Spricht Gott mit uns? Spricht er Dich an? Sagt er Dir etwas? Kannst Du mit Gott kommunizieren?
Ja, ich glaube, dass Gott oder das Göttliche immer zu uns spricht und gar nicht anders kann. Natürlich nicht in einer herkömmlichen Sprache, nicht so oberflächlich, wie es sich manche Zeitgenossen vielleicht vorstellen, aber auch nicht unendlich kompliziert. Das Göttliche drückt sich immer wieder und ständig in dieser Welt aus und es drückt sich auch für Dich aus.
Davon musst Du erst einmal ausgehen und vielleicht musst Du das auch erst mal lernen.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele meinen, dass Gott sich nicht um sie kümmert und auch nicht mit ihnen spricht oder versucht, Kontakt herzustellen.
Aber dem ist nicht so. Entscheidend ist es, dass Du es erst einmal für möglich hältst, dass Gott zu jeder Zeit auf Dich zukommt. Wenn Du Dir das nicht vorstellen kannst und es auch für wenig wahrscheinlich hältst, dann wird es schwer, Gott zuzuhören.
Natürlich spricht Gott nicht zu uns, wie ich jetzt zu Dir spreche, wie Deine Nachbarin, Deine Kinder oder Dein Partner zu Dir sprechen, auch nicht, wie ein Pfarrer oder Priester oder ein Mönch zu Dir sprechen. Aber ich hoffe, dass das klar ist.
Gottes Sprache ist eine andere, was uns das Zuhören daher auch so schwer macht.
Die Sprache Gottes sind zumeist Bilder und Formen, die in ganz unterschiedlicher Weise auf uns zukommen und die wir entschlüsseln müssen, damit wir sie verstehen.
Intuition? Inspiration?
Zunächst aber sollten wir zwei Begriffe in diesem Zusammenhang versuchen zu unterscheiden. Es ist das Begriffspaar Inspiration und Intuition. Sie werden in der Alltagssprache oft gleichgesetzt und synonym gebraucht.
Für unser Thema ist es jetzt aber wichtig, genauer zu wissen, was mit welchem Begriff gemeint ist.
Intuition ist eher ein Bauchgefühl und sagt Dir in der Regel Ja oder Nein. Stimmt oder stimmt nicht oder manchmal auch etwas dazwischen und dann sprechen wir von gemischten Gefühlen, die wir haben.
Intuition ist also vor allem bei Entscheidungen gut und wichtig.
Anders verhält es sich mit Inspiration. Hier kommen neue Gedanken und Bilder in unseren Sinn. Inspiration ist in unserem Kopf verankert. Man spricht daher auch vom dritten Auge, was schon ein Hinweis auf die Inspiration ist.
Und Inspiration heißt ja übersetzt “Einhauchung” oder Beseelung. Hier kommt Gott schon mit ins Spiel. Denn es braucht ja jemanden, der einhaucht, damit wir inspiriert werden.
Wenn ich hier also von Gottes Sprache und Gottes Wort an uns spreche, dann meine ich eine Inspiration, eine Botschaft aus dem Geist heraus, die uns erreicht.
Dabei muss sie nicht in unserem Kopf entstehen. Unser Gehirn ist sicherlich ein wunderbares Empfangsmedium für Gottes Inspiration. Aber das göttliche Wirken geht natürlich weit darüber hinaus. Gottes Geist ist eher mit einem physikalischen Feld zu vergleichen, das alles durchdringt und auf alles einwirkt.
Und so kann Inspiration im wörtlichen Sinne auf der Straße liegen, in der Natur, auf dem Schreibtisch und in einem Buch zu finden sein, selbst, wenn es mit Gott oder Spiritualität nichts zu tun hat.
Damit sind wir aber schon bei einer weiteren Differenzierung. Gott erreicht uns nämlich grob gesagt in zwei Welten. Es gibt die Inspiration im Inneren eines Menschen, also in Deinem Inneren. Und es gibt die Inspiration im Äußeren.
Fangen wir mit der inneren Inspiration an.
Gottes Stimme im Inneren
Wie gesagt, Gott spricht vor allem in Bildern und Formen. Gottes Intention durchdringt als reine Kraft sozusagen diese dünne Membran zu unserer Welt und im Eindringen bekommt es Form und Bild. In Gott selber gibt es keine Bilder und keine Vorstellungen in unserem Sinn. Gott ist eher mit reiner Energie zu vergleichen.
