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Beschreibung
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Transskript
Diese Zeiten sind herausfordernd. Wir leben ständig mit einem Gefühl der Bedrohung und der Gefahr. Zahlen werden jeden Tag veröffentlicht, Nachrichten erreichen uns und auch, wenn wir versuchen nicht zu viel davon mitzubekommen, ihre Wirkung hat das alles durchaus. In Zeiten wie diesen, sind wir schnell einer Art Massenhypnose ausgesetzt - nicht gezielt, nicht von bösen dunklen Mächten entwickelt, es liegt in der Natur der Sache. Bedrohliche Situationen und Krisen sind immer hochgradig hypnotisch.
Wie aber können wir in all dem unsere Ruhe bewahren? Für Meister Eckhart war das Bewahren der Ruhe besonders wichtig und die zentrale Übung. Ich möchte Dir hier einen Weg vorschlagen, der sich sehr gut mit der Meditation verbinden lässt aber auch unabhängig davon hilfreich ist.
Es geht darum, die eigene Besorgtheit und Angst zu untersuchen und zu zergliedern. Wie das genau geht, das erkläre ich in dem Video. Und eines kann ich Dir jetzt schon sagen: Alles, was Du beginnst zu untersuchen, rückt stets ein wenig von Dir ab. Damit aber bist Du nicht mehr so stark im Bann von Angst und Sorgen und bekommst Raum für die Ruhe.
21.7.2021
Ich möchte noch eine Ergänzung anfügen, denn mir ist seit einiger Zeit klar geworden, dass wir inneren Freiden oder Ruhe erst finden können, wenn wir nicht mehr vor uns selber weglaufen und wenn wir in unserem Herzen angekommen sind. Du musst den Weg zurück zu Dir selber finden, Dich spüren, wahrnehmen in Dir stehen und in Deinem Herzen angekommen sein. Anders geht es nichbt.
Wie Du innere Ruhe finden kannst
Ich grüße dich. Heute möchte ich darüber sprechen, wie Du die innere Ruhe finden kannst oder wie wir anders mit unseren Emotionen umgehen können und das, was uns umhertreibt. Wir leben ja in einer Zeit, wo einfach eine ganze Menge passiert. Auch Dinge, die uns zutiefst beunruhigen können. Und es ist eine ganz eigene Kunst, in diesen ganzen Jahren die Ruhe zu bewahren: Wir haben Corona, wir haben gerade jetzt die Wahl des amerikanischen Präsidenten, wir haben Anschläge, wir haben vielleicht auch noch persönliche Krisensituationen, die wir meistern müssen, mit denen wir umgehen müssen.
Wie können wir unsere Ruhe bewahren? Denn wenn wir unsere Ruhe bewahren, dann haben wir vielmehr die Möglichkeit, auch uns selber zu regulieren, mit uns besser umzugehen, mit der Situation umzugehen. Wir fühlen uns nicht mehr so überwältigt und machtlos, sondern wir schaffen uns, indem wir mehr innere Ruhe bekommen, einfach mehr Handlungsspielräume wieder zurück. Ruhe zu finden ist ein ganz wichtiger Aspekt, den es eigentlich in allen großen spirituellen Schulen gibt.
Unter anderem ist das Üben der Stille in den Religionen so wichtig, Stille und Ruhe liegen nun mal sehr nah beieinander. So ist das im Buddhismus, im Hinduismus und natürlich auch im Christentum. Für Meister Eckhart war es die zentrale Übung, diese innere Ruhe zu finden. Immer wieder neu, grade im Tun, wenn ich beschäftigt bin, wenn ich herausgefordert bin, in die Ruhe zu kommen, in diese Ruhe zu finden.
Die Spur wird gelegt
Wie kann mir das gelingen? Wie geht das? Wie ist das möglich? Ich möchte dir ein paar Spuren legen, denen Du entlang gehen kannst. Spuren, die vielleicht deutlich machen können, wie ein Weg für dich ausschauen kann. Grundsätzlich ist es so, dass wenn wir mit Dingen konfrontiert sind, die uns belasten, ein Ereignis in unserem persönlichen Umfeld oder ein globales Ereignis, etwas, was uns zutiefst beunruhigt, dass es dann wichtig ist, sich dem Ganzen zu stellen und das Ganze einmal auch zu betrachten oder zu untersuchen.
Denn solche Erfahrungen, die wir machen, die uns sehr stark belasten, die erleben wir meistens als etwas Komplettes, als etwas Ganzes, als etwas, was eins ist, was uns wirklich schwerfällt, wo wir darunter leiden. Wenn wir aber tiefer reingehen, entdecken wir, dass man das Ganze nochmal untergliedern kann, dass man merkt, es gibt drei verschiedene Aspekte, wie ich diese Dinge betrachten kann und dazu möchte ich dich auch einladen.
