Mit Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Für viele die Gelegenheit, eine Fastenkur zu beginnen, auf Fleisch, Alkohol oder Süßigkeiten zu verzichten und vielleicht auch den Fernsehkonsum zu reduzieren. Aber worum geht es bei der Fastenzeit auf einer tieferen Ebene betrachtet? Darüber werde ich sprechen und Dir ganz andere Möglichkeiten aufzeigen, wie Du in diesen Tagen fasten kannst - und deshalb nicht weniger essen musst.
Ich begrüße Dich zu meinem Video in dem es heute um das Fasten geht. Die Fastenzeit ist in der Öffentlichkeit geprägt davon, auf Süßigkeiten zu verzichten. Als wäre das die Krone des Fastens, als ginge es vor allem darum, alles, was lecker ist, nicht zu essen. Das kann natürlich alles Sinn machen und es kann sehr wohl auch Sinn machen, auf Zucker zu verzichten. Aber das ist für sich genommen noch keine spirituelle Übung. Es ist im Grunde genommen eine Bagatellisierung des Fastens.
Worum geht es beim Fasten?
Im Kern, und da wird mir jeder zustimmen, geht es darum zu verzichten. Aber es geht nicht darum auf Nahrungsmittel zu verzichten, obwohl das sehr wohl dazu gehören kann. Es geht auch nicht um Autofasten, Internetfasten und was man nicht alles schon an Ideen entwickelt hat.
Es geht darum!
Unser Leben ist in der Regel durch viele Einzelteile zerstreut. Wir haben uns sehr oft in den Einzelteilen verzettelt. Die Fragmentierung unseres Leben schreitet im
Laufe des Jahres und der Jahre immer weiter fort. Es wird Zeit, wieder aus den Einzelteilen das Gesamte zu sehen, nicht mehr in dies und das einzutauchen, sondern zurückzutreten, die einzelnen Dinge zu verlassen und wieder das Ganze zu sehen. Denn je weiter wir uns in die Vereinzelung unserer Wahrnehmung begeben, um so mehr tauchen wir immer tiefer in die Fragmente und verschiedenen Möglichkeiten dieser Welt ein und umso weiter weg entwickeln wir uns auch vom Göttlichen.
Fragment und Ganzheit
Und genau an dieser Stelle setzt für mich das Fasten an. Wir ziehen uns aus dem Fragment und dem Einzelteil zurück und bekommen wieder einen freien Blick, können Zusammenhänge wieder erkennen, sehen, dass alles zusammenhängt und zusammengehört. Ich möchte es an einem Beispiel deutlich machen: Wir können uns ganz tief in die Fragen der Pandemie einlassen, jede Info aufnehmen, die Zahlen sammeln und jeden Bericht lesen. Wir können uns ängstigen, aufregen, ärgern oder gleichgültig werden. Doch dann wirst Du schnell merken, dass Du den Überblick verlierst, dass Dich die Zahlen, die Fakten und Deine Gefühle beherrschen. Für ein einigermaßen gutes Leben während der Pandemie ist das sicherlich nicht gut. Wenn Du beginnst, etwas Abstand zu nehmen, das Ganze zu betrachten, auch über einen weiten Zeitraum hinweg, dann bekommst Du wieder Weite in Deinem Denken und in Deiner Sichtweise.
Oder wenn Du sehr gerne isst und manchmal vielleicht sogar zu viel oder das nicht so Gesunde. Dann verlierst Du Dich in den Dingen, in dem, was auf Deinem Einkaufszettel steht, was Dir angeboten wird, worauf Du jetzt Lust hast. Wenn Du einen anderen Blick einnimmt und Dein Essen zum Beispiel auf weniger Zutaten oder weniger Menge reduzierst, dann kannst Du wieder erkennen, worum es eigentlich geht.
Verstehst Du? Und wenn Du das weiter denkst und und verfolgst, dann erkennst Du nicht nur, wie alles zusammenhängt, sondern wie alles Sinn hat, wie alles letztlich in Gott gegründet ist und von dort herausfließt. Verwoben in den Einzelteilen kannst Du das kaum noch wahrnehmen.
