Wie unsere Gefühle und Krankheiten zusammenhängen

7. Juni 2022

Bis vor ca 10 bis 15 Jahren gingen manche Menschen davon aus, dass es so etwas wie eine Krebspersönlichkeit gibt. Damit war gemeint, dass es Menschen gibt, die aufgrund ihrer psychischen Konfiguration besonders gefährdet waren, an Krebs zu erkranken. Man hatte dazu natürlich eine ganze Reihe an Ideen und Thesen entwickelt, die daraufhin abzielten, genauer zu bestimmen, wer dazu gehört. Eine bestimmte Art, mit Emotionen umzugehen, eine bestimmte Art auf die Welt zu reagieren und mit sich umzugehen. All das gehört dazu. Dann gab es eine großangelegte Untersuchung, die ein für allemal deutlich machte: Es gibt so etwas wie eine Krebspersönlichkeit nicht. Schon jubelten viele, die immer schon dachten, Krebs und Psyche hat miteinander nichts zu tun. Doch weit gefehlt. Denn auch, wenn es keine Krebspersönlichkeit gibt, die Psyche hat erheblichen Einfluss, nicht nur auf die Entstehung einer Krebserkrankung, sondern auch darauf, wie die Krankheit im Einzelnen verläuft. Krankheit und Psyche hängen bei fast allen Erkrankungen stark miteinander zusammen. Und was das genau bedeutet, und welche Rolle unsere Gefühle dabei spielen, darüber werde ich heute sprechen.

Ich kann mich noch sehr gut an ein Erlebnis erinnern, dass ich in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts gemacht habe. Damals hatte ich ein Praktikum im Uniklinikum in Münster absolviert. Meine Aufgabe war es, kranke Kinder und Jugendliche auf der orthopädischen Station zu begleiten und zu betreuen. Unter anderem war ein Teil meiner Aufgabe, dass ich bei den Kindern blieb, wenn sie nach der Operation im Aufwachraum waren und keine Angehörigen zugegen sein konnten. Das kam häufiger vor, da die Kinder aus der ganzen Bundesrepublik ins Klinikum kamen. Ich kann mich noch gut an einen kleinen türkischen Jungen erinnern, an dessen Bett ich saß. Er hatte eine langwierige Operation hinter sich und lag nun im Aufwachraum. Ich hielt seine Hand und sah wie sein Puls sich auf den Monitoren der Geräte abbildete. Für kurze Zeit musste ich meine Hand wegnehmen und dann konnte ich beobachten, wie der Puls immer schneller wurde und schneller wurde, natürlich nicht bedrohlich aber doch so, dass es einen signifikanten Unterschied ausmachte, ob ich ihm die Hand hielt oder nicht. Dann nahm ich seine Hand wieder, und der Puls konnte sich wieder beruhigen. Das war für mich eine ganz besonders berührende Erfahrung. Der Junge schlief und dennoch spürte er, dass ich da war, konnte ich ihn durch meine Präsenz und Gegenwart beruhigen und ihm helfen, tief und fest zu schlafen und so an seiner Gesundung teilhaben. Damals verstand ich, wie sehr Psyche und Körper und damit Psyche und Krankheit zusammenhängen.

Allerdings finde ich sollten wir es uns nicht zu einfach machen. Es gibt so viele schlechte Thesen, die auf eine Verbindung zwischen Psyche und Körper hinweisen, die gleichzeitig doch sehr naiv klingen. Nichtsdestotrotz, die Gefühle sind die Sprache der Seele. Und wenn wir über einen Zusammenhang zwischen körperlicher Erkrankung und Psyche sprechen, dann müssen wir auf alle Fälle über Gefühle sprechen. Denn es sind gerade die Gefühle, die uns krank machen. Gefühle, die wir nicht äußern, denen wir keinen Ausdruck verleihen, die in uns nicht groß werden dürfen, die wir unterdrücken und ablehnen. Das sind vor allem Ärger und Wut, also der Ausdruck unseres Missfallens, der Ausdruck des Missfallens des Körpers oder anderer innerer Anteile. Wie oft schlucken wir Ärger und Wut hinunter? Wie oft ärgern wir uns über unseren Ärger? Wie oft sind wir wütend über unsere Wut? Und ein ganz großer Bereich ist natürlich alles, was mit Stress zu tun hat, also alles, was uns unter Druck setzt. Denn Stress ist ja nichts anderes, als eine Drucksituation, der wir ausgeliefert sind.