Zergliederung der Wahrnehmung
Wenn ich in einer Situation bin, die mich belastet, dann habe ich eine Ebene fast immer dabei. Das ist die körperliche Ebene. Ich spüre etwas, das ist das Erste, das Wichtigste und was eigentlich immer dabei ist. Ich spüre etwas und spüren hat etwas mit dem Körper zu tun. Und dann frage dich: Wo im Körper spüre ich das? Wie spüre ich das? Ist es ein Kribbeln? Ist es ein Stechen? Ist es etwas, was ausstrahlt? Ist es hell oder dunkel? Hat es eine Farbe?
Aber am besten bleibst Du bei dem Spüren. Wie kannst Du das beschreiben, ohne es schon gleich in eine Bewertung reinzubringen? Man nennt das phänomenologisch, also vom Phänomen her heranzugehen, von dem ausgehend, was Du wahrnimmst, und das zu beschreiben. Wenn Du Dich dem so näherst, dann kannst Du feststellen, dass es noch mehr gibt.
Es gibt noch einen inneren Dialog dazu. Ja, es gibt noch einen inneren Dialog, in dem ich mit mir spreche und das Ganze vielleicht dadurch noch verschärfe und im Ganzen so einspinne, gebe so eine Schärfe rein, bringe eine Unerbittlichkeit, vielleicht sogar eine Ausweglosigkeit hinein. Und nimmst Du das wahr? Na ja, es gibt dieses Phänomen des Gefühls, das Spüren. Es gibt das Phänomen des Sprechens, des inneren Dialogs. Und dann gibt es noch ein Drittes.
Was sind die inneren Bilder dazu? Bilder vielleicht aus Vergangenheit, aus vorherigen Erfahrungen? Ja, und das alles wahrzunehmen. Das erst einmal wahrzunehmen und zu untersuchen. Und diese drei Dinge (Körper, innerer Dialog, innere Bilder) ja, die sind eigentlich in allen diesen Erfahrungen mit drin, die uns belasten, aber nicht nur bei den Dingen, die uns belasten, sondern auch bei Dingen. die uns erfreuen. Und das so zu untersuchen ist übrigens eine Form der Vipassana Meditation. Also aus einer bestimmten Richtung des Buddhismus heraus kommend, wo man genau das tut, diese Phänomene zu untersuchen.
Meine eigene Erfahrung
Und zu spüren und wahrzunehmen, wie das bei mir eigentlich funktioniert. Ich möchte einfach ein Beispiel geben, wie ich damit umgehe. Es ist ein ganz banales Beispiel. Trotzdem, anhand solcher banalen Beispiele kann man es vielleicht am besten erklären. Ich habe festgestellt, dass ich meinen Kaffee am Nachmittag ja gar nicht brauche. Es ist sozusagen sowas wie eine feste Institution. Nachmittags trinke ich einen Kaffee und irgendwann habe ich das untersucht und erst einmal gespürt, so gut schmeckt mir der Kaffee am Nachmittag gar nicht.
Und dann habe ich gespürt und auch wahrgenommen: Ich brauche den Kaffee, um mir einen guten Nachmittag zu verschaffen. Blödsinn, der Kaffee macht mein Nachmittag nicht schön. Und ich spürte auch, wie meine Dialoge stattfanden. „Ach, jetzt einen schönen Kaffee. Ach ja, das wäre jetzt schön. Ach ja, so eine Pause. Ach, wie gut.“ Und dann hab ich das alles, diesen Dialog mal heruntergedimmt, sozusagen den inneren Lautsprecher leise gedreht und auch die Bilder dazu.
Befreiung und Raum
Und es blieb eigentlich nur noch ein rudimentäres Gefühl von „Schmeckt gar nicht so gut“ und „Ich habe ein Bedürfnis.“ Aber wie gesagt: Nein, der Kaffee ist es nicht, den Kaffee lasse ich. Und seitdem? Das heißt nicht, dass ich gar keinen Kaffee mehr trinke, aber jetzt trinke ich nicht mehr regelmäßig nachmittags Kaffee und so habe ich es mit vielen anderen Dingen auch gemacht, durchaus auch mit größeren und existentiellen Themen. Es ist nur ein Beispiel. Es ist ein Beispiel dafür, dass Du Dich einerseits befreien kannst und zum anderen aber auch mehr Raum bekommst. Wenn Du die Dinge untersuchst, sind sie automatisch etwas auf Distanz? Wenn dich etwas ganz stark beschäftigt oder bedroht, dann untersuche es, mach es zu zum Objekt deiner Untersuchung. Mache es zu einem Gegenstand deines Forschungsprojektes sozusagen. Untersuche es, zergliedere es in verschiedene Teile. Wie ist es aufgebaut? Wie kommt das? Wie entsteht es eigentlich? Welche Bilder sind dann da? Welcher Dialog?
Wie ich schon sagte, vielleicht gibt es noch andere Elemente. Auf alle Fälle Zergliederung es. Mache es dadurch handhabbare und zum Objekt deiner Untersuchung, Denn Objekte Deiner Untersuchung sind immer auf Distanz zu Dir, ansonsten kannst Du sie nämlich gar nicht untersuchen. Und das gibt dir Raum. in dem die Stille eintreten kann, der Raum, in dem die Ruhe einkehren kann, wo Du Ruhe findest. So kannst Du es mit vielen Dingen machen, die in dein Leben hineinkommen, hineingebracht werden.