Und jetzt mache ich Dir ein paar Vorschläge, wie Du in dieser Hinsicht Fasten kannst.
Verzichte auf zu viele Informationen
Meistens nehmen wir zu viele Infos auf, die wir alle gar nicht brauchen. Es ist gewiss gut, die Zeitung zu lesen und die Nachrichten zu sehen. Doch wir müssen nicht jedes Detail kennen und alles genau wissen und noch diese und noch jene Meinung hören. Das wird uns auf Dauer beherrschen. Reduziere die Aufnahme an Informationen - das heißt nicht, dass Du gar nichts mehr aufnimmst, reduziere es nur. Und das betrifft jedes Thema, das aktuell ist und Dir in den Sinn kommt. Konzentriere Dich auf die wesentlichen Aspekte. So bleibst Du in der Sichtweise der Weite.
Übe den weiten Blick einUnsere Welt mit all ihren Krisen und Herausforderungen verleitet uns dazu, dass wir nichts mehr verstehen, dass alles sinnlos erscheint. Das kommt daher, dass wir den weiten Blick nicht mehr haben. Wir sehen die Dinge aus den Einzelheiten heraus und verstehen dadurch nichts mehr. Erst, wenn Du die Einzelheiten verlässt, kannst Du wieder mehr sehen. Daher übe den Blick der Weite. Schaue auf diese Welt mit einem weiten Blick, der nichts ausschließt und über das Aktuelle hinausragt.
Konzentriere Deine Themen
Vielleicht geht es Dir ähnlich wie mir. Ich interessiere mich einfach für zu viele Dinge. Ständig könnte ich neue Bücher kaufen, weil mich so viel interessiert. Ich habe seit einiger Zeit angefangen, meine Themen zu konzentrieren und Schwerpunkte zu setzen. Es gibt jetzt Themen, die ich vernachlässige und andere, für die ich dadurch mehr Zeit habe. So verliere ich mich nicht im Dickicht meiner Interessen, sondern lenke meine Aufmerksamkeit bewusst auf das, was mir sinnvoll erscheint.
Erkenne Dich als Teil des Ganzen
Manchmal ist man gewillt, sich nicht als Teil dieser Gesellschaft anzusehen, sich irgendwo eine Einsiedelei zu kaufen und dort ganz für sich alleine zu leben. All das, was diese Gesellschaft ausmacht, kann einem schon mal zuwider sein, nicht wahr? Aber wir entkommen dem nicht und selbst, wenn es uns gelänge. Wir bleiben immer Teil von dem Größerem. Vor allem bleiben wir immer Teil des Netzwerkes des Lebens. Es kann eine sehr schöne Aufgabe in dieser Zeit sein, sich wieder bewusst als Teil dieses Netzwerkes des Lebens zu fühlen. Dazu gehört zu erkennen, wie der Käfer, die Mücke, das Gras, die Salatgurke und der Hund von nebenan, wie wir alle zusammengehören, wir, die Lebenden. Wir bilden ein großes Netz, wir vertreten das Besondere, das wir Leben nennen. Und diese Besonderheit verbindet uns auf einer ganz archaische Ebene. Und durch diese Verbindung sind wir auch aufeinander verwiesen. Wir sind alle dafür da, das Leben weiterzugeben und es immer wieder neu zu retten und zu stärken. Ich lebe nicht nur für mich, ich lebe auch für das Leben.
Im Kern geht es mir bei meinen Vorschlägen darum, dass wir uns jeweils auf mindestens eine größere Ebene begeben und von dort aus auf die Welt schauen. Gerne kannst Du immer weiter zurück gehen, immer mehr in den Blick nehmen, bis Du vielleicht eine Perpektive einnimmst, die alles betrachtet, mit dem Blick der Güte.
Eine gute Zeit Dir!
korrigierte Transskription