliger verkörpert. Und da am Ende alles im göttlichen Bewusstsein aufgehoben sein wird – nichts stirbt, nichts geht verloren, so kannst Du tatsächlich in Kontakt mit Verstorbenen gehen, kannst um Inspiration und Energie bitten, kannst einfach in Tuchfühlung mit der speziellen Kraft gehen, die ein Mensch auf Erden verkörpert hat.
Und so steht Dir eine unendliche Schar an Unterstützerinnen und Unterstützern zur Verfügung, so kannst Du auf den ganzen Reichtum des göttlichen Bewusstseins zurückgreifen.
Du kannst auch Kerzen dafür anzünden oder formale Gebete sprechen – tu das, was Dir entspricht. Aber meine nicht, dass die Heiligen die Arbeit für Dich machen. Sie sind keine Diener, sondern Kraftquellen, die uns in Bewegung bringen.


Es wird ohnehin Zeit, dass wir uns wieder mehr mit dem göttlichen Bewusstsein befassen, dass wir aktiv damit in Resonanz gehen. Die alten Formen sagen uns oft nichts mehr, die alten Formen sind uns fremd geworden. Aber dadurch ist eine Lücke entstanden, eine Lücke zu diesem Bewusstsein, eine Lücke zum Himmel. Und diese Lücke gilt es wieder zu schließen. Denn in einem Bezug darauf zu leben, das wird Dein Leben tief und reich machen und Du wirst angeschlossen sein an eine Quelle unendlichen Trosts und unendlicher Inspiration.


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  • Danke sehr für den Text! Könnte ich z.B. Johann Sebastian Bach als Heiligen betrachten, auch wenn das für mich sehr ungewohnt wäre? Der allen Schicksalsschlägen zum Trotz wunderbare Musik geschrieben hat? Schöne Grüsse aus seiner Geburtsstadt Eisenach!

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