Willkommen im Raum der Freiheit

28. Juni 2022

Gleichmütig durch die Welt gehen, sich nicht mehr über alles Mögliche aufregen, sich nicht mehr so ärgern, sondern eher wie ein Buddha sein. Das klingt schon verlockend und verspricht ein Leben in Ruhe und Glück. Und so suchen viele diesen Gleichmut, diese Ausgeglichenheit. Denn wenn man sich selbst etwas kennt und beobachtet, dann stellt man doch oft fest, wie sehr uns unsere Gefühle im Griff haben, wie schnell kleinste Dinge uns auf die Palme bringen, wie eine rote Ampel uns innerlich Amok laufen lässt. Das ist genau das Gegenteil von dem, was mit Gleichmut gemeint ist.

Wenn Du gleichmütig bist, dann hast Du einen Zugang zu Deinen Bedürfnissen, zu Deinen Trieben und Gefühlen, auch zu Deinen Ansichten. In der Ausgeglichenheit regulierst Du all dies und Du bleibst dazu in einer etwas distanzierten Position. Nur aus einer solchen Position heraus ist es Dir möglich, dass Du nicht überrascht wirst, dass nicht plötzlich ein Gefühl überhand nimmt und Dich vereinnahmt.

Gleichmut macht Dich verlässlich

Beim Gleichmut kommen Deine inneren Regungen zur Ruhe. Es ist aber kein Zustand, wo Du nichts mehr fühlst oder spürst, die Amplitude schlägt nur nicht mehr so extrem aus. Und so wirst Du für andere verlässlicher, überraschst nicht mehr durch Wutausbrüche, Angstreaktionen oder Abwehrhaltungen. Was nicht heißt, dass Du alles mit Dir machen lässt. Aber in einer viel größeren Ruhe und Gelassenheit kannst Du die Dinge so regeln, dass Du etwas zurückweist, ohne laut zu werden, dass Du Dich von etwas entfernst, ohne wegzulaufen, dass Du etwas ablehnst, ohne andere dabei zu verletzen. 

Gleichmut ist wichtig, da es Dir hilft, Ruhe und Erfüllung in Dir selbst zu finden. Mit dem Gleichmut hast Du erst einen Zugang zu Dir. Wenn extreme Gefühle aufkommen, dann verschwinden viele zarte und zerbrechliche andere Gefühle, dann wird der Zugang zu Deiner Tiefe verstellt. 


Gleichmut und Beziehung

Auch in und für Beziehungen spielt Gleichmut eine richtig große Rolle. 

Stell Dir vor, Du bist in einer Beziehung und kannst Deine Gefühle nicht regulieren. Immer, wenn eine Sorge oder ein Ärger hochkochen, dann explodierst Du. Eine solche Beziehung hat es schwer zu wachsen, oder?

Aber auch ganz grundsätzlich braucht es Gleichmut, um zu lieben. Liebe ist ja nicht das erste Gefühl des Verliebtseins. Liebe kann etwas sein, das ich mit Projektion von Bedürfnissen verwechsle. 

Erst mit Gleichmut komme ich in die Freiheit und auch in die Nüchternheit zu erkennen, wen ich wirklich liebe.


Gleichmut als Ausgeglichenheit

Ein ganz typisches Symbol ist daher auch die Waage. Bei der ausgeglichenen Waage sind auf beiden Seiten gleich viele Gewichtseinheiten und so kann sich die Waage auspendeln und findet in der Mitte ihre Ruhe. Die linke und die rechte Waagschale haben die gleiche Höhe.

Wenn ich aber wütend oder ängstlich bin, dann schnellt die eine Waagschale nach oben und die andere nach unten. Die Schale für Angst und Wut dominiert die andere.

Auch in einem Menschen, der meditiert, erkennen wir oft den Gleichmut. Ich hatte ja eben schon den Begriff genutzt „wie ein Buddha sein“. Das habe ich schon oft gehört und ist Ausdruck dieser Ausgeglichenheit, dass einem nichts mehr etwas anhaben kann, dass uns nichts aus der Ruhe bringt.

Ich finde auch einen Beter oder eine Beterin ein schönes Symbol dafür. Wer also innerlich mit Gott verbunden ist, der kann in Ausgeglichenheit leben.

Oder jenseits von religiösen Bildern ist ein Mensch, der auf einer Bank sitzt und in die Weite schaut auch ein Symbol für diesen Gleichmut.