Aber um in dieser Welt wirken zu können, kleidet sich die göttliche Kraft in eine Form oder in ein Bild, so wie sich unsere Wünsche und Bedürfnisse in Sätze kleiden, die wir dann aussprechen können.
Genau so hat auch Christus Gestalt angenommen in Jesus. Man kann also sagen, dass jedes Bild von Gott kommend eine Form der Inkarnation ist oder anders ausgedrückt, der Information, es ist ein Prozess Form zu finden in dieser Welt.
Und unser Inneres ist sehr offen dafür, da unser Geist so offen ist und viel Raum lässt. Wir können jeden Gedanken denken, den wir wollen und jedes Bild innerlich sehen, das uns gerade passt. In unserem Inneren tut sich ein weites Feld, ein unendlicher Raum auf, der für alles offen ist. Mit diesem Bewusstseinsraum ist uns also etwas gegeben, in dem sich alles zeigen kann, wenn wir es denn wollen und zulassen.
Und so nutzt das Göttliche natürlich unseren Geist für eigene Anliegen und Informiert sich in uns, wird Form in unserem Inneren. Manchmal sind es tatsächlich Worte, die uns einfallen, wie wir es dann gerne nennen. Oder es kommen innere Bilder, die eine tiefe Bedeutung in sich tragen, was wir auch spüren können.
Gott im Traum
In der Bibel zeigt sich Gott gerne und immer wieder in Träumen. Im Traum haben wir unseren Verstand und unsere Filter ausgeschaltet und so hat Gott mehr Raum und Möglichkeiten. Das gilt auch für unser Tagesbewusstsein. Wenn wir sehr im Verstand verankert sind, dann hat Gott wenig Raum. Gott zeigt sich nicht als Formel, sondern wie gesagt viel eher als Bild.
Es wird also wichtig sein, wenn Du Gott mehr lauschen möchtest, Deinen Verstand immer wieder zu verlassen und eine innere Offenheit herzustellen, die Raum für Mehrdeutigkeit lässt.
Stille ist eine ganz wichtige Übung um auf Gott zu lauschen. Den Geist beruhigen, die vielen inneren Stimmen zur Ruhe bringen und dann in der Leere des eigenen Inneren zu warten und darauf zu vertrauen, dass etwas kommt. Manchmal zeigt sich eine kleine und sanfte innere Stimme, die etwas sagt und uns mitteilen möchte, eine, die im Orchester der vielen anderen Stimmen in mir untergeht. Wenn mein Bedürfnis nach Selbstbehauptung, nach Lust und Freude, nach Bequemlichkeit, wenn meine Vater- oder Mutter-Stimme in mir, meine innere Stimme als Mitarbeiter, als Autofahrerin oder als Kundin erst mal loslegen, dann hat diese kleine Stimme wenig Raum und Du wirst sie nicht hören. Stille verschafft ihr den Raum und sie kann sich Dein Gehör verschaffen.
Achte auf Deine Träume und Deine inneren Bilder. Was will sich da ausdrücken. Nicht jeder Traum ist dabei gleich eine göttliche Offenbarung. Du wirst spüren, wenn Du einen Traum hast, der eine besondere Tiefe besitzt, das ist eine Qualität, die Dir nicht verborgen bleiben wird. Und dann ist der Augenblick gekommen, genauer hinzusehen und hinzuhören und hinzuspüren, was Dir der Traum nicht nur auf der psychologischen Ebene, sondern auch auf der geistigen Ebene sagen will.
Tagebuchschreiben kann eine schöne Möglichkeit sein, der Stimme Gottes in Deinem Leben auf die Spur zu kommen. Du kannst dann vielleicht verfolgen, wie sich ein Bild oder ein Gedanke immer wieder zeigt und diesen Aspekt dann intensiver betrachten.
Gottes Stimme im Äußeren
Kommen wir jetzt zum nächsten Punkt, denn Gott nutzt auch das Äußere, um mit uns zu sprechen. Jede Situation, die Du erlebst, kann ein Ereignis sein, das Gott dafür nutzt, um Dich zu erreichen. Dafür ist es gut, zurückzuschauen, schau Dir wichtige Ereignisse Deines Lebens an! Ich habe in meinem Leben bei einigen Ereignissen inzwischen den Eindruck, dass sie geschehen mussten, damit ich endlich höre. Immer wieder hat das Göttliche versucht, mich zu erreichen, damit ich einen ganz bestimmten Schritt gehe. Und ich muss sagen, zimperlich ist Gott da nicht mit mir umgegangen. Irgendwann habe ich es dann verstanden und es beruhigte sich viel in meinem Leben.
