Es braucht nicht viel: Ein Blick in die Zeitung, die Tagesschau ansehen, sich in der Nachbarschaft umschauen, durch die Straßen gehen und vielleicht noch ein Blick ins eigene Leben genügen völlig. Die Welt ist erkrankt (und war es im Grunde immer schon) und braucht Heilung. Sie braucht viele Menschen, die wissen, wie sie heilsam leben können.
Und wir alle sind zu solch einem Leben berufen, ja, nicht nur berufen, wir sind aufgefordert dazu, heilsam in diese Welt hinein zu wirken.
Und das heißt jetzt nicht, dass Du gleich ein Schild an Deine Tür machst und eine Praxis als Heilerin oder Heiler eröffnest. Das kann ein Weg sein, ist aber vermutlich nur für wenige eine gangbare Zukunft. Es geht nicht darum, daraus eine Profession zu machen, sondern heilsames Leben als eine Lebensgestaltung für alle zu erfassen und in Deinem Leben zu verwirklichen.
Was heißt es, heilsam zu leben?
Zunächst und vor allem heißt es, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und ich meine das jetzt nicht oberflächlich, sondern in der Tiefe. Denn das Heilsame ist stets zugegen, wenn jemand mit der eigenen Tiefe verbunden ist, mit dem Quell des Lebens. Darum geht es im Kern.
Und im Grunde könnte ich damit diesen Artikel schon beenden, weil alles gesagt ist.
Aber es gibt natürlich noch einiges mehr dazu zu sagen:Denn aus dieser Verbundenheit geht es dann darum, in Deine Umgebung hinein zu wirken, in die Familie, in Deinen Freundeskreis, in das Team am Arbeitsplatz. Das letzte, was die Menschen brauchen sind dabei Predigten und Appelle - die will niemand in solchen Kontexten hören, sondern wirke durch liebende Präsenz, durch Angebote und das Aufzeigen von Möglichkeiten.
Niemand wird von uns die Welt als Ganzes retten, darum geht es nicht. Aber wir haben alle Raum, in den wir hinein wirken können, wó wir eine heilenden Atmosphäre schaffen können - und sollten.
Dalai Lama
Ist unsere Motivation stark und heilsam, können wir alles vollbringen.
Heilend zu leben heißt auch darauf zu achten, keinen Schaden anzurichten. Schau in Dein Leben, schau auf Dein Verhalten! Welchen Schaden richtest Du an, wo kannst du Dein Handeln verändern? Die Sorge darum, keinen Schaden anzurichten bezieht natürlich auch die Natur mit ein. Es bezieht das, was Du isst mit ein, Deine Kleidung, Deine Wohnung und natürlich auch die Art, wie Du mit anderen Geschöpfen umgehst. Mache einmal eine wirkliche Lebensreflexion, nimm Dein Leben unter die Lupe. Aber bitte nicht so, dass Du hinterher nur noch ein schlechtes Gewissen hast. Daher lege Deinen Fokus darauf, jede Situation und jedes Handeln so zu gestalten, dass es für möglichst viele ein Lichtmoment oder eine Lichterfahrung wird.
Und noch etwas ist wichtig: Lebe Deine Berufung, finde Deinen Weg und gehe ihn. Es gibt keine Berufung, die nicht heilsam ist oder Heilsames bewirken will. Tue das, was Deine Aufgabe ist, wozu es Dich hindrängt.
Warum ist es so schwer, heilsam zu sein?
Es ist tatsächlich nicht so einfach, heilsam zu leben. Viel zu schnell geraten wir aus dem Lot, sind aufgebracht, verletzt, gekränkt und müssen zunächst unsere eigenen Wunden versorgen. Und dann bleibt oft keine Energie mehr für diese Welt übrig.
Unsere Wunden und Traumata
Zunächst stehen wir uns oft selbst im Weg, weil wir selbst heilungsbedürftig sind. Wir haben eigene Wunden und Traumata, die uns daran hindern, heilsam zu wirken. Das heißt, dass es zunächst darum geht, eigene Wunden zu verbinden. Entscheidend dabei ist nicht, was Du machst, sondern, dass Du es machst. Es ist wichtig, dass Du auf dem Weg der Selbstheilung bist. Und es gibt so viele Wege, die Du gehen kannst - auch ganz ohne Therapeuten (auch wenn Therapie manchmal wichtig und notwendig ist).
Öffne Dich für Deine eigene Bedürftigkeit, für das Verwundete, habe Mitgefühl für Dich. Immer dann, wenn Du sehr streng mit Dir umgehst, zeigt sich ein Teil in Dir, der noch nicht geheilt wurde.Immer dann, wenn Du von einem Gefühl überrannt wirst zeigt sich ein Teil in Dir, der geheilt werden möchte.
