Nutze das Wissen Deines Körpers

9. April 2022

Wie kommt ein Mensch zur Erkenntnis? Wie kommen wir an die Weisheit heran? Vielleicht über das Nachdenken, indem wir uns in eine Höhle zurückziehen, uns mit alten und dicken Büchern beschäftigen oder mit Wissenschaftlern sprechen und griechische Philosophie studieren?

Nun, das ist alles gut und kann sehr hilfreich sein. Aber wir vergessen - wie übrigens so oft - dass wir nicht nur einen Geist haben, sondern auch einen Körper und dass beide Hand in Hand arbeiten. 


Was ist Weisheit?

Auch wenn ich im Titel zu diesem Video von Wissen spreche, so meine ich doch im Kern nicht das Faktenwissen, sondern eher das, was wir Weisheit nennen. Vielleicht fragst Du Dich, was denn der Unterschied zwischen Weisheit und Wissen ist. Nun, Weisheit ist ein Wissen, das ich durch Erfahrung gewonnen habe. Ich habe es durch mein Leben erlangt. Wissen kann ich durch Bücher bekommen. Ich lese ein Physikbuch und weiß hinterher  vieles über Optik, über die Wirkung von Kräften auf Materie und so weiter. Das alles ist völlig unabhängig von meinem Leben. Jeder und jede, die das Buch auch lesen, kommen zu der gleichen Erkenntnis und zum gleichen Wissen.


Weisheit ist immer persönlich

Weisheit funktioniert völlig anders. Wir können beide, Du und ich, die gleiche Erfahrung machen und doch zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

Zwei Brüder kommen aus einer Familie, in der Gewalt und Alkohol eine ungute Rolle gespielt haben. Der eine beschließt es anders zu machen und arbeitet hart daran, erfolgreich zu sein. Und der andere folgt dem Muster seiner Familie und setzt fort, was er in seiner Kindheit gesehen hat. Zwei ziemlich gleiche Erfahrungen und zwei stark voneinander getrennte und entfernte Erkenntnisse.

Weisheit ist also sehr persönlich und ist nicht so einfach zu verallgemeinern. Man kann Weisheit auch nicht beweisen - anders als die Inhalte in einem Physikbuch. Man kann der Weisheit nur Glauben schenken oder nicht.


Unser Körper nimmt wahr

Doch solche Erfahrungen von denen ich gesprochen habe, sie sind nicht nur in unserem Geist gespeichert.

Das hat man vor allem bei der Erforschung von traumatischen Erfahrungen entdeckt. Dass nämlich jedes Trauma nicht nur bildliche Erinnerungen in uns hinterlassen hat, dass wir nicht nur Szenen im Kopf haben und Botschaften. Jede traumatische Erfahrung ist immer auch in unserem Körper gespeichert. Deshalb ist Körperarbeit für Traumatisierte auch so wichtig.

In unserer Muskulatur stecken unsere Erfahrungen, die dann zu Verspannungen führen. manche können wir spüren, andere sind so fein, dass wir sie so einfach gar nicht wahrnehmen können.

Und was für extreme Situationen gilt, das gilt auch für weniger dramatische Ereignisse unseres Lebens.

Körper und Weisheit

Unser Körper ist ein eigenes Wahrnehmungsorgan. Und unser Gespür spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wir erspüren, was für uns stimmig ist, was in uns vorgeht, was wir mögen und was wir ablehnen. Immer dann, wenn ich mehrere Alternativen habe, erspüre ich, welchen Weg ich gehen möchte, wenn es keine Fakten gibt, die eine bestimmte Entscheidung nahelegt.

Unser Körper und unser Geist haben nicht nur eine Schnittstelle. Das merken wir immer dann, wenn Du Dir z.B. sagst: Ich will jetzt ein Glas Wasser trinken und es dann auch tust. Denn die Entscheidung des Geistes ist dann über eine Schnittstelle in Handlung, Muskelkontraktion und Bewegung umgesetzt worden. Das Glas bewegt sich zum Mund und Du trinkst.

Geist und Körper sind viel stärker miteinander verwoben als wir meinen. 

Und deshalb ergibt es auch Sinn, wenn wir unseren Körper mit in unsere Weiterentwicklung und die Erlangung von Weisheit einbeziehen. Über den Körper haben wir nämlich Zugänge zu einem impliziten Wissen, zu einem Wissen also, das ich wie das Halten des Gleichgewichts beim Fahrradfahren zwar wahrnehme, aber dadurch noch lange nicht erklären kann. Es ist einfach so.

Über den Körper kann ich dazu aber Zugang finden, kann ich erspüren, was gut für mich ist und was nicht.

Ich kann meinem Körper Fragen stellen und erspüren, was er dazu zu sagen hat, ob es angenehm ist oder unangenehm.


Übung

Und um das kennen zu lernen möchte ich Dich zu einer Übung einladen, die Dir helfen wird, Deinen Körper als inneres Wahrnehmungsorgan zu nutzen und zu erspüren, was jetzt wichtig für Dich ist.

Hast Du Lust dazu?

Bist Du bereit?

Ich vermute, dass Du ohnehin schon sitzt. Wenn nicht, dann tu das jetzt besser.

Schließe die Augen und fokussiere Deine Aufmerksamkeit nach innen. Werde ruhiger und ruhiger.

Nimm zunächst Deinen Hals war, so als würdest Du erspüren wollen, ob Du Halsschmerzen hast. 

Spüre nun weiter in den Brustraum hinein.

Nun frage Dich: Was will jetzt in Dir wahrgenommen werden? Was drängt sich jetzt in Dein Bewusstsein?

Und was immer es auch sein mag: Begrüße es. Sag einfach in Dich hinein und zu dem, was sich zeigt: Hallo oder Guten Tag.

Beginne es zu erforschen.

Und nun erspüre, um was es sich hier handelt.

Ist es ein Gefühl?

Vielleicht eine Sorge, eine Freude, eine Angst?

Versuche, das passende Wort zu finden, was das, was sich Dir zeigt am besten beschreibt. Und wenn Du meinst, es gefunden zu haben, dann sprich das, was sich Dir zeigt mit diesem Wort an. Wenn Dein Körper es auch passend findet, dann wirst Du eine Entspannung spüren. Wenn nicht, dann musst Du vielleicht noch weiter suchen.

Und wenn Du es gefunden hast, dann kannst Du diese kleine Übung auch schon wieder beenden. Bedanke Dich bei dem Empfinden und bei Deinem Körper und öffne Deine Augen wieder.

Das war jetzt eine kleine Übung, wie wir eine Brücke bauen können. Wenn Du daran weiter arbeiten würdest, dann könntest Du schrittweise zu Deinem impliziten Wissen, zu Deiner eigenen inneren Weisheit vordringen und sie für Dich nutzen.

Der Körper ist auch sehr wichtig wenn es darum geht, schwierige Zeiten zu durchstehen. Wenn Du daran Interesse hast, dann habe ich Dir dafür hier ein Video mit einer Anleitung dazu verlinkt.

Ich wünsche Dir eine Zeit voller Gespür.


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    Dann gehe ich zur Craniosacraltherapie.
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