Es ist so, dass wir Gottes Wirken oft erst im Nachhinein verstehen können. Schau also in Deine Vergangenheit und versuche Muster zu erkennen.
Synchronizität
Sehr oft erleben wir Gottes Wirken, wenn wir Synchronizität erleben. Wenn also zwei Ereignisse zusammenfallen, die völlig unabhängig voneinander sind, für uns aber einen tiefen Sinn haben.
Und vielleicht geschehen Synchronizitäten ja auch, selbst wenn wir sie nicht als etwas Bedeutsames erleben? Dann wäre mein Hiersein, die Begegnung mit dem Mann an der Ampel vorhin auch eine Synchronizität, die einen tiefen Sinn hat, auch wenn ich ihn vielleicht nie erkennen kann.
Jedes Verliebtsein beruht in der Regel auf einer Synchronizität.
Aber auch wenn ich auf den Boden blicke und plötzlich ein Muster in den Ästen erkenne, die ich sehe oder in der Art, wie die Blumen auf der Wiese verteilt sind. Wenn ich plötzlich erkenne, die Blumen bilden ein Muster, sie bilden vielleicht eine Art Ja, also das Wort Ja und ich schlage mich gerade mit einer Entscheidungsfrage herum, dann kann das ein Einwirken Gottes sein. Kann, muss nicht!
Die Welt ist bedeutsam
Wenn Du lernst diese Welt, als etwas zutiefst Bedeutsames zu erfassen, wenn Du lernst es für möglich zu halten, dass Gott Dich zu jeder Zeit erreichen will, wenn Du lernst, dass Gottes Botschaften überall herumliegen, dann kannst Du sie auch entdecken. Vielleicht nennt man das Glauben, vielleicht ist es das, was Jesus meinte, als er sagte: Dein Glaube hat Dir geholfen.
Ich kann mir vorstellen, dass Du Dich vielleicht fragst, wie man denn Gottes Stimme von der eigenen unterscheidet. Ich gebe zu, dass das nicht immer leicht ist. Viel zu gerne machen wir uns etwas vor und so erlebe ich es auch in der spirituellen Szene. Es gibt so viele Medien und gechannelte Botschaften und so viele, die mit dem Nimbus der Sicherheit auftreten und keinen Zweifel daran haben, dass Gott direkt aus ihnen spricht.
Die absolute Sicherheit sollte Dich immer skeptisch machen!
Ja, wir können unseren eigenen Wünschen erliegen, wir können in die Irre laufen, wir können Gottes Stimme überhören. Doch es wäre fatal, deshalb einfach aufzuhören und nichts mehr zu riskieren. Vielleicht ist das der tiefe Sinn des Gleichnisses von den vergrabenen Talenten. Wer seine Talente in dieser Hinsicht einfach vergräbt, um nicht zu irren, der wird nichts gewinnen. Nur, wer das Risiko eingeht, kann auch gewinnen – und kann natürlich auch verlieren.
Aber es gibt Hinweise, die auf die Stimme Gottes weisen.
Einige Kriterien
Wenn Du etwas meinst vernommen zu haben, dann prüfe, ob es in die Weite führt oder in die Enge. Gott führt immer in die Weite, auch dann, wenn manche Wege am Anfang eng zu sein scheinen, haben sie aber doch als Ziel die Weite.
Gott führt immer ins Licht und führt nie hinters Licht. Die Dunkelheit ist nicht Gottes Ziel.
Gott führt immer in die Liebe und nicht in Hass und Wut.
Gott spricht nicht nur angenehme Wahrheiten aus, er schmeichelt nicht. Es kann also sein, dass Gott Dich auf einen Weg führt, der nicht der bequeme Weg ist. Dennoch kann es Gottes Stimme sein.
Gott gibt nicht auf und daher schau zurück, ob der Gedanke oder die Bilder schon früher in Deinem Leben, vielleicht etwas abgewandelt vorkamen. Erkenne Muster und Wiederholungen.
Ich weiß, das sind nur Hinweise, ich kann Dir keine Sicherheit geben, die gibt es nicht. Du musst bereit sein, auf der Welle zu surfen, damit Du weiter kommst. Oder Du bleibst einfach am Strand stehen.