Immer dann, wenn Du hinterher denkst, warum habe ich das nur gesagt oder getan, zeigt sich ein Teil in Dir, der Deine liebende Aufmerksamkeit braucht.
Trennung von der Heilerin/dem Heiler in uns
Es ist schwer in dieser Welt heilend zu wirken, wenn ich keinen Zugang zu meiner heilsamen Seite habe. Der Heiler oder die Heilerin in mir ist ein Archetyp, ein Urbild für Heilung. Und solche Urbilder sind vor allem geistige Kraftzentren, die mich unterstützen und führen, wenn ich Zugriff auf sie habe.
Um Zugang zu einem solchen Urbild zu bekommen kann es helfen, Vorbilder zu finden (im realen Leben, in Literatur, Filmen…) und sich diese Vorbilder immer wieder zu vergegenwärtigen. Entscheidend ist das, was Du fühlst. Versuche also ein Gefühl für die Qualität des Heilens zu bekommen, die Dein Vorbild gelebt hat.
Der Glaube, nichts ausrichten zu können
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der es uns schwer macht, heilend zu wirken ist die Überzeugung, nichts bewirken zu können. Nichts ist hemmender und einschränkender als hemmende und einschränkende Gedanken. Ich kann nichts, ich vermag nichts, ich bin nichts. Das sind Sätze, die erst dann wirken, wenn ich sie mir selber sage. Und wie oft tust Du das? Wie oft schränkst Du Dich selber ein, nimmst Dir Deinen Handlungsspielraum, Deine Möglichkeiten. So kannst Du bewirken, nichts zu bewirken. Beginne in Möglichkeiten zu denken, nicht in Begrenzungen. Und selbst bei bestimmten Begrenzungen, die ein Leben immer hat, kannst Du in Möglichkeiten denken, mit diesen Begrenzungen zu leben und vielleicht trotz der Begrenzungen vieles zu schaffen.
Vorbereitung ist das wichtigste
Als ich die Ausbildung im Familienstellen gemacht habe, war eine der für mich wichtigen Erkenntnisse, dass die Vorbereitung der Klienten das Bedeutendste in der Familienaufstellung ist. Und das habe ich auf viele Bereiche des Lebens übertragen.
Das gilt daher auch hier. Bereite Dich vor, bereite Dein heilsames Leben vor.
Schaffe eine heilende Atmosphäre
Eine heilende Atmosphäre muss zunächst für Dich heilsam sein. Das kann (muss aber nicht) darin bestehen, dass Du alles in ein weiches Licht hüllst, Dich mit Kerzen, Weihrauchduft, Pastellfarben und Seidentüchern umgibst. Das ist eine Möglichkeit, aber es gibt so viele andere. Du kannst auch für Klarheit, Abgegrenztheit in Deinem Umfeld und Deiner Wohnung sorgen. Eine kraftvolle Atmosphäre schaffen, die herausfordert und vielleicht den Krieger in Dir weckt. Manchmal ist der Krieger, die Kämpferin genau das, was Heilung bringt.
Es kann ein Raum sein, der eher sakral ist, von Stille geprägt, ein Raum der Klarheit, des Wohlwollens… Schau, welche Atmosphäre Deine Wohnung ausstrahlt, welche Atmosphäre Du um Dich verbreitest oder verbreiten möchtest.
Entscheidend ist, dass diese Atmosphäre zu Dir passt. Es gibt keine, die für alle passt, weil jeder anders ist und anderes braucht, je nach innerer Ausrichtung, Entwicklungsphase und Suche. Du musst keinen Raum und keine Wohnung schaffen, die alle mit einem Wow betreten. Schaffe einen Ort, der Dir und Deinem Heilungsbedürfnis voll entspricht. Der Rest ergibt sich.
Heile Dich selbst
Das ist natürlich ein ganz entscheidender Punkt. Sorge für Dich, nimm Dein Leben ernst und gehe den Weg der Heilung. Schau auf Deine Emotionen, Deine Bedürftigkeit. Erforsche die Frage: Wie spreche ich mit mir? Wie gehe ich mit mir um? Und bitte ändere Verhalten und Einstellung, die Dir nicht gut tun und Dich vielleicht sogar verletzen. Sei Dir ein guter Mensch.
Dazu gehört auch die Begegnung mit den dunklen Kräften in Dir. Auch das ist ein Teil von Deinem Leben. Auch hier wird Erlösung gesucht.
Wie kann ich nun heilsam leben und wirken?
Es gibt drei Wege, die Du alle gleichzeitig gehen solltest.