Nutze die Dinge, wozu sie da sind
Dass Du die Sache einfach untersuchst und wahrnimmst und dich vielleicht auch Stück für Stück von Dingen befreist, wo Du merkst, das ist es gar nicht. Es ist gar nicht wichtig. Wenn ich einen schönen Nachmittag haben möchte, dann verschaffe ich ihn mir nicht durch Kaffee. Wenn ich Kaffee trinke, dann trinke ich Kaffee, weil ich gerne Kaffee trinken möchte. Aber er ist nicht dafür da, mir einen schönen Nachmittag zu machen. Und so ist es mit vielen Süchten, natürlich auch mit den wirklichen Süchten, aber auch mit den vermeintlichen Süchten, von denen ich mich selbst befreien kann.
Vielleicht geht es wie beim Kaffee auch mit ähnlichen Dingen. Also das ist auch der Weg der Befreiung und der Weg der Befreiung führt in die Ruhe. Er führt auch in die Stille, könnte man sagen. Ja, wenn Du befreit bist, denn Befreiung ist ein anderes Wort von auf Distanz bringen. Das ist sehr logisch, weil ich, wenn es mir sehr nahe sein darf ich auch sehr nah dran bin und dann bin ich nicht frei davon. Es hat mich in der Hand. Wenn ich aber die Distanz herstelle, dann bin ich frei und habe Spielraum zu reagieren.
Sei ehrlich zu Dir!
Es geht eben auf dem spirituellen Weg auch um Befreiung. Es geht um Befreiung und zwar auch um Befreiung der Dinge, die Du dir schon seit 20, 30, 40, 50 Jahre selber einredest: Das ist wichtig und das tut dir gut und das ist schön. Und irgendwann vielleicht erkennst Du durch so eine Untersuchung: Nee, es war gar nie schön. Es ist nicht mehr schön und es hilft mir nicht wirklich. Es macht mein Leben nicht reicher.
Jetzt ist Dein Mut gefragt!
Es war nie so, wie ich es mir eingeredet habe! Das Leben wird durch diese Dinge oft nicht reicher. Gehen wir diesen Weg der Befreiung, den Weg, der in die Ruhe führt. Ja und schaffen wir Raum und Distanz. Indem wir die Dinge zergliedern, untersuchen, um diesen Raum zu schaffen für die Ruhe in all dem, was uns beschäftigt und dieses Untersuchen kannst Du mit allem machen, was plötzlich auf dich zukommt. Untersuche Deine Wahrnehmung und zergliedere sie.
So schaffst Du dir Raum und so schaffst Du dir die Ruhe, Stück für Stück in Deinem Alltag. Ich wünsche dir Mut, das zu tun und möchte Dich anspornen, damit zu beginnen, auch damit zu beginnen, Deinen Weg, Deinen Weg der Befreiung zu gehen. Und zu entdecken, das alles ist gar nicht so wunderbar, das sind alles Surrogate von Glück. Ja, Dinge, die dich nicht wirklich sättigen.
Und das ist der Weg der Befreiung, das zu erkennen und wirklich zu wissen, was dich wirklich, wirklich nährt und glücklich macht. Ich wünsche Dir einen ganz guten Weg dahin?
Lieber David,
Für mich heute ein tolles Video, da mir genau dieser Umgang mit allem, was mich antriggert, gerade immer wieder begegnet. Nun also auch von dir und das werde ich jetzt zum Anlass nehmen, mal wieder anzufangen oder noch tiefer einzusteigen in „das mich selbst kennenlernen“, loszulassen und neu zu sortieren. Schon spannend, dass dies wohl wirklich mein Weg ist, sonst würde ich diese Übung ja nicht andauernd angeboten bekommen. Und eben auch eine gute Methode, um tatsächlich mal ein wenig in die Haltung zu gelangen, in der es mir möglich ist, alles so anzunehmen, wie es gerade kommt. Wie heißt es von Krishnamurti so bezeichnend: „ich habe nichts gegen das, was geschieht. „
Ich verstehe darunter, die innere Abwehr abzulegen, was sicher manchmal einfacher und manchmal schwieriger ist. Und trotzdem sich berühren zu lassen und eine Haltung zu finden, aus der heraus ich in Ruhe und ohne Inneren Aufruhr handeln kann. Vielen Dank für deinen Impuls, Ingrid
Was m i c h wirklich nährt und glücklich macht?
Ja, das ist (war) die Frage aller Fragen.
In unterschiedlichen Lebensphasen gab es für mich unterschiedliche Antworten. Selten fand ich innere Ruhe.
Diese kehrte erst dann ein, als ich Antworten auf meine Lebensfragen fand und diese wundervolle, vollkommene Schöpfung in ihrer dogmenfreien Gesetzmäßigkeit erkannte.
Heute bin ich in der Lage mir diese innere Ruhe zu verschaffen. Nicht immer, aber immer häufiger!
Hadig