Wir wissen heute, dass Stress unsere Immunabwehr schwächt, dass wir uns also leichter anstecken, wenn wir gestresst sind. Und gerade in diesen Zeiten der Krise und der Bedrohung, also Zeiten wo wir Stress ausgesetzt sind, ist damit auch unsere Immunabwehr besonders gefährdet und herausgefordert.

Wenn wir aber unseren Gefühlen keinen Ausdruck verleihen, wenn wir ständig unter Druck stehen, dann sucht sich unsere Psyche einen Kanal, sie sucht sich eine Möglichkeit, sich bemerkbar zu machen und uns eine Information, einen Hinweis zu geben. Im Grunde ist das eine tiefe Weisheit, ist das eine Möglichkeit, bei der es immer darum geht, dass Du gesund bist, dass Du nicht gefährdet bist, dass Du Deinen Lebensstil endlich veränderst. All diese Emotionen stehen Dir zur Verfügung und werden Dir zu jedem Augenblick Deines Lebens gezeigt, wenn Du bereit bist sie zu hören.

Wenn wir also unseren Gefühlen keinen Ausdruck verleihen und wir ständig unter Druck stehen, dann sucht sich unsere Psyche eine andere Sprache und das ist die Sprache des Körpers. Die Sprache des Körpers ist ein anderes Wort für Krankheit. Und in dieser Sprache sagt uns die Psyche: Es muss anders werden, so geht es nicht weiter, Du bist am Limit. Und wenn uns die Psyche das über unseren Körper sagt, dann hat sie vorher schon ganz andere Wege und Kanäle genutzt, um uns das mitzuteilen.

Aber Vorsicht, wir dürfen Krankheiten auch nicht gänzlich psychologisieren. Denn dann heißt es plötzlich: Du bist doch selber schuld, Du hast es Dir selbst zugefügt und eingebrockt. Und Schuldgefühlen sind das Schlechteste, was wir gebrauchen können, wenn wir krank sind. Niemand braucht Schuldgefühle, wenn er krank ist.Wir sollten uns daher davor hüten, Schuld zuzuweisen.

Aber lass uns das Ganze auch einmal von der spirituellen Seite betrachten. Und zwar nicht indem wir Krankheit betrachten, sondern indem wir über Heil und Heilung sprechen, indem wir den Menschen betrachten und das Leben. Dass Heilung ein Teil spirituellen Wirkens ist, das zeigt sich ja schon in der Bibel. Jesus hat viele Menschen geheilt und hat auch seine Anhänger dazu aufgefordert, Gleiches zu tun. Aber es geht hier noch um mehr, es geht um eine innere Haltung. Denn wenn wir spirituell auf Heilung schauen, dann müssen wir zunächst feststellen, und das ist ganz wichtig, dass das Leben selber immer heil ist. Das Leben selber kann nie erkranken. Und das heißt auch, dass Du immer heil bist, selbst wenn Du erkrankt bist. Weil das Leben, das in Dir ist, unantastbar ist, unberührbar, man kann es nicht schädigen. Und dieses Leben, das trägst Du in Dir und Du trägst damit auch diese Heilung in Dir. Das Problem ist, dass das Leben in seinem Heilsein, in seiner Kraft und Wirkung bei einer Krankheit nicht überall fließen kann, es ist blockiert. Heilung geschieht aus dem Inneren, entsteht aus dem Inneren des Lebens in Dir. Heilung geschieht aus dem Inneren und aus dem Göttlichen in Dir. Neben allen Medikamente und allen Geräten und allen Operationen, wirkliche Heilung oder der eigentliche Kern der Heilung, ist ein göttlicher Akt. Etwas geschieht in Dir und alles was Ärzte tun und was Du tust und Pflegerinnen und Pfleger tun, das ist alles Unterstützung dieses göttlichen Wirkens in Dir. Heilung ist immer spirituell.

