Über das Leiden, über Krankheit und Schicksal zu sprechen oder zu schreiben, fällt immer leicht, wenn man momentan verschont ist oder eine Schonzeit genießt. In dieser Hinsicht sind diese Zeilen wie ein Brief an mich selbst, zu lesen, wenn ich inmitten meines Lebens in Bedrängnis gerate und Krankheit mein Leben zeichnet. In solchen Situationen sind wir es gewohnt, darauf zu schauen, was uns das Leben nimmt: unsere Beweglichkeit, unsere Zukunft, unsere Beziehungen, unser Wohlbefinden und manchmal auch unser Leben. Das sind Preise, die wir alle zu zahlen haben - früher oder später. Und es überrascht nicht, dass wir auf unsere Verluste schauen, die es ja tatsächlich auch gibt. Das Leben nimmt uns irgendwann und in unterschiedlichen Geschwindigkeiten fast alles, zumindest alles, was irdisch ist.
Aber vielleicht ist es erlaubt und vielleicht hilft es sogar, einmal das Leben in schweren Zeiten anders zu befragen. Vielleicht ist es gut, eine unerhörte Frage zu stellen, die nicht als Abwertung des Schmerzes der Betroffenen gemeint ist. Wie wäre es, wenn wir in allem, was uns widerfährt, uns selbst nicht die Frage stellen und uns daraufhin fokussieren, was es uns nimmt und kostet? Wie wäre es, wenn wir fragen: Womit nährt es mich? Womit nährt mich meine Krankheit? Womit nährt mich meine Trauer? Womit nährt mich meine Sorge? Wisch die Fragen nicht gleich weg, sondern nähere dich behutsam, aber mutig. Es könnte sein, dass du etwas entdeckst, was alle deine bisherigen Erfahrungen nicht in der Lage waren freizulegen. Und um es nochmals zu betonen, es geht nicht darum zu propagieren: Alles hat sein Gutes! Es geht erst einmal nur um den Versuch anders auf die Dinge zu schauen.
Kann es nämlich sein, dass auch die Krankheit etwas ist, das dir neben all dem Schmerz, der Angst und der Sorge auch etwas zukommen lässt, etwas in dir weckt; dass sie dich in dieser Hinsicht auch nährt, nährt mit einer ganz bestimmten "Nahrung"? Man muss die Frage wirklich langsam auf sich wirken lassen und manchmal warten, bis die Empörung darüber abgeflaut ist. Aber dann kann sich vielleicht zeigen, dass auch das Schlechte noch etwas für dich bereithält und eine Art "Nahrung" ist - gewiss eher Schwarzbrot-Nahrung als süßes Honigbrot. Aber wer kann schon gut leben, indem er immer nur Zucker isst? Und ich möchte diese Frage dir gerne mitgeben. Vielleicht ist sie heute noch nicht relevant, aber vielleicht - und ganz gewiss wird es so sein - wird sie einst eine hohe Relevanz für dich haben. Dann erinnere dich und lass dich auf diese Frage ein.
Es könnte etwas verändern.
Text aus meinem wöchentlichen YouLetter
Den Nährwert im Leid, Verlust, erkenne ich darin, in solchen Situationen die Nähe Gottes intensiver zu spüren, er hält mich, ich bin nicht allein, das tröstet. Dadurch verliert sich die Angst und ich bin bereit, meine Situation anzunehmen .
Alles ist total stimmig. Lieben Gruß Ute
In diesem Fall kann ich Dir nicht ganz zustimmen…
Es gibt Lebenssituationen, in denen Krankheiten und dunkle Zeiten ängstigen …
Krankheit nährt mich nicht, sie schmerzt, macht mich eher traurig und läßt mich ausgeliefert fühlen…
Irgendwann führt Krankheit zwar zur Bewältigung, aber erst nach dem Durchleben der 5 Phasen, von denen Elisabeth Kübler-Ross schrieb:
Ignoranz, Verärgerung, Verhandlung, Depression
und Akzeptanz.
Anders bei Trauer und Sorgen,..bei Ihnen kann ich mir vorstellen, daß sie mich nach der Zeit des Schmerzes mit einer bestimmten „Nahrung“ tatsächlich nähren können.