Andere Begriffe

Und oft zeigt sich dieser Begriff in einem anderen Mantel, in einem anderen Begriff. Wir sprechen dann beispielsweise von Sanftmut, was sich allerdings eher auf die angemessene Reaktion auf Aggression bezieht. Oder wir sprechen von Milde, ein schönes Wort. Hier geht es unter anderem auch um Urteile und Reaktionen auf Schuld.

Gelassenheit, ein Begriff Meister Eckharts, gehört auch zu den Synonymen von Gleichmut. Und nicht zuletzt können wir auch die Neutralität dazu zählen. Der neutrale Ort in uns ist der Ort, wo uns nichts vereinnahmt und wir ganz in der Ruhe sind.

Übrigens: Wenn wir extreme Gefühle spüren, die uns aus unserem Gleichmut bringen, dann kann das ein Hinweis auf eine traumatische Erfahrung sein. Von daher ist es gut, wenn wir auf solche Augenblicke achten. Sie sind nicht nur dazu da, dass wir wieder in Gleichmut kommen, sondern sie sind auch dafür da, dass wir erkennen, wo noch etwa zu heilen ist.


Gleichmut und Spiritualität

In der Spiritualität spielt Gleichmut eine große Rolle. Vom Buddha hatte ich ja schon gesprochen. Im Buddhismus hat Gleichmut einen hohen Wert. Auch in der römischen Stoa, einer Lebensphilosophie, spielte der Gleichmut eine zentrale Rolle. Marc Aurel und Seneca gehörten zu den Philosophen dieser Richtung.

Und auch in der Bibel wird vom Gleichmut berichtet. So heißt es in der Bergpredigt: Selig sind die Sanftmütigen ...« oder, im selben Sinn, aber anders übersetzt, »Selig diejenigen, die keine Gewalt anwenden«.

Die Wüstenväter und -mütter waren die ersten Mönche und Nonnen im Christentum. Sie waren sehr auf die Praxis hin ausgerichtet und haben ihren Jüngerinnen und Jüngern zahlreiche Tipps gegeben, wie sie als Mönche und Nonnen in der Wüste leben können. Oft haben sie auch über Gefühle und Wut und Ärger gesprochen. Auch für sie gehörte Gleichmut ganz oben auf die Liste der anzustrebenden Grundhaltungen. Denn in der Wüste erlebten gerade die Neulinge, dass sie ihren Gefühlen in einem besonderen Maß ausgesetzt sind. Das gehört mit zur Schulung, die eigenen Gefühle kennenzulernen und einen Umgang damit zu finden, damit Gleichmut einkehren kann.

Gleichmut ist der Schlüssel, um wahre Freiheit des Geistes inmitten des Lebens zu finden.


Gleichmut und Meditation

Dazu ist es aber nötig, dass wir nicht von unseren Gefühlen und Emotionen bestimmt werden:

In der Art der Meditation, wie ich sie lehre, lernst Du, wie Du alles in Dir und um Dich herum wahrnimmst, ohne etwas zu  fokussieren. Das heißt, dass Du immer frei bleibst. Und immer dann, wenn Du doch wieder etwas in Deiner Wahrnehmung fokussiert hast, was natürlich immer wieder geschieht, dann übst Du das Lassen und den weiten inneren Blick. So kann es Dir gelingen, nicht mehr von Emotionen bestimmt zu werden und wahre Freiheit zu spüren und ein verlässlicher Mensch für Deine Familie und Freunde zu werden. 

Es ist natürlich ein Üben, aber ein Üben, das sich lohnt.Du kannst es jetzt gleich versuchen. Beginne zu beobachten, was Du alles wahrnimmst und bleibe bei keiner Wahrnehmung hängen. Nimm alles zur gleichen Zeit wahr, ohne Wertung oder Gewichtung. Manches verändert sich, taucht auf und verschwindet wieder, anderes ist fortlaufend in Deinem Bewusstsein und anderes kehrt immer wieder zurück. Du nimmst nur wahr und lässt es einfach sein.

Der Raum, der sich in einem solchen Augenblick eröffnet, ist der Raum der Freiheit und Ruhe und in diesem Raum kannst Du den göttlichen Grund erkennen. Was willst Du mehr im Leben?

 

Schreibe mir gerne einen Kommentar und erzähle mir, wie Du Gleichmut erfährst und zur Gleichmut zurückkehrst.


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