Habe ich vor meiner Geburt schon gelebt?

9. November 2024

Viele Menschen fragen sich, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Die Faszination für Nahtoderfahrungen, die wir in Büchern lesen oder in YouTube-Videos ansehen können, zeigt das Bedürfnis nach Hoffnung und Sinn. Diese Geschichten lassen vermuten, dass nach dem Tod vielleicht etwas wartet. Aber wie sieht es eigentlich vor dem Leben aus? Gibt es eine Präexistenz, ein Leben vor der Geburt?

Diese Frage führt uns zu grundlegenden Überlegungen über unser Sein. Wurden wir „angeknipst“ im Moment der Geburt? Oder existierte etwas, das uns schon zuvor ausmachte? Immer wieder tauchen Geschichten auf, die von Entscheidungen vor der Geburt sprechen: die Wahl des Lebens, des Schicksals. Und genau hier setzt meine Grundannahme an: Ja, es gibt eine Präexistenz. Unsere Seele ist ewig, unser Körper jedoch nicht. Er altert, stirbt, aber die Seele ist, so glaube ich, unvergänglich. Sie kam aus der Ewigkeit und kehrt dorthin zurück.


Der Hunger nach Spiritualität: Erinnerung an unsere ewige Seele

Es scheint ein tiefes Bedürfnis in uns zu geben, das Ewige zu spüren. Unzählige Versuche der Aufklärung konnten Spiritualität, Religion und Glauben nicht auslöschen. Menschen kehren immer wieder zum Spirituellen zurück, unabhängig davon, ob sie sich kirchlich binden oder nicht. Dieser Hunger nach etwas Größerem könnte auf Erinnerungsspuren hinweisen, die unsere Seele aus der Ewigkeit mitgebracht hat.


Vorstellungen über das Leben vor der Geburt: Warnung vor Naivität

Beim Nachdenken über das Leben vor der Geburt ist Vorsicht geboten. Zu leicht gleiten wir in naive Vorstellungen ab, die stark von unseren menschlichen Erfahrungen geprägt sind. Wir könnten uns ein Paradies voller Farben und Gesichter vorstellen, aber das Ewige ist jenseits solcher Formen. In der Bibel, etwa im Buch Jeremia, heißt es: „Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich erkannt.“ Ein Hinweis darauf, dass die Idee einer Präexistenz sogar in der christlichen Tradition Spuren hinterlassen hat, auch wenn sie keine zentrale Lehre ist.


Platon und die Erinnerung: Lernen als Wiederentdeckung

Die Idee der Präexistenz ist nicht neu. Bereits der Philosoph Platon ging davon aus, dass Wissen eine Art Erinnerung ist. Alles, was wir wissen und lernen, könnten wir uns eigentlich nur wieder ins Gedächtnis rufen, weil wir vor unserem irdischen Leben in einem Bereich des vollkommenen Wissens lebten. Diese „Anamnesis“ – das Wiedererinnern an das Vergessene – beschreibt, wie wir uns nach und nach dessen bewusst werden, was tief in uns angelegt ist.


Das Leben als Weg: Unsere Reise zwischen den Welten

Wenn es eine Präexistenz gibt, verändert sich der Blick auf unser Leben: Es wird zu einem Weg, einem Übergang zwischen der Welt, aus der wir kommen, und der Welt, zu der wir zurückkehren. Dieser Gedanke schenkt Kraft und Zugehörigkeit, besonders in Momenten der Einsamkeit und des Zweifels. Zu wissen, dass wir einer anderen Wirklichkeit angehören, kann helfen, das irdische Leben bewusster zu leben, ohne sich in den Herausforderungen des Alltags zu verlieren. Wir sind, so will ich glauben, Lichtwesen auf einer irdischen Reise, auf dem Weg zurück in unsere eigentliche Heimat.

Vielleicht verspürst auch du dieses Gefühl der Zugehörigkeit zu einem anderen Bereich, ein Gefühl, das tief in dir ruht und dir das Wissen gibt: Ich gehöre nicht nur hierhin. Es ist der Ruf der Ewigkeit, der uns daran erinnert, dass wir unendlich mehr sind als das, was uns auf der Erde begrenzt.


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