Deshalb heißt es auch, wenn ich erkrankt bin, dass ich wieder die Verbundenheit mit dem Göttlichen suchen muss. Das ist die beste Form, um jegliches ärztliche Handeln zu unterstützen, um meinen Beitrag dazu zu leisten, wieder gesund zu werden, heil zu werden, damit das Leben wieder in seiner ganzen Kraft in mir wirken kann.

Man kann Krankheit auch als einen gestörten Zugang zur göttlichen Wirklichkeit sehen oder noch anders beschrieben: Krankheit entsteht, wenn Du auf diese vier Fragen keine Antwort mehr hast: Wozu bin ich eigentlich hier? Wer bin ich überhaupt? Woraufhin bin ich angelegt?

Was erfüllt mich?

Wir sind es gewohnt, weil wir krank geworden sind, zum Arzt zu gehen und bei der Krebserkrankung ist es üblich, dass wir sogar zu einer Psychoonkologin gehen, also zu einer Psychologin oder einem Psychologen, der sich auf Krebserkrankungen spezialisiert hat. Aber ich glaube, es ist für alle Krankheiten notwendig, dass wir sie auch spirituell betrachten und begleiten, denn das ist ein wesentlicher Teil und eine große Unterstützung unseres Heilungsprozesses.

Und das heißt ganz konkret, dass Du zunächst Stille suchst, Augenblicke höchster Sammlung und innere Ausrichtung auf das Göttliche hin. Es geht darum, wieder in diesen Kontakt zu kommen und in diese Ausrichtung zu gelangen. Und dazu gehört auch, in Kontakt mit dem Lebendigen zu bekommen. Man schenkt Kranken gerne Blumen, ja, das hat diesen Grund. Schau Dir das Grün der Blätter an, schau Dir die Mücke an, die kriechende Raupe, das fließende Wasser im Bach. Weiter ist es wichtig, dass Du wieder lernst auf Deinen Körper zu hören, Deinen Gefühlen Ausdruck zu schenken. Dein Körper und Deine Psyche sind voller Weisheit und es gilt, an diese Weisheit wieder anzuknüpfen. Spirituell ist der Körper ein Tempel Gottes, der das Allerheiligste trägt und schützt und in diese Welt bringt. Betrachte Deinen Körper wieder als Tempel, als Ort des Allerheiligsten. Betrachte Deinen Körper als heiliger Bezirk oder heiliger Raum in Dir, den Du mit aller Sorgfalt und Hingabe pflegst und spürst.

Und natürlich können dazu auch Gebete, Meditationen, geführte Meditationen und es kann auch ein Ritual dazugehören. Das sind ganz verschiedene Dinge die Du tun kannst. Aber der Kern ist diese innere Hinwendung, dieses Wieder-hören-Lernen und diese innere Ausrichtung auf das Göttliche.

Das mobilisiert nicht nur das, was wir Selbstheilungskräfte nennen, sondern auf eine viel subtilere Art und Weise hilft es Dir, die Energie zu bekommen die Du brauchst damit etwas in Dir heil werden kann oder noch anders ausgedrückt damit das Leben in Dir wirken kann. Vielleicht tust Du schon bestimmte Dinge in Deinem Leben, um körperlich heil zu bleiben und zu werden. Es interessiert mich zu erfahren, was das bei Dir ist und es könnte auch für andere ganz hilfreich sein zu erfahren, was man konkret tun kann und was andere in einer ähnlichen Situation tun. Also schreib mir einfach einen Kommentar unter diesen Beitrag.


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