Erschaffe
Kreativität ist ein Zeichen für psychische Gesundheit und es ist wirklich wichtig, dass wir Möglichkeiten des Selbstrausdruckes finden und uns darin üben. Dazu gehört auch der Einsatz unserer Intuition.Kreativität heißt immer, etwas Neues in die Welt zu setzen, heißt zu wirken, zu erschaffen, aufzubauen und teilzuhaben am Wirken Gottes.
Schütze
Wenn Du siehst, dass Schaden entsteht, greife ein! Aber nimm niemandem das Schicksal ab. Es geht um den Schaden, der auf andere zukommt aber von ihnen noch gar nicht realisiert wurde. Schütze auch Dich, die Umwelt, schau, wie Du Freunde und Familie schützen kannst. Aber übernimm nicht deren Verantwortung für ihr eigenes Leben. Zu viel Schutz führt den anderen in eine kindliche Haltung und das tut in der Regel nicht gut.
Fördere
Schau, wo Du andere Menschen unterstützen kannst. Wo braucht jemand ein Lob, eine Aufmerksamkeit, ein Lächeln. Wo ist ein Danke angesagt, wo eine Anerkennung. Es gibt so viele Möglichkeiten zu fördern - meisten sehen wir uns nur als Förderinnen und Förderer von Kindern und Mitarbeitern. Doch fördern geht in jede Richtung.
Fördere die Blume, indem Du sie anbindest, damit sie besser wachsen kann.
Fördere den Nachbarn auf der Straße, indem Du ihm ein Lächeln schenkst oder fragst, ob alles okay ist.
Gib den Menschen Rückenwind, wo es nur geht.
Letztlich kommt es immer auf die Haltung an. Es ist nicht nur das, was Du tust, sondern die Art und Weise, wie Du es tust und aus welcher Geisteshaltung und Motivation heraus.
Vielleicht sind das die wichtigsten Elemente eines heilsamen Lebens.
Wie auch immer, eins ist klar:
Die Welt braucht Dich!
Wirklich!
Hallo David,
ein sehr ermutigendes Video, vielen Dank. Anderen zu helfen, sei es Tieren, der Natur oder auch Menschen, ist wirklich für alle, auch für mich heilend. Ich versuche das auch wirklich zu tun. Was mir allerdings nicht gelingt ist mit Menschen umzugehen, die unfair, laut, aggressiv und wütend werden, da ist meine innere Ruhe ziemlich lange aus der Balance. Gerade da wär es ja aber wichtig. Da muss ich noch üben😏. Übrigens braucht die Welt auch ganz besonders Dich🙏.
Liebe Grüße Petra
Liebe Petra, vielleicht solltest Du zunächst Deine Vorstellung ablegen, es müsste Dir immer und überall und bei jedem gelingen, heilsam zu sein. Meistens ist das der Schlüssel dafür, es zu werden….aber ohne Absicht und Strategie, sondern, wel es sich so entwickelt. 😉 David
Danke für Deine Antwort, sie aktiviert sehr viele Gedanken und ermöglicht mir neue Sichtweisen……
Das freut mich… 👍😀 David
Danke für diesen ach so heilsamen Impuls!!!
Die Welt braucht Dich!
Wie gut, das zu hören und zu spüren.
Und in stiller Wildheit werde ich, die ich bin.
Eine tiefe, wahre Formulierung: „Und in stiller Wildheit werde ich, die ich bin.“ Danke 🙏
Vielleicht ja manchmal auch mit lauter Wildheit…? 😉 David
Lieber David, mit Sicherheit auch das 😇
Und ich schließe mich den Worten von Ulli an: Du bist ein Segen.
Boah, was für ein tiefes, berührendes „Gänsehaut und Kloß im Hals“-Ende. Danke 🙏
Danke! David
Ich habe die letzten Minuten des Videos jetzt mehrmals angeschaut 🙈 und fühle mich sehr angesprochen und spüre: „Ja, okay, dann bleibe ich noch“ 🙏
Hallo David, danke für deine umfassenden Anregungen für ein heilsames Leben. Für mich sind die Parallelen interessant, die ich z.B. in Aussagen von Christina von Dreien, fernöstlichen Religionen oder manchen Mystiker entdecke. Auch deine Gedanken klingen ähnlich. Wir kommen alle aus der selben Quelle, haben den Auftrag, verantwortlich umzugehen mit allem was lebt und kehren schließlich dahin zurück, woher wir gekommen sind. Und schön, wenn wir auf unserem Weg einander Abschnittsbegleiter sein können. Für viele hast du wohl gerade die Aufgabe, das zu sein und du machst das gut – wie ich finde. Mit Helge Burgrabe kann ich nur sagen: du bist gesegnet, ein Segen bist du. Mach weiter so. Liebe Grüße von Ulli
Liebe Ulli, vielen Dank…ich spüre auch, dass ich Anschluss haben an diesem Segen und dass er mich führt und nährt. David